I. Weltkrieg: 100 Städte – 100 Fahnen – 100 Helden – 100 Jahre

Ganz Frankreich feierte am Samstag, den 6. September die Helden des I. Weltkriegs. Mit einer simultan in 100 Städten stattfindenden Zeremonie. Natürlich auch in Straßburg.

Samstag schien die Sonne über der Zeremonie "100 Städte - 100 Fahnen - 100 Helden" über Straßburg. Foto: © Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e)

(KL) – In angespannten Zeiten wie den heutigen, in denen das falsche Streichholz am falschen Pulverfass zum falschen Moment eine Katastrophe auslösen kann, ist es wichtig, weiterhin das Andenken derer zu pflegen, die in den wahnsinnigen Kriegen des letzten Jahrhundert ihr Leben ließen. Am Samstag gedachte ganz Frankreich in 100 Städten, unter 100 Fahnen, stellvertretend 100 Helden, die symbolhaft für die Mobilisierung Frankreichs stehen.

Viele der jungen Franzosen, die im Sommer 1914 an die Front zogen, fielen bei dem Unterfangen, die deutschen Invasoren zu stoppen. Symbolhaft hierfür steht auch der Hartmannswillerkopf, wo Zehntausende junger Franzosen und Deutscher für den Wahnsinn der Mächtigen starben. Menschen, die, hätten sie sich im normalen Leben getroffen, beim Sport, bei Freunden, sicherlich hätten Freunde werden können.

Vielen Deutschen kommen die militärischen Traditionen im Nachbarland seltsam vor. Das liegt allerdings daran, dass Deutschland Militärgeschichte durch die beiden Weltkriege derart belastet ist, dass man gut daran tut, auf Paraden, militärische Zeremonien und ähnliches zu verzichten. Es hat in Deutschland häufig Perioden gegeben, zu denen militärischer Prunk hoch im Kurs stand. Doch wenn man sich diese Zeiten vor Augen hält, dann ist damals nie etwas Gutes entstanden, sondern die Welt wurde mit Blut und millionemfachen Leid überzogen.

Interessant ist, dass diese Zeremonie laut der französischen Armee auch dazu dient, die Kohäsion zwischen Armee und Nation zu manifestieren. «Diese Veranstaltung», so Capitaine Sébastien Brouder, Kommunikationsoffizier des Militärischen Generalgouverneurs von Straßburg, «beweist auch, dass die heutigen Soldaten für die gleichen Werte stehen wie die Soldaten damals.» Sprich – die Armee war, ist und bleibt ein Instrument im Dienste der Republik.

Auch, wenn die Schwarz-Weiß-Bilder von unrasierten, erschöpften, verstörten Soldaten aus einer anderen Welt zu stammen scheinen, so sind Realitäten und Schrecken des Krieges viel näher, als wir das glauben. Zwei Flugstunden von hier zittern die Menschen, ob die Waffenruhe in der Ukraine hält oder nicht. Doch sind schon viele Menschen in diesem schmutzigen Krieg, der von «verirrten» oder «urlaubenden» russischen Soldaten geführt wird, gestorben oder mussten aus ihrer Heimat flüchten.

Die leeren Blicke der Soldaten auf vielen Bildern aus dem I. Weltkrieg sollten uns daran erinnern, dass die Menschenheit vor nicht langer Zeit bereits zweimal ihren eigenen Abgrund erreicht hat. Dazu darf es nie wieder kommen – weswegen es so wichtig ist, bei diesen Gedächtnisveranstaltungen laut und deutlich zu sagen: «Kein 3. Weltkrieg!»

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