Irgendetwas läuft gerade völlig schief…

Die Welt wird gerade verrückt. Abgehobene Regierungen, ein US-Präsident muss vor Gericht, Russland übernimmt den Vorsitz im UNO-Weltsicherheitsrat und langsam wird alles abstrus.

Würden wie die Weltkrisen nach so eiinem einfachen Schema angehen, sähe die Welt anders aus. Foto: Jürgen Albrecht / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Man weiß schon gar nicht mehr, wo man hinschauen soll, denn überall, wo man hinschaut, laufen die Dinge aus dem Ruder und letztlich sind wir gefordert, das Inakzeptable zu akzeptieren. Die List der Themen, bei denen man nur noch den Kopf schütteln kann, wird täglich länger.

Nehmen wir den Ukraine-Krieg. Hier lohnt es sich, auch Kurzmeldungen zu lesen und diese ins Gesamtbild einzufügen und das Gesamtbild sieht nicht so toll aus. Abgesehen von der üblichen westlichen Propaganda, nach der dieser Krieg schon fast gewonnen und die russische Armee schon beinahe aus der Ukraine vertrieben wurde, sollte man bei manchen Meldungen zwischen denn Zeilen lesen. So jubilierte diese Woche die Bundesregierung, dass man jetzt fünfmal mehr Erdöl aus Kasachstan importieren kann. Im Kleingedruckten steht, dass dieses Erdöl über russische Pipelines transportiert werden muss, wofür Russland satte Durchleitungsgebühren kassiert. Im Klartext: Während wir Waffen und Milliarden in die Ukraine pumpen, finanzieren wir, wie seit Beginn dieses Kriegs, munter den russischen Angriffskrieg weiter. Und das macht den Rest unserer eigenen Propaganda ziemlich unglaubwürdig. Fast so unglaubwürdig wie die mindestens ebenso abstruse russische Propaganda.

Nehmen wir den Fall Donald Trump. Zum ersten Mal wird nun ein ehemaliger US-Präsident vor Gericht stehen und wir lesen bereits Meldungen, nach denen selbst ein inhaftierter ehemaliger US-Präsident aus der Gefängniszelle Wahlkampf für die nächste Präsidentschaftswahl machen kann. Verspürt man zunächst Lust zu grinsen, vergeht einem das Grinsen auch gleich wieder, wenn man sieht und hört, wie Donald Trump seine Anhänger zum „Widerstand“ anstachelt. Die USA manövrieren sich in eine Krise, die sich schlimmer entwickeln kann als die Krise in Frankreich.

Nehmen wir die Krise in Frankreich. Hier herrscht absolutes Unverständnis über die unglaublich arrogante Haltung von Präsident und Regierung. Nachdem sich Emmanuel Macron wochenlang im Elysee-Palast versteckt hatte, traute er sich nun heraus und besuchte einen Staudamm in Südfrankreich, wobei er erklärte, dass es ihm richtig gut täte, „wieder den Franzosen zu begegnen“. Im gesamten Departement waren Demonstrationen verboten, das kleine Städtchen Embrun war von riesigen Polizei-Kontingenten abgesperrt und bis auf ein paar treu ergebene lokale Macronisten und Amtsinhaber, traf Macron – niemanden. Dabei wäre es mehr als sinnvoll, würde der in den Umfragen auf 23 % abgestürzte Präsident einmal mitbekommen, was die Franzosen wirklich von ihm und seiner Politik halten.

Nehmen wir die Koalitions-Krise in Deutschland. Selbst der Besuch von Charles III., der auf Sympathietour ist, um die Folgen des Brexit für sein Land etwas abzufedern, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in der Berliner Ampel-Koalition mächtig knirscht. Mehr als zwei Tage musste die Ampel in Klausur verhandeln, bis ein brüchiger, aber immerhin kommunizierbarer Konsens stand. Und der wurde von den Parteispitzen bereits am nächsten Tag wieder in Frage gestellt. Ob diese Koalition wohl bis zum Ende der Legislaturperdiode durchhält?

Nehmen wir die Covid-Krise. Diese ist offiziell beendet, dabei ist sie das gar nicht. Nach wie vor erkranken viele Menschen an dieser Krankheit und dazu kommt ein riesiges Kapitel mit dem „Long Covid“ auf uns zu. Selbst zu so einem Thema ist es offenbar nicht möglich, dass die Verantwortlichen ehrlich kommunizieren. Doch die „Beruhigung“ der Bevölkerung durch „Fake News“ ist nicht zielführend, auch, wenn (fast) sämtliche Regierungen eigentlich nur noch „Fake News“ produzieren.

Nehmen wir die Verhaftung des amerikanischen Journalisten Evan Gershkovich in Russland, wegen angeblicher Spionagevorwürfe. Dass der Westen gegen diese Festnahme protestiert, ist aller Ehren wert. Aber wie peinlich ist es, dass dann ausgerechnet die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa den Westen daran erinnert, dass seit 11 Jahren ein gewisser Julian Assange in Großbritannien widerrechtlich inhaftiert ist, da den USA so Dinge wie „Rechtsstaat“ ebenso egal sind wie den Briten und den Russen. Und wenn die fürchterlich virulente Sacharowa dann sagt, dass der Westen besser daran täte, erst einmal vor der eigenen Haustür zu kehren, dann ist es gleich doppelt peinlich, weil sie damit Recht hat.

Nehmen wir Angriffe der von der EU finanzierten libyschen Küstenwache gegen Rettungsschiffe, die Menschenleben im Mittelmeer retten, wozu die EU ja keine Lust mehr hat. Hier finanziert die EU, die sich immer gerne als „Hort der Menschenrechte“ aufführt, Warlords, Verbrecherbanden, kriminelle Schlepper, deren Geschäft brummt wie nie zuvor. Moralisch hat die EU nicht erst seit dem Korruptionsskandal im Europäischen Parlament den Kompass verloren.

Aus unerfindlichen Gründen lassen wir uns diesen ganzen Zirkus als „alternativlos“ verkaufen. Aber ist es wirklich „alternativlos“ zuzusehen, wie eine Handvoll Superreicher und korrupter Politiker diesen Planeten und unsere Gesellschaften zerstören? Wäre es nicht langsam an der Zeit, das alles nicht mehr mitzumachen? Die nächste Gelegenheit für einen Richtungswechsel wäre dann die nächste Europawahl 2024. Allerdings müssten die Menschen dann auch aufhören, weiterhin für diejenigen zu stimmen, die uns diese ganzen Katastrophen einbrocken, dabei aber selbst ihre Schäfchen ins Trockene bringen. Bei den nächsten Wahlterminen sollte man anfangen, etwas mutiger zu wählen, statt weiterhin diejenigen in die Parlamente zu schicken, denen wir das ganze Chaos verdanken. Da könnte man ja an einem regnerischen Sonntag mal drüber nachdenken. P.S.: Die Liste der „nehmen wir mal…“ könnte fast beliebig fortgeführt werden…

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