Streich: “Ich hoffe, es wird ein Lauf“

Interview mit dem Trainer des Sport Club Freiburg

Wer hat im Bundesliga-Abstiegskampf die besseren Nerven? SC-Trainer Christian Streich? Foto: Littmann

Das schwäbisch-badische Bundesliga-Duell am Samstag mobilisiert die Massen: Über 4.000 südbadische Fans werden den Sportclub Freiburg zum Derby beim VfB Stuttgart begleiten, das ganz im Zeichen des Abstiegskampfes steht. Spielbeginn in der Mercedes-Benz-Arena ist um 15.30 Uhr. Die besseren Karten scheint mit vier Punkten Vorsprung in der Tabelle und einer sportlich positiven Tendenz der SC Freiburg zu haben, bei dem Gelson Fernandes wohl den gesperrten Julian Schuster ersetzen wird. Fragen an SC-Trainer Christian Streich.

Herr Streich, die Nerven liegen allerorten blank im Abstiegskampf. Das gilt für Ihren kommenden Gegner Stuttgart ebenso wie für den zurückliegenden, Nürnberg. Hat sich Nürnbergs Trainer Gertjan Verbeek inzwischen für seine Vorwürfe, von Ihnen am Spielfeldrand beleidigt worden zu sein, entschuldigt?

Nein, er hat sich nicht entschuldigt. Von seinen Vorwürfen sind ja in der Zwischenzeit nur noch ‚böse Blicke‘ übrig geblieben, die ich ihm zugeworfen hätte. Ich würde es gern darauf beruhen lassen, obwohl ich richtig betroffen bin, weil es eine unglaubliche Diffamierung war. Er konnte wohl mit der Energie im Stadion nicht gut umgehen und hat extrem emotional reagiert. Vielleicht ist es am besten, dafür ein bisschen Verständnis zu haben. Dann lassen wir es so, wie es ist, damit ich nicht meine Energie verliere, die ich meiner Mannschaft geben will. 

Haben Sie denn genug Energie für einen oder drei Punkte am Samstag in Stuttgart?

Das ist unbedingt unser Ziel, dass wir dort mutig auftreten und uns von nichts beeindrucken lassen. Wir müssen von der ersten Sekunde an präsent sein in Punkto Zweikampfverhalten; und wenn wir den Ball haben, dann wollen wir dort Fußball spielen.

Wo steht denn der VfB nach nur einem Sieg aus den letzten vierzehn Spielen?

Ich glaube von den elf Niederlagen in diesen vierzehn Spielen haben sie neun mit nur einem Tor Unterschied verloren; dazu hatten sie Verletzte und Sperren, aber Ibisevic und Gentner kommen jetzt gegen uns wieder zurück. Der VfB wird am Samstag eine richtig gute Mannschaft auf dem Platz haben. Aber sie stehen natürlich enorm unter Druck, weil sie gegen uns gewinnen müssen. Wir müssen dem VfB mit voller Kraft Paroli bieten – auch mit allem Selbstvertrauen, dass wir uns in den letzten Wochen erarbeitet haben.

Was würden Sie sagen, wenn der VfB am Ende der Saison tatsächlich absteigen müsste?

Das ist für mich nicht vorstellbar. Immerhin weiß ich noch, dass die mal in der zweiten Liga waren, als ich noch ein kleiner Junge war, daran kann ich mich tatsächlich erinnern. Aber der VfB gehört mit seiner Tradition und seinen Erfolgen zu den sechs, sieben besten Mannschaften in Deutschland. Es gab schon andere Mannschaften, die abgestiegen sind, aber so wie die jetzt aufgestellt sind, kann ich mir das nicht vorstellen.

Wird der allgemeine Blick auf den Abstiegskampf dadurch geschärft, dass die Meisterschaft im oberen Bereich schon entschieden ist?

Ja, das glaube ich schon. Dazu kommt, dass Traditionsvereine im Abstiegskampf stecken wie Hamburg, Stuttgart und Nürnberg. Das ist Wahnsinn, was dort an Druck da ist, gerade in den genannten großen Städten. Mit den Trainern dort möchte ich nicht tauschen; man sieht ja auch, was dabei herauskommt. Klar, wir sind auch unter Druck, und das ist eine schwierige Geschichte. Der Fokus liegt voll auf dem Abstiegskampf, und das ist Woche für Woche wahnsinnig spannend.

Unter diesem immensen Druck haben Sie in den letzten vier Spielen drei Siege und ein Unentschieden mit 11:5 Toren geholt – hat Ihre Mannschaft einen Lauf? 

Ein Läufchen; ich hoffe, es wird ein Lauf. Wir haben ein paar Tore geschossen, hatten ein paar gute Aktionen und sind zurückgekommen nach Rückständen. Das ist natürlich toll, aber jetzt heißt es in Stuttgart ganz mutig zu bleiben, in jeden Zweikampf zu gehen und fußballerisch Alles zu wollen – nur dann haben wir eine Chance auf ein positives Ergebnis.

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