Höhere Mathematik in der Eurometropole

Durch eine überraschende Wahl in Schiltigheim und die Erweiterung der Eurometropole Straßburg um 5 Gemeinden könnten die Mehrheitsverhältnisse kippen.

Am 5. Januar wird Yves Bur (r.) versuchen, Robert Herrmann (m.) vom Thron zu stossen. Ob es klappt? Foto: Claude Truong-Ngoc / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Es riecht nach Verrat in der Eurometropole Straßburg. Nachdem am Anfang des Jahres der Präsident der Eurometropole Robert Herrmann (PS) einen für Frankreich mehr als ungewöhnlichen Schritt unternommen hatte, indem er die konservative Opposition in einer Art „großer Koalition“ an der Regierung beteiligt hatte (ein für Frankreich geradezu revolutionäres Vorgehen), will ihm nun sein „Koalitionspartner“ Yves Bur, Vizepräsident der Eurometropole, in den Rücken fallen. Am 5. Januar werden wir wissen, ob der „Putsch“ der Konservativen mit Hilfe der Rechtsextremen klappt.

Anfang des Jahres ging es Robert Herrmann um mehrere Dinge, als er die konservative Opposition mit in die Regierung der Eurometropole einband. Zum einen wollte er ein neues, kooperatives Modell für das Management der wichtigen Eurometropole einführen und damit ein politisches Zeichen setzen. Und dazu ging es ihm darum, den rechtsextremen Front National aus dieser Regierung heraus zu halten, was vor einem Jahr auch noch das Ziel der bürgerlichen Konservativen war. Doch der nach Bedeutung und Macht strebende Yves Bur, Bürgermeister von Lingolsheim, hat wohl die Grundzüge dieses Konstrukts nicht verstanden, oder aber die Gier nach Macht ist derart, dass er bereit ist, dieses Konstrukt über den Haufen zu werfen, um Kalif anstelle des Kalifen zu werden. Und plötzlich auch gerne in Zusammenarbeit mit den Rechtsextremen.

Nachdem in Schiltigheim die grüne Danielle Dambach als Rätin der Eurometropole durch den konservativen Eric Senet ersetzt wurde und im Januar fünf neue Gemeinden mit konservativen Bürgermeistern zur Eurometropole stoßen, könnten sich tatsächlich die Mehrheitsverhältnisse in der Eurometropole ändern. Am 5. Januar wird Robert Herrmann den Haushalt für das kommende Jahr zur Abstimmung bringen und bei dieser Abstimmung wird es aller Voraussicht nach zum „Putschversuch“ kommen – doch der Griff nach der Macht könnte für den ehrgeizigen Yves Bur auch zum Bumerang werden. Denn es ist alles andere als klar, dass ihm das gesamte bürgerlich-konservative Lager auf seinem Schmusekurs mit den Rechtsextremen folgen wird.

Denn zum einen ist das kooperative Modell in der Regierung der Eurometropole ziemlich erfolgreich und hat zu einer eher sachbezogenen, respektvollen Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen geführt, zum anderen wissen auch viele Abgeordnete aus dem bürgerlich-konservativen Lager, dass sie nichts zu gewinnen haben, wenn sie die Rechtsextremen weiter hoffähig machen, indem sie mit ihnen gemeinsame Sache machen – denn die Stimmen der Rechtsextremen bekommt auch Yves Bur nicht geschenkt. Um diese auf seine Seite zu ziehen, müsste Yves Bur Deals eingehen, die viele seiner Kollegen und Parteifreunde nicht mittragen werden. Denn dieser Griff nach der Macht ist ein politischer Fehler – wer die Rechtsextremen an die Macht bringt, der wird sie nicht mehr los, was alleine schon die Geschichte beweist.

Robert Herrmann tut das einzuig Richtige in dieser Situation – er bleibt ruhig. Und bereitet die Sitzung am 5. Januar vor. Sollte bei dieser Sitzung tatsächlich der „Putschversuch“ stattfinden, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder gewinnt Bur tatsächlich und beschert seiner Partei den denkbar schlechtesten Start ins Superwahljahr 2017 oder aber er verliert und das wäre gleichbedeutend mit dem Ende seiner politischen Karriere. Denn niemand mag „Königsmörder“, schon gar nicht, wenn sie aus persönlichem Ehrgeiz heraus ein eigentlich gut funktionierendes Konstrukt zerschmettern.

So seltsam es klingt – der einzige, der bei dieser Konstellation gewinnen kann, ist Robert Herrmann. Und vieles deutet darauf hin, dass Yves Bur seinen überdimensionierten Ehrgeiz teuer bezahlen könnte. Was dann aber auch irgendwie „gerecht“ wäre…

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