I want to ride my bicycle…

Ein Autoland wird zum Radland – von welchem Bundesland ist hier die Rede?

Auch dieser wunderschöne Radweg liegt im gesuchten Bundesland... Foto: SchiDD / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(Karl-Friedrich Bopp) – „Klimaneutral bis 2040!“, „Deutliche Steigerung des Radverkehrsanteils!“, „Dank Radverkehr mehr Lebensqualität in der Stadt und auf dem Land!“. Gretchenfrage: In welchem Bundesland der Bundesrepublik Deutschland sind wir? Aus welcher politischen Richtung hören wir solch klimafreundliche Töne? Hier eine Aufzeichnung des Weges zur richtigen Antwort.

Eigentlich ist das Bundesland, um das es geht, nicht bekannt für grüne Sprüche. Im Gegenteil. Die schönsten und PS-stärksten Limousinen werden dort gebaut. Und auch der zuständige Ministerpräsident ließ bis vor kurzem Jahr für Jahr betonen, dass sein Bundesland als Autoland zu identifizieren sei.

Aber 2023 sind Landtagswahlen. Und politisch gesehen ist ohne grüne Themen heute einfach kein Wahlkampf mehr erfolgreich zu führen. Letzte Woche schickte der Ministerpräsident des gesuchten Bundeslands seine Verkehrsministerin ins Gefecht und ließ sie die Radoffensive verkünden. Gefördert werden sollen der Ausbau von interkommunalen Radwegen im Umland von Metropolen, der Bau von neuen kommunalen Radwegprojekten mit innovativem Charakter, wie zum Beispiel Solarradwege. Gelder an die Kommunen für den Ausbau von Radwegen im Wald und entlang von Bahnlinien sollen bereitgestellt werden. Auch die Förderung von Machbarkeitsstudien, Planungen oder Kosten von Projektsteuerung ist möglich.

Jetzt muss plötzlich alles schnell gehen. Unterstützend soll daher eine „Zentralstelle Radverkehr“ mit 5 Personen eingerichtet werden. Gute Beratung sei wichtig, um gute Ideen schnell zu verwirklichen.

Beratung und Unterstützung, alles recht und gut. Aber wie groß ist eigentlich der finanzielle Rahmen? Vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags sollen hierfür bis 2030 jährlich 10 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Spätestens bei dieser Zahl wird doch wieder deutlich, dass wir eigentlich doch von einem Autobundesland sprechen.

Denn die Kosten für einen Radweg liegen je nach Ausführung bei bis zu 200 000 Euro pro Kilometer. Damit können mit 10 Millionen Euro pro Jahr gerade mal ungefähr 50 Kilometer Radweg pro Jahr gebaut werden.

Wenn die Idee also einschlägt und jede der 2056 politisch selbständigen Gemeinden des beschriebenen Bundeslandes auch nur 5 km Radweg vorschlägt, kommen da satte 10 280 Kilometer zusammen. Neutral wird das Klima mit diesem Budget bis 2040 jedenfalls nicht.

Bei so viel aufgebauter Spannung ist es endlich an der Zeit, dem geneigten Leser das aufgegebene Rätsel zu lösen. Das beschriebene Bundesland liegt im Süden Deutschlands und heißt Bayern, wird seit Jahrzehnten von der konservativen Christlich Sozialen Union (CSU) regiert und der Ministerpräsident heißt Markus Söder.

Viel Glück bei der Überzeugungsarbeit im Landtagswahlkampf 2023!

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