Heute vor 32 Jahren…
…am 9. November 1989, fiel die Berliner Mauer. Zwar blühen im Osten immer noch nicht alle Landschaften, aber an diesem Tag wurde Geschichte geschrieben. Und jeder, der diesen Tag erlebt hat, erinnert sich daran.
(KL) – Es lag bereits seit Wochen in der Luft. Da waren die großen Konzerte an der Mauer, da war der fast schon dramatische Aufruf des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan („Mister Gorbatchev, tear down this wall!“), da waren die Montags-Demonstrationen in Leipzig und in anderen Städten der DDR, bei denen man jedes Mal den Atem anhielt, ob die Vopos und russischen Soldaten nicht doch schießen würden – es roch nach einer Bürgerrevolte und diese fand dann tatsächlich auch statt.
Niemand, der diesen Tag erlebt hat, vergißt den Abend des 9. November. Die TV-Anstalten auf der ganzen Wellt unterbrachen ihre Programme und schalteten auf die Live-Bilder aus Berlin, wo Menschen die Mauer erklommen und anfingen, mit allen möglichen Geräten Stücke aus dieser Mauer zu hauen, die 40 Jahre lang Ost und West getrennt hatte. Atemlos saßen wir vor dem Fernseher und fragten und zunächst, ob das nicht eine Art Remake des „Krieg der Welten“ von Orson Welles sei, eine Art großes TV-Spektakel, aber das war es nicht. Wir erlebten den Anfang des Endes des geteilten Deutschlands, die Implosion des Ostblocks, den Aufstand der Bürgerinnen und Bürger des Osten Deutschands.
Allerdings war die Zielsetzung der Bürgerrevolte in der DDR nicht unbedingt die Vereinigung der beiden Deutschlands, in einer ersten Phase wollten die DDR-Bürgerrechtler eigentlich die DDR reformieren und beibehalten. Sie wollten reisen, sie wollten im Westen einkaufen, sie wollten nicht mehr in einer Art Freiluft-Gefängnis verharren, in dem nicht mehr viel funktionierte und sich nur die Bonzen in Wandlitz noch einen halbwegs angenehmen Lenz machen konnten.
Dass der Abend des 9. November 1989 nicht in einem Blutbad endete, verdankt Deutschland zwei Menschen. Zum einen dem unglücklichen Günter Schabowski, Politbüro-Mitglied, der in einer Pressekonferenz versehentlich verkündete, dass DDR-Bürger ab sofort in den Westen reisen könnten und zum anderen, dem wachhabenden Offizier der DDR-Grenztruppen am Grenzübergang Bernauer Straße, der angesichts der herandrängenden Menschenmassen entschied, das Grenztor zu öffnen, statt auf die DDR-Bürger schießen zu lassen. Der Rest ist Geschichte.
Tausende Menschen strömten nach West-Berlin, fielen dort den Menschen in die Arme und selten floß so viel Sekt und Champagner in Berlin wie an diesem Abend.
Heute, 32 Jahre später, gibt es im Osten zwar immer noch nur wenige „blühende Landschaften“, die der damalige Kanzler Helmut Kohl im Überschwang der Gefühle versprochen hatte, doch langsam, aber sicher, findet eine Angleichung der Lebensbedingungen zwischen Ost und West statt.
Die gewaltlose Revolution in der DDR zeigt, dass es kein vom Menschen gemachtes politisches System gibt, das nicht auch vom Menschen wieder aufgelöst werden kann. 40 Jahre Unterdrückung, 40 Jahre Schießbefehl an der damals wohl am besten gesicherten Grenze in Europa, 40 Jahre unterschiedlicher Entwicklungen zwischen Ost und West hatten ein Ende.
Nicht vergessen sollte man allerdings, dass all das nicht möglich gewesen wäre, hätte nicht zuvor ein Elektriker der Ursus-Werft in Danzig, Lech Walesa, mit seiner Gewerkschaft „Solidarnosc“ den gesamten Warschauer Pakt erschüttert und damit sogar das Ende der Sowjetunion eingeläutet. Die UdSSR war damals derart unter Druck, dass sie schlicht und ergreifend keine Ressourcen hatte, an der westlichen Außengrenze ihre geopolitischen Interessen zu wahren. Gorbatchev hatte in der Erkenntnis, dass diese Entwwicklung nicht mit Waffengewalt aufzuhalten war, die „Perestroika“ ausgerufen und bei der letzten Großveranstaltung der DDR, der 40-Jahr-Feier der Gründung der DDR, den damaligen SED-Oberen warend zugerufen, dass das Leben diejenigen bestraft, die zu spät kommen. Doch Honecker & Ko. hatten diese Warnung nicht verstanden und klammerten sich noch an ihr Lebenswerk, als dieses schon längst implodiert war.
Was für eine Lektion der Geschichte! Kein Unrechts-Regime dauert ewig, nichts kann den kollektiven Volkswillen stoppen, jedes noch so repressive System kann von der Flut der Geschichte weggespült werden. Vielleicht sollte man in den nächsten Jahren öfters an diese gewaltlose Revolution in der DDR denken, denn momentan weht der politische Wind in Europa eher aus der autoritären, zuweilen sogar aus der totalitären Ecke. Da ist das Beispiel der DDR-Revolution ermutigend – wenn es zu heftig wird und sich das Volk mobilisiert und solidarisiert, kann es Berge versetzen. Und auch Unrechts-Regimes.
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