Heute ist Christi Himmelfahrt

An diesem hohen christlichen Feiertag ist gleichzeitig in Deutschland Vatertag. Eine prächtige Gelegenheit, die Aufnahme Jesu in den Himmel mit einem gepflegten Besäufnis zu begehen…

Mit Bollerwagen oder Pferdegespann geht es heute zum Männer-Besäufnis... Foto: Lienhard Schulz / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Es ist schon eine seltsame Sitte, Christi Himmelfahrt mit viel Alkohol zu begieβen. Man muss nicht selber gläubig sein, um diese „Sitte“ seltsam zu finden. Doch auch heute werden zahlreiche Männergruppen mit Bollerwagen oder sogar Pferdegespann in den Wald oder sonst wohin ziehen, sich bereits auf dem Weg die Lampe zuschütten und dann am Zielort grillen oder einfach weitersaufen. Der Zusammenhang zwischen dem kirchlichen Fest und diesem kollektiven Besäufnis ist allerdings nicht so ganz klar.

Dabei ist Christi Himmelfahrt ein umstrittener Feiertag, der nur im Lukas-Evangelium, nicht aber in den anderen Evangelien als sichtbares Ereignis erwähnt wird. Dabei ist die Himmelfahrt im christlichen Glauben der Moment, in dem der wiederauferstandene Jesus für das ewige Leben in den Himmel einzieht, was ja der Grundpfeiler des Christentums ist, das Versprechen auf ein ewiges Leben. 40 Tage nach seiner Wiederauferstehung und neun Tage vor Pfingsten ist dies also der Zeitpunkt, an dem sich für Christen ihr Glaube materialisiert. Warum man diesen Tag nun mit Saufen und Grillen verbringt, ist schleierhaft.

In einigen katholischen Gegenden wie Bayern wird Christi Himmelfahrt mit Prozessionen begangen, danach bricht die „Pfingstnovene“ an, wie die neun Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten genannt werden und während derer die Gläubigen insbesondere den Heiligen Geist anbeten. Im Brauchtum gibt es zahlreiche andere Rituale zu diesem Datum und niemand weiβ, warum sich dieser Tag in ein „Macho-Besäufnis“ verwandelt hat.

Im eher protestantisch geprägten Osten Deutschlands wird dieser Tag schlicht als „Herrentag“ bezeichnet, steht dieser „Macho-Feiertag“ immer mehr in der Kritik. Nicht nur, dass die Saufgelage ein mehr als 1500 Jahre altes christliches Ritual entwerten, dazu registrieren die Behörden an diesem Tag aufgrund des hohen Alkoholkonsums dreimal mehr Unfälle als an anderen Tagen.

Und – anders als beim Muttertag, bei dem die Leistung der Mütter gewürdigt werden soll, feiern sich die „Herren der Schöpfung“ heute selbst. Und dass ihnen dazu nichts Besseres einfällt, als sich zu besaufen, ist eigentlich schade. Alleine schon der Respekt vor den Millionen Gläubigen in unserem Kulturkreis würde dafür sprechen, diesen Tag anders zu begehen. Aber zum Glück leben wir noch in freien Ländern, in denen es jedem freisteht, sich an einer solchen „Herrenpartie“ zu beteiligen oder nicht. So oder so, die Redaktion wünscht ihren Leserinnen und Lesern einen schönen Feiertag und ein ebenso schönes laaaanges Wochenende!

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