Hier hoch, dort ‘runter

Seit gestern entwickelt sich der Kraftstoff-Preis in Deutschland und Frankreich in entgegengesetzte Richtungen. Weiterhin versuchen alle Länder, die Weltkrisen alleine zu stemmen.

Von den Preisangaben an den Tankstellen werden Autofahrer bald Albträume bekommen... Foto: Dear Harry / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Am gestrigen 1. September 2022 entfielen in Deutschland die Subventions-Rabatte auf Kraftstoffe, während in Frankreich diese Rabatte nicht nur erhöht, sondern gleich für zwei Monate verlängert wurden. Resultat: Innerhalb von Stunden wuchs der Preisunterschied zwischen beiden Rheinseiten auf bis zu 40 Cent pro Liter. Und es fällt auf, dass wie bei der Pandemie, auch zum Thema Energiepreise eine europäische Kakophonie herrscht. Europa schafft es einfach nicht, sich wie Europa zu verhalten.

Diesel kostet seit gestern in Deutschland im Schnitt 2,16 € pro Liter, in Einzelfällen auch zwischen 2,20 € und 2,30 € und es ist heute bereits klar, dass diese Preise weiter steigen werden. Der Preis für bleifreies Benzin ist noch etwas geringer, doch auch das ist nur eine Momentaufnahme.

In Frankreich verfährt man anders und erhöht und verlängert die Tankrabatte um zwei Monate. Hintergrund ist sicherlich, dass man in dieser Phase der „Rentrée“ den Gelbwesten keinen Anlass geben will, direkt wieder mit ihren „Akten“, den gewaltgeprägten Demonstrationen in Paris und den großen Städten weiterzumachen. Immerhin, zu Beginn dieser Bewegung 2018 war es der hohe Kraftstoffpreis, der diese Proteste ausgelöst hatte. Und damals lag der Literpreis noch sehr deutlich unter dem heutigen Niveau.

Angesichts der aktuellen Entwicklung hätte Europa richtig viel zu gewinnen, würde es sich als Einheit, und nicht als loser Staatenbund mit extrem starrer Geschäftsordnung erweisen. Würden die 27 gemeinsam Ressourcen auf dem Weltmarkt einkaufen und diese gerecht und bedarfsorientiert innerhalb der Union verteilen, und zwar nicht nur für Erdöl-Produkte, sondern auch für Gas und Strom aus anderen Produktionen, stünden wir deutlich besser dar. Doch statt die Power einer Organisation zu nutzen, die immerhin rund 500 Millionen Menschen vertritt, bosselt lieber weiterhin jeder für sich alleine vor sich hin, in der Hoffnung, die Weisheit zu finden und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

In der aktuellen Situation kann es eigentlich nur eine richtige Entscheidung geben – eine echte, europäische Kooperation, in der alle in die gleiche Richtung rudern, die Schwächeren die Stärkeren stützen und umgekehrt von der Stärkeren mitgetragen werden. Und das war ja eigentlich auch mal ein „europäischer Wert“. Doch die europäischen „Werte“ haben wir offenbar nach sechs Monaten Krieg bereits über Bord geworfen.

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