Hexenjagd auf Ungeimpfte

Baden-Württemberg gibt mal wieder den Vorreiter. Aufgrund weiterhin rasant ansteigender Covid-Zahlen wird das öffentliche Leben wieder eingeschränkt – vor allem für Ungeimpfte.

Überall in Europe, wie hier in Brüssel, machen die Impfzentren dicht. Haben wir den Kampf gegen die Pandemie aufgegeben? Foto: Claudio Centonze / European Commission / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Die Covid-Zahlen steigen steil an, nicht nur im Südwesten Deutschlands, sondern praktisch überall auf der Welt. Als Maßnahme hat man sich jetzt in Baden-Württemberg dazu durchgerungen, nicht geimpfte Personen weiter zu stigmatisieren, was zwar der Pandemie absolut keinen Einhalt bieten wird, dafür aber den Vorteil bietet, eine Bevölkerungsgruppe als „Sündenböcke“ abzustempeln. Das ist einfacher, als endlich einzugestehen, dass die Abschaffung der kostenlosen Tests der wohl bislang größte Fehler im Pandemie-Management war und diese völlig kontraproduktive Zwangsmaßnahme wieder zurückzunehmen. Und neben den neuen Einschränkungen gibt es ab sofort auch wieder Kontaktbeschränkungen im Ländle. Natürlich nur für nicht geimpfte Personen.

Seit gestern gelten wieder strengere Covid-Regeln, allerdings nur für nicht geimpfte Personen. Diese müssen nun vor allem im Freizeitbereich wieder mit deutlichen Einschränkungen klarkommen. Kino, Restaurant, Schwimmbad, Museum oder auch die Firmenkantine sind für nicht geimpfte Personen nur noch mit aktuellem PCR-Test zu betreten, wobei diese PCR-Tests inzwischen richtig teuer sind. Da sich aber viele nicht geimpfte Personen einen „falschen Impfpass“ über dunkle, aber nicht schwer zu findende Wege beschaffen, wird auch diese Maßnahme nichts bringen, wie praktisch alle Maßnahmen bisher.

Auch in anderen Bundesländern wird man angesichts der nächsten Welle, die bereits mit voller Wucht auf uns zurollt, die Fehler der Vergangenheit wiederholen, obwohl man nach zwei Jahren eigentlich in der Lage sein sollte zu unterscheiden, was etwas bringt und was nichts bringt. Doch mit der Abschaffung der kostenlosen Tests, der einzigen Möglichkeit, zeitnah eine Infektion festzustellen, haben die politisch Verantwortlichen den eigentlichen Kampf gegen die Pandemie eingestellt und sich stattdessen darauf konzentriert, über allerhand Maßnahmen Impf-Skeptiker eben doch zur Impfung zu zwingen. Doch die Umfragen zeigen, dass auch das nicht funktionieren wird.

In Sachsen plant man das 2G-Schema, praktisch überall woanders das 3G-Schema. Diese „Strategien“ werden zur Folge haben, dass sich dann eben Geimpfte und Genesene gegenseitig anstecken, weiß man doch seit geraumer Zeit, dass sich rund 50 % der doppelt Geimpften weiterhin mit dem Virus anstecken und dies auch weitergeben. Und was wird man dann machen, wenn sich nach dem erneuten Ausschluss der nicht Geimpften aus der Gesellschaft die Geimpften und Genesenen gegenseitig anstecken, so, wie es momentan bereits bei praktisch allen Veranstaltungen passiert, die diesen beiden vermeintlich „sicheren“ Bevölkerungsgruppen vorbehalten sind? Wird man dann endlich das Richtige tun und nicht nur die kostenlosen Tests wieder einführen, sondern diese auch verpflichtend auf Geimpfte und Genesene ausdehnen, die mittlerweile nicht mehr „sicher“, sondern ebenso „unsicher“ sind wie alle anderen?

