Heute ist Feiertag in Frankreich – warum nicht bei uns?

Am 8. Mai 1945 war der II. Weltkrieg vorbei. 50 Millionen Menschen mussten ihr Leben lassen, weil der Nazi-Wahnsinn die Welt erobern wollte. Eigentlich sollten wir diesen Tag auch feiern.

Am 8. Mai 1945 endete das schwärzeste Kapitel der deutschen Geschichte. Seltsam, dass wir diesen Tag nicht als freudiges Ereignis begehen. Foto: ACBahn / Wikimedia Commons / GNU 1.2

(KL) – Wenn man in Deutschland fragt, was am 8. Mai 1945 passiert ist, erhält man entweder keine Antwort, oder man hört Dinge wie „Da hat Deutschland den Krieg verloren“ – und das stimmt so nicht ganz. An diesem Tag wurde die Tags zuvor unterzeichnete, bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht gültig und der Krieg war vorbei – das 1000jährige Reich der Nazis war nach 12 Jahren implodiert. Zum Glück. Auch Deutschland wurde vom Wahnsinn dieser geisteskranken Ideologie befreit. Denn die Menschen verachtende, Massen mordende Ideologie der „Herrenmenschen“ war eine Plage für die ganze Welt, also auch für Deutschland, auch wenn in Deutschland die Mehrheit der Menschen begeistert den Wahnsinn der Nazis unterstützte. Insofern hätten gerade wir Deutschen jeden Grund, diesen Tag zu feiern – nicht einen „verlorenen Krieg“, sondern die Rettung der Welt vor den Nazis.

Die „Stunde Null“ war das Beste, was Deutschland passieren konnte und es ist schlicht unglaublich, dass es heute noch Menschen gibt, die Ideen aus der damaligen Zeit in ihren etwas begrenzten Hirnen am Leben erhalten. Was man zuletzt bei der „Pegida“ erkennen konnte, was man aber auch immer wieder dort sieht, wo sich „brave Bürger“ mit Gewalt dagegen zur Wehr setzen, dass sie in einer krisengeschüttelten Welt Menschen aus anderen Kulturkreisen helfen sollen. Denn nach wie vor denkt wohl der eine oder andere Deutsche, dass er etwas Besseres sei als ein vertriebener Syrer, ein vor dem Terror flüchtender Malier oder ein politisch verfolgter Chinese ist.

Diejenigen, die unsere gemeinsame Welt aus den Klauen der schlimmsten Ideologie aller Zeiten gerettet haben, begehen diesen 8. Mai als Feiertag. Wir Deutschen nicht. Angela Merkel und andere haben sich auch geweigert, zu den Feierlichkeiten nach Moskau zu reisen, statt für einen Tag ihre Animositäten beizulegen. Wahrscheinlich hat Washington der Kanzlerin verboten, den 20 Millionen Russen, die von den Nazis getötet oder bei den Kämpfen zur Befreiung der Welt ihr Leben ließen, den deutschen Respekt zu zollen. Wie kleingeistig, wie historisch unsensibel!

Genau wie am 11. November, dem Tag der deutschen Kapitulation nach dem I. Weltkrieg, macht Deutschland die Augen zu, wenn es darum geht, das Ende dieser Kriege würdevoll zu begehen. Das ist der einfachste Weg, sich nicht mit der Frage zu beschäftigen, wie es zu diesen Kriegen kommen konnte – was dann auch erfolgreich verhindert, dass man analysiert, wie das Massenphänomen des barbarischen Totalitarismus das Individuum erreicht und in seinen Bann zieht. Denn es ist keineswegs so, wie die Generation unserer Väter es gerne darstellt – dass im Grunde keiner so richtig dafür war… falsch! Adolf Hitler und die NSDAP, getragen von der Großindustrie, kamen durch demokratische Wahlen an die Macht und die Deutschen wurden Weltmeister darin, die Augen zu schließen, wenn aus ihrer Straße jüdische Mitbürger abgeholt wurden. Aber gewusst haben es praktisch alle, dass diese abgeholten Juden nicht auf eine Erholungsreise geschickt wurden.

Wenn man sieht, dass sich der überwiegende Teil der deutschen Neonazis und Ausländerhasser bei jungen Menschen rekrutiert, wäre es an der Zeit nachzudenken, ob man den 8. Mai und/oder den 11. November nicht auch in Deutschland zum Feiertag macht und speziell in den Schulen dafür sorgt, dass dieses Thema auf moderne Weise mit den nächsten Generationen besprochen wird. Wenn irgendjemand nie vergessen darf, wie es zu diesen Kriegen kam, dann doch wohl wir Deutschen!

In diesem Sinne sollten wir uns über die Besucher aus dem Elsass an diesem 8. Mai freuen und darüber nachdenken, was wir eigentlich tun, um das Entstehen neuer Katastrophen zu verhindern. Die zeichnen sich nämlich momentan in der ganzen Welt an. Und wir werden hinterher wieder von nichts gewusst haben…

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