Im Wellenbad der Gefühle – SIG in den Play-Offs?

Am Dienstag wird’s richtig ernst: Die französische Basketball-Liga biegt auf die Zielgrade und SIG Strasbourg hechelt ein wenig hinter der Spitze her. Sich einen Platz in den Play-Offs zu sichern, ist mittlerweile die Ambition Nummer Eins. Das sah mal anders aus...

SIG - jetzt spielt mal wieder, La Ola können wir dann selber... Foto: Michael Magercord / CC-BY-SA 4.0int

(Michael Magercord) – Wer meint, SIG Strasbourg und seine Basketballer müssten bei dem Potential der Mannschaft und dem Budget des Vereins schon lange sicher für die Play-Offs qualifiziert sein, der möge sich noch einmal an die Worte von Trainer Vincent Collet ganz am Beginn der Spielzeit erinnern: Es werde eine schwere Saison, prophezeite der Erfolgscoach damals, denn ja, man habe zwar einige hochkarätige Spieler verpflichten können, ob sie aber auch zu einer Mannschaft werden, zeige sich erst im Verlauf einer Spielzeit.

Der war dann eben doch ziemlich wellig. Regelrechte Frequenzbögen hat die Mannschaft über die bisherige Saison ausgesandt, wobei ein Tief am Anfang stand. Es dauerte eine Weile bis sich neu zusammengestellte Mannschaft gefunden hatte. Aber dann erhob sich ein ausgedehntes Wellenhoch: Im Herbst konnte SIG sogar bis auf den zweiten Platz der Liga vordringen. Da steigen natürlich sofort die Ansprüche, von Meisterschaft war gar die Rede.

Dem folgte ein eisiger Winter. Nichts gelang mehr, die Folge: Ausscheiden aus dem europäischen Wettbewerb der Champions League und Absturz in der heimischen Tabelle. Doch dann wieder ein Hoch und damit war gerade noch die Qualifikation für das Miniturnier unter den ersten acht in der Liga erreicht – und kaum zu fassen: gleich gewonnen! SIG Strasbourg ist diesjähriger Titelträger des sogenannten Leaders Cup.

Das war im Monat Februar, seither pulsieren die Wellenausschläge im Hochfrequenzbereich. Kaum einmal gewonnen, gleich wieder verloren, und meist in Spielen, die diese Hochs und Tiefs beinahe als Ultrakurzwelle nachvollziehen. Jedes Viertel scheint ein eigenes Spiel zu sein, kaum, dass einmal über die gesamte Spieldauer auf demselben Niveau agiert wurde. Mangelnde Konzentration? Fehlendes Spielverständnis? Oder ist einfach der Mannschaftsgeist ein bloß flüchtiger Gast im Norden Straßburgs?

Gestern Abend im Auswärtsspiel gegen den Tabellenführer ASVEL aus Lyon-Villeurbanne stand die Kurve jedenfalls am Ende mal wieder in einem Tief mit gerade einmal 61 Punkten zu 85, was nun, drei Spieltage vor dem Ende der regulären Saison Platz 6 einbringt. Und immer ist theoretisch noch alles möglich, vom Horror-Platz 9, der das vorzeitige Ende der Saison bedeuten würde, bis zu Platz 4, der für die Play-Offs zumindest das Heimrecht für die ersten beiden Spiele einbrächte. Dazu allerdings wäre ein Sieg gegen die starken Monegassen morgen vor heimischen Publikum Pflicht, der dann ja auch die Wellentheorie aufs Neue bestätigen würde.

Man könnte nun darauf verweisen, dass die Feld- und Wellentheorie ohnehin seit ihrem Anbeginn im Gegensatz stand mit der Korpuskeltheorie, die sich auf die Mechanik von Ur-Physiker Isaac Newton stützt: Gibt es freqenzierende Wellen überhaupt oder agieren da nur einzelne Teilchen streng nach den newtonschen Gesetzen? Mit den Erkenntnissen der Quantenphysik finden je nach ihrer Vorhersagekraft beide Theorien im Welle-Teilchen-Dualismus Anwendung. Zudem gibt es nun auch noch Wellentheorien in den Wirtschafts- und Sprachwissenschaften. Und so ließen sich die letzten drei Spiele von SIG in der Liga auch als Experiment zur Verifizierung der Wellentheorie in der mentalen Psychologie von physisch agierenden Humankollektiven verstehen.

Man kann es natürlich auch einfacher haben: Die bisher oft einzeln agierenden Akteure da unten auf dem Feld formen sich in diesem richtungsweisenden Spiel am Dienstag endlich mal zu einer echten Mannschaft. Und dann wird das Publikum schon für die richtigen Schwingungen sorgen – La Ola! Voila…

SIG Strasbourg – AS Monaco
DI 7. Mai, 20.00 Uhr
Rhenushalle, Stadtteil Wacken
Informationen und Tickets unter: www.sigstrasbourg.fr

Weiteres Heimspiel gegen Le Portel
SO 12. Mai, 17.00 Uhr

Letzte reguläres Saisonspiel am 18. Mai auswärts gegen BCM Gravelines.

1 Kommentar zu Im Wellenbad der Gefühle – SIG in den Play-Offs?

  1. Michael Magercord // 8. Mai 2019 um 11:50 // Antworten

    Oh je, das war gestern Abend hoffentlich die Wellentalsohle: 71 zu 101 gegen AS Monaco, die höchste Heimniederlage seit bald 10 Jahren. SIG auf Platz 8 der Liga, nur noch eine Niederlage vom Abschied aus den Play-Offs entfernt.
    Am Sonntag ab 17.00 Uhr Zuhause gegen Portel muss ein Sieg her, der aber gegen den Tabellen-15ten gelingen sollte – zumindest wenn die SIGmen zuvor nicht wieder im Training aneinander geraten. Laut Pressemitteilung war es letzten Freitag zu einem “Eklat” gekommen. Ein Spieler wurde gesperrt.
    In dieser Verfassung fragt man sich allerdings schon, was die Mannschaft überhaupt noch in den Play-Offs will? Sich blamieren?
    Aber es sind ja noch zwei Spiele in denen die Akteure beweisen können, dass sie das Prinzip des Mannschaftssports doch noch verinnerlicht haben: Einer für alle und nicht bloß alle für Einen – oder so ähnlich…

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