Have a cup of tea and – don’t panic

Angesichts der immer drängenderen Versorgungsprobleme in Post-Brexit-Großbritannien gibt es seitens der Regierung immer verrücktere Ideen und Durchhalteparolen.

Kein Sprit, kein Obst, kein Gemüse auf der britischen Insel? Have a cup of tea and - don't panic... Foto: Wei Huang / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Dass in Großbritannien 100.000 LKW-Fahrer fehlen, das ist bekannt. Dass ausländische LKW-Fahrer keine Lust haben, auf der immer mehr ausländerfeindlichen Insel den Karren aus dem Dreck zu ziehen, das ist ebenfalls bekannt. Dass es an nicht mehr versorgten Tankstellen und in Supermärkten zu Versorgungsengpässen kommt, ist auch kein Geheimnis mehr. Die Vorschläge der britischen Regierung, wie man mit dieser absehbaren Krise umgehen soll, sind erstaunlich.

Die Kommunen in Großbritannien sollen nach Anweisung der Regierung nicht mehr die Begriffe „Panik“ oder „Panikkäufe“ verwenden, wenn es um eben diese Versorgungsengpässe geht. Denn diese Begriffe könnten Panik auslösen. Wie man allerdings kommunizieren soll, wenn es keinen Sprit mehr an den Zapfsäulen gibt, das sagt die Regierung nicht.

Und überhaupt – die britische Regierung… der stellvertretende Regierungschef Dominic Raab (genau, derjenige, der bei den Brexit-Verhandlungen so arrogant auftrat und immer wieder versicherte, die britische Regierung habe alles im Griff…) schlägt nun allen Ernstes vor, Strafgefangene im Transportwesen einzusetzen. Wird das Vereinte Königreich dann seine eigene Strafkolonie? Früher verbannte Großbritannien seine Straftäter nach Australien, und heute sollen sie zum Truck-Fahren nach Manchester, Leeds oder Birmingham geschickt werden?

Fast fünf Jahre lang haben es diejenigen, die sich für den Brexit eingesetzt haben, versäumt, diesen Brexit auch zu planen. Es ist geradezu pathetisch, vor welchen selbstgemachten Problemen das (noch) Vereinte Königreich heute steht. Alle diese Probleme waren abseh- und damit planbar, aber mit solchen „Details“ wollte sich die britische Regierung wohl nicht belasten.

Aber vielleicht bringt die britische Misere ja auch eine neue Kreativität ins britische Phlegma. So könnte man sich ja für den Vorschlag von Dominic Raab überlegen, ob es nicht eine technologische Möglichkeit gibt, eine elektronische Fußfessel mit einem digitalen Fahrtenschreiber zu kombinieren.

Im Grunde wäre es inzwischen geradezu amüsant, sich die britischen Probleme anzuschauen, wäre es eben nicht so traurig. Die Hälfte der Briten ist ein paar durchgeknallten, nationalistischen Politclowns wie Nigel Farage oder Boris Johnson auf den Leim gegangen und muss nun einen hohen Preis dafür bezahlen. Hoffen wir mal darauf, dass es irgendwann mal wieder eine britische Regierung gibt, die nicht im nationalen Rausch deliriert, sondern wieder anfängt, im Interesse der Briten zu arbeiten. Denn eine solche Regierung hat London schon lange nicht mehr gesehen…

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