„Ich entscheide, ich entscheide, ich entscheide“…
Der Herrscher über die Franzosen geruhte vom fernen New York, wo er sich um die wichtigen Dinge kümmert, seinem aufmüpfigen Volk einen Brief zu schreiben.

(KL) – Erst hatte er es extrem eilig und verkündete nur eine halbe Stunde nach der Wahlschlappe seiner Partei „Renaissance“ bei der Europawahl am 9. Juni die Auflösung des Parlaments und vorgezogene Neuwahlen. Emmanuel Macron stürzte Frankreich in ein politisches Chaos mit einem so kurzfristig angesetzten Wahltermin, dass so etwas wie ein inhaltlicher Wahlkampf gar nicht stattfinden konnte. Dann kamen die Wahlen, der erste Wahlgang, der überraschende zweite Wahlgang, doch auch, als die Ergebnisse bekannt waren, hielt es der französische Herrscher nicht für nötig, sich an das Volk zu wenden. Die Arroganz gegenüber den Franzosen ging unvermindert weiter. Der Brief, den er nun drei Tage nach den Wahlen aus dem fernen New York an die Franzosen verfasste, zeigt, dass er nicht nur nicht verstanden hat, was die Franzosen ihrer Politik mit auf den Weg gegeben haben, sondern auch, dass das größte Hindernis auf dem Weg zur politischen Erneuerung Frankreichs dieser Präsident ist, der sich allen Ernstes für göttlich inspiriert hält.
Die Botschaft, die Macron an sein Volk sandte, ist starker Tobak. „Nun erstmal langsam“, so Macron, „lassen wir sich die Dinge entwickeln, bei der Wahl gab es ja gar keinen Sieger, und dann, wenn es mir passt, werde ich genau den Ministerpräsidenten ernennen, der mir passt.“ Bis dahin bleibt die mit Pauken und Trompeten abgewählte Regierung im Amt und wie es weitergeht, liegt einzig und alleine in der Hand dieses sich für allmächtig haltenden Präsidenten, der in Frankreich und auf der internationalen Bühne längst nur noch von einer kleinen Minderheit ernstgenommen wird.
Macrons Strategie ist klar, er will das gesamte politische Spektrum zerstören, so wie er es seit Jahren tut, ohne dass er auch nur die geringste Ahnung hätte, wie Frankreich nach der Zerstörung seiner Politiklandschaft weitermachen soll. Der künftige Regierungschef sollte in den Augen Macrons nicht etwa das Wahlverhalten der Franzosen darstellen, sondern seine persönliche Präferenz. So schloss Macron bereits aus, dass der nächste Regierungschef vom rechtsextremen „Rassemblement national“ oder von der linksextremen „La France Insoumise“ kommt. Macron glaubt tatsächlich, dass er die gerade erst gegründete „Neue Volksfront“ direkt auseinandersprengen kann, indem er die einzelnen Parteien in diesem linken Bündnis gegeneinander ausspielt.
Macron hat noch nicht verstanden, dass er politisch bereits auf dem Abstellgleis steht, dass weitere Taschenspielertricks zur nächsten Französischen Revolution führen können und dass Frankreich von der „Macronie“ und diesem Präsidenten die Nase gestrichen voll hat.
In seinem Schreiben erinnert Macron seine Untertan daran, dass er entscheidet, er alleine. Gleichzeitig hat er die Stirn, sich als „Garanten der Demokratie“ zu bezeichnen, was er nun wirklich nicht ist. Statt den Wählerwillen aufzugreifen, macht Macron genau dort weiter, wo er vor diesen Wahlen aufgehört hatte – selbstgefällig, arrogant, sein Volk geringschätzend und im Glauben, dass sein plüschiger Machtapparat in Paris ewig hält.
Im Grunde gibt es nur noch einen Gefallen, den Emmanuel Macron den Franzosen tun kann – zurücktreten und aufhören, mit der Zukunft Frankreichs zu zocken, um seine eigene göttliche Macht zu erhalten. Der Schaden, den Macron Frankreich auf nationaler und internationaler Ebene antut, wird lange nachwirken. Je schneller der Mann begreift, dass die „Macronie“ ein historischer Irrtum war und vorbei ist, desto besser für Frankreich.
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