Internationaler Gesundheitsnotstand…

Die Weltgesundheitsbehörde WHO hat den „Internationalen Gesundheitsnotstand“ ausgerufen. Irgendwie passt das alles nicht zusammen. Die unklare Kommunikation trägt massiv zur allgemeinen Verunsicherung bei.

Für die Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Lage ernst. Für die nationalen Gesundheitsbehörden nicht so sehr. Foto; WHO / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Seit Tagen flimmern Sondersendungen über die Bildschirme, in denen Experten wiederholen, dass eigentlich keine große Gefährdung von dem Coronavirus ausgeht, dass jede gewöhnliche Grippewelle viel gefährlicher sei und man keine anderen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen muss als häufiges Händewaschen und nicht allzu viel Körperkontakt. Und sowieso, unsere Krankenhäuser sind top vorbereitet, an den Flughäfen verteilt man Informationsblätter an Reisende und ansonsten sollte man sich am besten keine Sorgen machen. Und mitten hinein in diese Beruhigungs-Kampagne erklärt die Weltgesundheitsorganisation WHO den „Internationalen Gesundheitsnotstand“. Aha.

Der „Internationale Gesundheitsnotstand“ ist ein höchst selten eingesetztes Instrument, mit dem versucht wird, die Anstrengungen der nationalen Gesundheitsbehörden der über 100 Mitgliedsstaaten der WHO zu koordinieren. Primär geht es bei den dabei getroffenen Maßnahmen darum, die Quelle eines Virus einzudämmen und Länder, deren Gesundheitssysteme nicht so gut entwickelt sind, bei anderen Maßnahmen zu unterstützen. Darüber hinaus werden nun alle das Virus betreffenden Daten zentral gesammelt, abgeglichen und ausgewertet. Das ist gut. Weniger gut ist, dass die Umsetzung dieser Notfall-Maßnahmen freiwillig ist. Wer mitmachen will, der macht mit, wer nicht mitmachen will, der lässt es eben bleiben.

Doch kommen wir zurück auf die widersprüchlichen Angaben der offiziellen Stellen. Es lohnt sich kaum, Zahlen in einen solchen Artikel zu schreiben, denn bis er veröffentlicht ist, stimmen sie schon nicht mehr. Momentan sind über 8100 Menschen in mehr als 20 Ländern an der durch 2019-nCoV übertragenen Lungenkrankheit erkrankt, 170 Menschen sind daran gestorben. Bis Sie diesen Artikel lesen, dürften die Zahlen bereits wieder deutlich höher liegen. Laut WHO ist die Lage ernst, laut unseren nationalen Regierungen ist alles nicht so richtig schlimm. Wie gesagt, jede gewöhnliche Grippe ist gefährlicher. Nur – bei einer gewöhnlichen Grippe wird kein „Internationaler Gesundheits-Notstand“ ausgerufen.

Was stimmt nun? Gefährdung oder keine Gefährdung? Diese widersprüchlichen Informationen tragen nicht unbedingt zur Beruhigung der Bevölkerung bei, sondern führen eher dazu, dass die Menschen das Gefühl haben, dass ihnen nicht alles gesagt wird und, schlimmer noch, dass die nationalen Gesundheitsbehörden weniger kompetent als die WHO sind.

Können oder müssen wir uns nun individuell schützen? Schutzmasken werden Mangelware, so richtig beruhigt ist die Bevölkerung wohl nicht. Und so bleibt fürs erste wohl tatsächlich nichts anderes übrig als die üblichen Schutzmaßnahmen wie bei einer normalen Grippewelle zu ergreifen. Kein Händeschütteln, keine Wangenküsse, Händewaschen, so oft es geht, in die Armbeuge niesen, auf Symptome achten. Mehr kann man wohl gerade nicht machen. Ach doch – darauf hoffen, dass die Kommunikation zwischen den nationalen Gesundheitsbehörden und der WHO etwas stimmiger wird. Auch das würde zur Beruhigung beitragen.

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