Hitzewelle – so lange, bis Fessenheim schmilzt…

BUND-Geschäftsführer Axel Mayer fordert die sofortige Abschaltung von Fessenheim, denn die kritische Temperaturgrenze ist überschritten.

Wenn es so heiß wird wie zur Zeit, wird Fessenheim aus mehreren Gründen zu einer akuten Gefährdung. Foto: Eurojournalist(e)

(Red / Axel Mayer) – Die Temperatur des Rheins bei Karlsruhe hat am 6. Juli 2015 die kritische Grenze von 25 Grad überschritten. Das in der Schweiz gelegene Atomkraftwerk Mühleberg musste bereits wegen der hohen Temperatur der Aare – am Sonntag wurden 23 Grad gemessen – seine Leistung drosseln, wie Murielle Clerc, Sprecherin der Betreiberin BKW, eine Meldung der NZZ bestätigte.

BUND-Geschäftsführer Axel Mayer fordert angesichts der viel zu hohen Rheintemperaturen die sofortige Abschaltung des französischen AKW in Fessenheim. Lachse und Meerforelle geraten beispielsweise bei Temperaturen von mehr als 23-25°C unter Stress („Thermische Barriere“) und stellen ihr Wanderverhalten (Aufwärtswanderung) ein, bis wieder niedrigere Temperaturen erreicht sind. Die Verordnung zum Schutz der Oberflächengewässer (Oberflächengewässerverordnung – OGewV) in Deutschland strebt eine maximale Temperatur von 25°C an.

Das französische AKW Fessenheim am Oberrhein hat keine Kühltürme und setzt zu hundert Prozent auf die, für den Betreiber EDF profitable, für die Umwelt aber verheerende Flusswasserkühlung. Ein Ölkraftwerk müsste täglich 8,64 Millionen Liter Öl verbrennen, um die Wärme zu erzeugen, die das EDF / EnBW AKW Fessenheim jeden Tag in den Rhein leitet.

Die beiden Reaktorblöcke haben eine elektrische Leistung von je 900 MW, aber eine thermische Leistung von je ca. 2700 MW. Bei einem Wirkungsgrad von ungefähr 33% werden von beiden Reaktoren ca. 3600 MW Abwärme in den Rhein geleitet, denn das AKW hat keine Kühltürme. Das ist eine unvorstellbar große Energiemenge.

Stellen Sie sich vor, am Rhein bei Fessenheim stünde ein Ölheizwerk. In diesem Ölheizwerk würden stündlich 360 000 Liter Öl verbrannt, um damit Wasser zu erhitzen und dieses erhitzte Wasser würde in den Rheinseitenkanal gekippt… 3600 MW Abwärme entsprechen umgerechnet stündlich dem Wärmeäquivalent von ca. 360 000 Litern Öl.

Bei einer Betrachtung der vom AKW Fessenheim ausgehenden Wärmeverschmutzung darf nicht nur die Situation am Ausflussrohr betrachtet werden, sondern die negativen Auswirkungen dieser starken Erwärmung auf das Ökosystem des gesamten Flusses bis zur Mündung. Wenn alle Kraftwerke am Rhein auf Kühltürme verzichtet hätten, dann wäre der Rhein heute bereits biologisch tot.

Die Durchschnittstemperatur des Rheins hat sich während der letzten 100 Jahre dramatisch erhöht. Von den durchschnittlich 3°C Temperaturerhöhungen sind allein 2°C auf Wärmeeinleitungen durch große Kraftwerke zurückzuführen. Der vom Menschen gemachte Klimawandel wird aller Voraussicht nach zu einer weiteren Temperaturerhöhung führen. Das gute ökologische Potential ist damit im Rhein in Zukunft nicht mehr erreichbar, wenn Kraftwerke den Rhein weiterhin thermisch verschmutzen.

Der gesunde Menschenverstand will, dass Fessenheim endlich abgeschaltet wird. Seit Jahren kämpfen Menschen und Organisationen aus den drei Anrainerländern für die Schließung des ältesten Atommeilers Frankreichs, der nicht nur einen technologischen Irrweg, sondern vor allem ein nicht kalkulierbares Risiko darstellt. Die großartig angekündigten Pläne des französischen Präsidenten Hollande bei dessen Amtsantritt, Fessenheim zu schließen, sind längst in der Schublade der unentschlossenen Umweltministerin Ségolène Royal gelandet. Und so wird es weitergehen, bis eines Tages, in einem heißen Sommer, Fessenheim einfach schmilzt. Doch dann wird es für Einsichten zu spät sein.

1 Kommentar zu Hitzewelle – so lange, bis Fessenheim schmilzt…

  1. Wenn ich alles gut verstanden habe kann warmes Wasser nichts wirklich erfrischen (Fessenheim)

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