Ihr da oben, wir da unten…

Die Äußerungen des designierten Gesundheitsministers Jens Spahn zum Thema „Hartz IV“ disqualifizieren den Mann, bevor er sein Amt angetreten hat.

Ob Jens Spahn die notwendige Qualifikation für seinen neuen Job mitbringt, ist mehr als fraglich... Foto: Stephan Baumann / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Generell sollten sich Politiker künftig besser überlegen, was sie so zum Thema Armut zum Besten geben. Ob der französische Präsident Emmanuel Macron meint, dass Arbeitslose mit 1500 € (die sie natürlich nicht bekommen) gut leben können oder Jens Spahn (CDU) der Ansicht ist, dass Hartz IV nicht etwa Armut, sondern „die Antwort unserer Solidargemeinschaft auf Armut“ ist – offenbar kann man sich in den Elfenbeintürmen der Politik nicht vorstellen, wie das echte Leben aussieht. Das besteht nämlich nicht aus Buffets, fetten Diäten und Limousinen mit Chauffeur.

Die Ansicht des künftigen Gesundheitsministers, dass mit Hartz IV „jeder hat, was er zum Leben braucht“, disqualifiziert ihn für seinen neuen Job. Denn es ist nun einmal wissenschaftlich erwiesen, dass Armut und Krankheit Hand in Hand gehen und wer das Phänomen der Armut leugnet, wird kaum in der Lage sein, die gesundheitlichen Konsequenzen dieses Phänomens richtig einzuschätzen und idealerweise zu bekämpfen.

Die Arroganz von Jens Spahn hat etwas Schnöselhaftes. Diese Arroganz ist besonders und speziell für sein neues Amt ein echtes Hindernis, denn wer sich um die Kranken und Schwachen der Gesellschaft kümmern soll, müsste wenigstens ein Minimum an Respekt für diese Menschen aufbringen. Jens Spahn gehört natürlich nicht zu den Hartz IV-Eltern, die ihre Kinder mit 2,70 € am Tag ernähren müssen, die von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen sind und die in der Folge der Armut krank werden. Doch dies sind die Realitäten eines Fünftels der deutschen Bevölkerung, die zumindest theoretisch einen Anspruch darauf haben, dass der Gesundheitsminister ihre Sorgen und Nöte wahr- und ernstnimmt. Doch das ist für den Polit-Aufsteiger Spahn kein Thema. Der Mann hat höhere Ambitionen und da sind Arme, Kranke und Schwache eigentlich eher ein Ärgernis.

Kurz vor der Präsentation ihres neuen Kabinetts sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel vielleicht noch einmal nachdenken. Jens Spahn wäre sicher besser in einem anderen Job aufgehoben, wo er weniger Schaden anrichten kann als im Gesundheitsministerium.

Wenn die Ansichten eines Jens Spahn richtungsweisend für die neue Regierung sein sollten, können die nächsten vier Jahre heiter werden…

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