„Irgendwie hängt alles mit dem Oberrhein zusammen“

Mit seinen „Kultouren“ ist Manfred Hammes erneut ein groβer Wurf gelungen. Ein „Rumtreibbuch“, das den Leser in die Schönheit des Oberrheins führt. Verlangsamung der Zeit inbegriffen. Lesenswert!

Sehr empfehlenswert - "Kultouren" von Manfred Hammes. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Dass Manfred Hammes, der früher als Journalist arbeitete und dann jahrelang die Wirtschaftsregion Ortenau (WRO) aufbaute, ein begnadeter Autor und Erzähler ist, das wusste man schon länger. Bereits seine letzten Bücher wie „Erzähl mir vom Süden“ ist so toll geschrieben, dass man es kapitelweise genieβt, um das Lesevergnügen zu verlängern. Doch heute ist nicht von diesem Buch die Rede, sondern von seinen „Kultouren“, einer Sammlung von 21 Entdeckungstouren am Oberrhein, von denen eine ausgefallener ist als die nächste und selbst alteingesessene Menschen am Oberrhein werden mit den „Kultouren“ ihre Region mit ganz anderen Augen entdecken.

Grenzen gibt es für Menschen wie Manfred Hammes nicht. Oder wenn, dann nur, um überschritten zu werden, denn der Autor begreift diese deutsch-französisch-schweizerische Region so, wie vor ihm bereits, in einem anderen Register, André Weckmann oder René Schickele. So verlaufen die 21 vorgestellten „Kultouren“ mal im Elsass, mal in Baden und zwar ohne Unterscheidung in „Frankreich“ und „Deutschland“. Seine Einstellung zu seinen Entdeckungstouren geht zurück auf den Autor Johann Michael Moscherosch, der bereits während des 30jährigen Kriegs schrieb: „Wer reisen will, der schweig fein still, geh steten Schritt, nimm nicht viel mit, tret an am frühen Morgen, und lasse heim die Sorgen“. Nicht nur, dass Manfred Hammes ein würdiger Nachfolger von Johann Michael Moscherosch ist, sondern er ist auch so nett, diesen „ersten deutschen Bestsellerautor“ seinen weniger kultivierten Lesern vorzustellen…

Wohin führt Manfred Hammes seine Leser am Oberrhein? Seine „Kultouren“, die man im weitesten Sinne als einen „Reiseführer“ bezeichnen könnte, ohne dem Buch damit wirklich gerecht zu werden, führen ins Wiesental (in Begleitung von Johann Peter Hebel, der auch ein echter Oberrhein-Vertreter war, der in Basel und im Wiesental aufwuchs), nach Sélestat, Strasbourg, Freiburg, Baden-Baden, aber auch in den Europapark oder zum Simplicissiumus nach Renchen. Allerdings sollte man keine „touristischen Informationen“ bei den „Kultouren“ erwarten, sondern eher den Blick auf die Dinge, die sich dem Betrachter erst bei genauem Hinschauen eröffnen. Dafür, dass sich der Blick dann auch wirklich öffnet, verdankt der Leser der Hammes’schen Verlangsamung der Zeit. Um den Blick des Autors zu teilen, muss man sich Zeit nehmen und tatsächlich genauer hinschauen. Und das lohnt sich.

So erfährt der Leser Wichtiges und Unwichtiges, aber dafür Nettes. So wusste auch bei uns in der Redaktion niemand, dass das wohl beste Bier der Welt, das Rothaus Tannenzäpfle aus dem südlichen Schwarzwald, auf seinem Etikett nicht etwa Tannenzapfen, sondern Fichtenzapfen abbildet, was eine Art „Etikettenschwindel“ ist. Diese Information wird zwar das Leben der Leserschaft nicht nachhaltig verändern, doch das Allgemeinwissen der Leser so steigern, dass man mit solchem Wissen an einem netten Abend in einer Schwarzwälder Beiz glänzen kann.

Den Gefallen, unseren Lesern nun die 21 „Kultouren“ zu präsentieren, verkneifen wir uns und unsere Leser werden, sofern sie dieses wunderbare Buch erstehen, dankbar sein, dass wir nicht alles vorwegnehmen. Nur so viel – es geht um Kultur, um Geschichte, um Gastronomie, um Philosophie, um Wein, um berühmte und weniger berühmte Persönlichkeiten vom Oberrhein und vieles mehr. Und alles in allem hängt nicht nur, wie der Autor selbst schreibt, „alles mit dem Oberrhein zusammen“, sondern der Leser hält mit den „Kultouren“ eine Liebeserklärung an die europäischste aller Regionen in der Hand.

„Kultouren“ von Manfred Hammes
Oaseverlag
358 Seiten
ISBN 978-3-88922-085-1

Zu bestellen ist das Buch direkt beim Verlag unter diesem Link!

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