In drei Wochen ist der Spuk vorbei…

Das Drama hat System: Von den 11 Kandidaten für das höchste französische Staatsamt überzeugt – kein einziger. Hoffentlich ist diese Schlammschlacht bald vorbei.

Die Franzosen haben die Wahl - zwischen Pest, Cholera und anderen Pathologien... Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Man kann im Grunde nur noch den Kopf schütteln. Der französische Präsidentschaftswahlkampf ist zu einer Schlammschlacht verkommen, in der sich Kandidaten und Kandidatinnen gegenüberstehen, die kaum eine Vorstellung haben, wie man das Land für die Zukunft fit machen kann, dafür aber eine Machtgier an den Tag legen, die vor nichts mehr Halt macht.

Da gibt es die 5 „großen“ Kandidaten, von denen, wenn man mal genau hinschaut, keiner „groß“ ist – dafür muss man aber davon ausgehen, dass einer dieser fünf am Ende auch das Rennen machen wird. Für die Linksextremen tritt Europafeind Jean-Luc Melenchon an, der beste Redner dieser fünf, doch was er so blendend präsentiert, ist ziemlich haarsträubend. Kandidat der Sozialisten ist Benoît Hamon, dem, obwohl er die sozialistische Vorwahl gewonnen hat, scharenweise die Unterstützer davon laufen, vor allem aus den eigenen Reihen. Und wohin laufen diese Unterstützer? In die Arme des jugendlichen Volksverführers Emmanuel Macron, der jedem alles verspricht und jede klare Stellungnahme vermeidet. Was aber ausreichen könnte, um in den Augen der Franzosen als „der am wenigsten Schlimme“ und damit auch gleich als potentieller Heilsbringer betrachtet zu werden.

Im rechten Spektrum sieht es richtig düster aus. Sowohl der Konservative François Fillon als auch die rechtsextreme Marine Le Pen kämpfen mit ihren zahllosen Skandalen, Verfahren, Verfehlungen – und haben trotzdem Chancen auf das Präsidentenamt. Wobei man allerdings sagen muss, dass diese beiden vermutlich in keinem anderen zivilisierten Land noch Kandidaten sein könnten, derart heftig sind die Verfahren, denen sich beide stellen müssen. Warum diese beiden Kandidaten überhaupt noch antreten dürfen, das weiß niemand so genau.

Und dann gibt es die sechs „kleinen Kandidaten“, von denen die meisten mächtig daran zu knabbern haben dürften, mehr als 1 % der Stimmen zu holen. Es handelt sich um Vertreter linker und rechter Splittergruppen, bei denen sogar ein wenig Humor im Spiel sein dürfte, wie bei dem knorrigen Jean Lassalle, dessen Akzent aus den Pyrenäen so ausgeprägt ist, dass selbst die Franzosen Schwierigkeiten haben, ihn zu verstehen. Aber wenigstens bringt er die Menschen zum Lachen.

Und die Menschen zum Lachen zu bringen, das ist in den heutigen Zeiten Gold wert, denn wer immer der nächste französische Präsident wird – die Franzosen werden unter ihm (oder ihr) nicht viel zu Lachen haben.

Es ist irgendwie wie in den USA – man schaut sich die Kandidaten an und stellt sich die Frage: „Sind diese Leute wirklich das Beste, was so ein großes Land zu bieten hat?“ Und dann stellt man sich die Frage, wo eigentlich all die brillanten Köpfe sind, die Frankreich zu dem machen, was es ist. Doch wer in Frankreich wirklich brillant ist, der macht offenbar einen großen Bogen um die Politik und beschäftigt sich anderweitig. Zurück bleibt dann diese Auswahl von 11 Kandidaten und Kandidatinnen, von denen man sich eigentlich niemand als den nächsten Mieter im Elysee-Palast wünscht. Aber einer wird es werden. In drei Wochen ist der Spuk vorbei und dann wissen wir, wer auf die geringste Gegenwehr gestoßen ist. Denn mit Begeisterung wird der nächste französische Präsident nicht gewählt werden.

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