Irma trennt Arme und Reiche

Der fürchterliche Orkan über der Karibik zeigt, dass Arme und Reiche vor Naturkatastrophen eben nicht gleich sind.

"Irma" wird in Florida ähnliche Schäden verursachen wie hier auf Sint Maarten in der Karibik. Am härtesten sind die Armen betroffen. Foto: Ministery of Defense, Netherlands / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – „Irma“ wütet über der Karibik und hat Florida erreicht. Die Lage ändert sich stündlich, rund 6 Millionen Menschen wurden zur Evakuierung des Staats verpflichtet, endlose Blechlawinen wälzen sich in Richtung Norden und in Richtung Sicherheit. Der gewaltige Orkan, dessen Ausmaße den ganzen Staat Florida abdecken, hat das Potential, ganz Florida dem Erdboden gleichzumachen. Doch es gibt viele Menschen in Florida, die sich nicht in Sicherheit bringen können – ihnen fehlen schlicht die Mittel dafür. Selbst vor Naturkatastrophen sind die Menschen eben nicht gleich.

Der Staat Florida tut alles, um Leben zu retten – in 320 Notunterkünften wurde die Aufnahme von 60.000 Menschen organisiert und dennoch harren viele Menschen in ihren Wohnungen aus, denn es fehlte ihnen schlicht das Geld, um sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Wer konnte, packte seine Siebensachen ins Auto oder flog von Miami, Orlando oder Fort Lauderdale in sichere Regionen, so lange das noch ging. Doch es gibt in den USA auch viele Menschen am Rande der Gesellschaft, die sich weder ein Auto noch ein Flugticket leisten können. Und so sind viele Menschen vor Ort geblieben, im Vertrauen darauf, dass wieder einmal alles gut gehen wird, doch scheint „Irma“ mit einer solchen Gewalt unterwegs zu sein, dass dieses Vertrauen fatal sein könnte.

Die Naturkatastrophen, wie der Orkan „Harvey“, der erst vor wenigen Tagen zu unglaublichen Schäden in Texas führte oder eben jetzt „Irma“ zeigen deutlich auf, dass das Leben in Armut gefährlich ist. Auch, wenn die Behörden alles tun, was in ihrer Macht steht, so können sie nicht dagegen ankämpfen, dass die Ausgestoßenen der amerikanischen Gesellschaft die ersten Leidtragenden dieser Katastrophen sind.

Präsident Obama hatte versucht, über das Programm „ObamaCare“ möglichst viele sozial Schwache wenigstens in eine Krankenversicherung zu bringen, um die Gräben zwischen Arm und Reich ein wenig zu überbrücken. Doch dieses Projekt wurde von Präsident Trump gekippt, von eben jenem Präsidenten, der immer noch der Ansicht ist, dass es keinen Klimawandel gibt. Die Rechnung für diese politischen und weltanschaulichen Fehleinschätzungen tragen diejenigen, die am wenigsten schultern können – die Ärmsten der Armen. So bleibt nur die vage Hoffnung, dass das Schlimmste noch einmal an Florida vorüber zieht. Doch die Chancen stehen schlecht dafür.

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