Das Abstempeln von nicht geimpften Personen als „unsolidarisch“, „verantwortlich für den Verlauf der Pandemie“ oder „unsicher“, ist ein unglaublicher politischer Fehler, denn er setzt voraus, dass geimpfte und/oder genesene Menschen nicht mehr aktiv am Infektionsgeschehen teilhaben. Doch wissen wir seit Monaten, dass diese Annahme grundlegend falsch ist. Selbst die Hersteller der Impfstoffe sagen es deutlich – BionTech-Pfizer bietet gegenüber dem dominanten Delta-Variant einen Schutz von höchstens 50 bis 70 %, bei Astrazeneca liegt die Effizienz angeblich klar unter 50 %. Im Klartext: Die Chancen, selbst mit Impfung das Virus einzufangen und weiterzugeben, liegen bei 50:50. Für eine Impfung ist das wohl der schlechteste Effizienzwert, den man sich vorstellen kann und da ist es schon starker Tobak, die Fragen der Menschen hierzu unbeantwortet zu lassen und stattdessen mit allen möglichen Tricks zu versuchen, die Menschen zur Impfung zu zwingen.

Dass sich die Situation auch in den Krankenhäusern verschärft, damit musste man rechnen. Denn inzwischen wird ja nicht mehr die Pandemie bekämpft, sondern es dreht sich einzig und alleine noch darum, eine maximale Anzahl Impfdosen unters Volk zu bringen, deren Effizienz mehr als fraglich ist.

Der Herbst und Winter werden überall in Europa heftig werden. Zahlreiche Länder, die bereits jubelnd ihre „Freedom Days“ gefeiert haben, müssen nun kleinlaut wieder die sanitären Maßnahmen einführen, Abstand, Maske und den Rest, der „Sanitär-Pass“ gehört auf den Prüfstand, weil er schlicht und ergreifend nichts zur Bekämpfung der Pandemie beitragen kann und von Woche zu Woche ist es erstaunlicher zu sehen, wie sämtliche Regierungen auch nach zwei Jahren immer noch davon ausgehen, man könne eine weltweite Pandemie mit lokalem und regionalem Klein-Klein bekämpfen.

Die Hexenjagd auf nicht geimpfte Personen wird nicht nur die Pandemie nicht eindämmen können, sie schafft dazu weitere gesellschaftliche Probleme, die unsere aktuellen Regierungen ebenso wenig in den Griff bekommen werden wie das Virus und seine Varianten. Statt der Bevölkerung zu vermitteln, dass heute ALLE Personengruppen weiterhin gefährdet UND Gefährder sind, erzählen uns unsere Regierungen immer noch, dass man sich und andere durch die Impfung schützen kann, wodurch suggeriert wird, dass man geimpft oder genesen aus dem Schneider und auf der sicheren Seite sei. Aber das stimmt eben nicht.

Bevor man sich endlich, endlich, endlich durchringt, diese Pandemie auf europäischer Ebene zu bekämpfen, müssen als allererstes die PCR-Tests wieder für alle kostenlos gemacht werden und es muss ein regelmäßiges Testschema für geimpfte und nicht geimpfte Personen eingeführt werden. Es sei denn, es ginge tatsächlich nur noch darum, das Geschäftsmodell von „Big Pharma“ zu fördern. Aber das mag man sich ja nicht einmal vorstellen…

1 Kommentar zu Hexenjagd auf Ungeimpfte

  1. Das stimmt so nicht ganz. Die Wirksamkeiten der Impfstoffe beziehen sich auf einen schweren COVID-Verlauf nach einer Infektion und nicht auf Ansteckung und Weiterverbreitung. Von daher ist die Dynamik kaum gebremst, die Zahlen zeigen es.

    Recht haben Sie mit der Hexenjagd. Ein altes Muster: Schuldige suchen, wenn es nicht klappt.

    Was ich aber schlimmer finde ist die Haltung vieler Impfverweigerer. Mit teils abstrusen bis hirnrissigen Argumenten entziehen sich viele der gesellschaftlichen Verantwortung. Das wird auf Jahre spalten, solchen Menschen vertraut man nicht mehr.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste