Interview mit einer lebenden Legende

Ralf Souquet gehört bereits heute zu den besten Poolbillard-Sportlern aller Zeiten. In den fast 40 Jahren seiner einzigartigen Karriere hat er über 500 Turniere auf allen Kontinenten und zahllose Titel gewonnen. Und er ist immer noch aktiv und in Topform.

Ralf "The Kaiser" Souquet - eine Karriere für die Geschichtsbücher. Foto: (c) Ralf Souquet

(KL) – Wenn man über die Karriere des im rheinischen Eschweiler geborenen Ralf Souquet spricht,  kann man nur Superlative verwenden. 1981 begann eine Karriere, die weltweit kaum ein anderer Sportler in gleich welcher Sportart aufweisen kann. Der Poolbillard-Sportler gehört dabei zu denjenigen, die den Spitzensport im Poolbillard überhaupt erst hoffähig gemacht haben. Weltmeister in den Disziplinen 8-Ball und 9-Ball, 34 Europameistertitel, unzählige Deutsche Meistertitel, 7 Mal Gewinner der Euro-Tour, Träger des Silbernen Lorbeerblatts, Goldmedaillengewinner bei den World Games – die Liste ließe sich endlos fortführen. Dabei ist Ralf Souquet weiterhin aktiv und hält sich nun seit fast vier Jahrzehnten pausenlos in der absoluten Weltspitze – das hat vor ihm noch kein anderer geschafft und es ist mehr als fraglich, ob jemals ein anderer Poolbillard-Spitzensportler Vergleichbares schaffen wird. Doch momentan ist Ralf Souquet, wie alle anderen, in einer Zwangspause. Zeit für ein Exklusiv-Interview mit einer lebenden Legende.

Ralf, Bevor wir zur aktuellen Lage kommen, zunächst ein paar Fragen zu Deiner schier unglaublichen Karriere. Wie motiviert sich ein Spitzensportler, der über Jahrzehnte in der absoluten Weltspitze unterwegs ist und alles gewonnen hat, was man in Deiner Sportart gewinnen kann, für jedes neue Turnier?

Ralf Souquet: Das ist natürlich nicht immer einfach, wenn man schon „fast“ alles gewonnen hat, was der Billardsport an Titeln so hergibt. Meine Motivation liegt immer darin, so nahe wie möglich an die Perfektion zu kommen und wer das schon einmal in einer Sportart oder im Leben generell versucht hat, der weiß, wie schwierig das ist. Ein perfektes Match ist mir bisher nur 3 Mal in der kompletten Laufbahn gelungen und das ist in unserer Sportart schon fast ein Wunder, da es doch einen gewissen Glücksfaktor gibt und der muss im richtigen Moment Teil des Ganzen sein.

Du bist auf anderen Kontinenten ein Topstar, überall dort, wo Billard einen höheren Stellenwert hat als in Europa, zum Beispiel in Asien. Ist es nicht ein wenig frustrierend, wenn Du beispielsweise aus Taiwan zurückkommst, wo die Fans kreischen, wenn sie Dich sehen und am Frankfurter Flughafen erkennen Dich nur die echten Billardfans?

RS: Daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt und es stört mich nicht sonderlich. Als ich noch etwas jünger war, fand ich es schon teilweise schade, dass ich einfach so unerkannt durch die Republik spazieren konnte. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich zum Beispiel auf den Philippinen manchmal schon sehr genervt war, wenn man keinen Schritt so wirklich alleine durch die Öffentlichkeit gehen kann, ohne nach einem Autogramm oder einem Photo beziehungsweise Selfie gefragt zu werden. Ich denke, dass beide Seiten ihre Vor- und Nachteile haben und deswegen akzeptiere ich auch beide Welten.

Was für sportliche Ziele steckst Du Dir, wo Du bereits alle Titel geholt hast, die man in Deinem Sport holen kann? Wirst Du so lange weitermachen, bis Billard endlich olympisch ist?

RS: Ein großes Ziel bleibt nach wie vor der erneute Gewinn einer Weltmeisterschaft und für dieses Jahr hatte ich ein gutes Gefühl. Bei den Las Vegas Open, welche unmittelbar vor der 10-Ball WM und der Corona-Pandemie stattfand, hatte ich einen starken 4. Platz erreicht und war in einer guten Form. Leider hat mir das Virus einen Strich durch die Rechnung gemacht und jetzt muss man mal abwarten, wie es überhaupt noch weitergeht in unserem Sport. Da ich zu 50 % der Zeit an Turnieren teilnehme, die ich nur mit dem Flugzeug erreichen kann, ist es durchaus möglich, dass dieses Jahr gar nichts mehr passieren wird.

Du bist gerade, wie alle anderen auch, mitten in der Kontaktsperre. Hast du eine Möglichkeit, weiterhin zu trainieren? Wie hältst Du Dich fit?

RS: Für das physische Fithalten ist nun deutlich mehr Zeit vorhanden als bisher und deswegen verbringe ich rund 3 Stunden täglich mit Joggen, Spazierengehen und zusätzlich jetzt noch ein wenig Krafttraining. Am Morgen steht außerdem noch eine gute Stunde Dehnen auf dem Programm. Was das Billardtraining angeht, bin ich leider im Moment arbeitslos und habe seit dem 14. März weder einen Billardtisch gesehen noch berührt. Das ist im Moment sehr bitter und deswegen habe ich es schon mehrfach bereut, keinen Billardtisch zu Hause zu haben.

In der Folge der Coronakrise werden auf allen Kontinenten die Veranstalter der großen Turniere und Serien unter Druck geraten, einige werden diese lange Pause nicht überstehen. Wann glaubst Du, dass der Sport wieder losgehen kann und was für Veränderungen siehst Du für den Poolbillard-Sport im Spitzenbereich voraus?

RS: Ich wünschte mir diese Antwort jetzt schon zu kennen, dann wäre ein Planen schon absehbar. Leider weiß ich nicht, wann und vor allen Dingen wie es irgendwann weiter gehen wird. Der Worst Case wäre mein vorzeitiges Karriereende, denn wenn Sponsoren, Turnierveranstalter und vielleicht sogar Verbände in Konkurs gehen, dann wäre dies die logische Konsequenz. Ich hoffe aber inständig, dass es nicht so dramatisch wird und wir vielleicht ab Oktober wieder ins internationale Geschehen eingreifen können. An eine frühere Lockerung der momentanen Auflagen glaube ich allerdings nicht, denn besser, man hält sich jetzt voneinander entfernt, als einen zweiten und vielleicht noch stärkeren Schwung miterleben zu müssen.
In diesem Sinne, bleibt daheim, haltet Abstand und versucht das Positive aus dieser Krise mitzunehmen, denn schlimmer geht immer!!!

Vielen Dank und alles Gute, Ralf Souquet!

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