Ist der „Brexit“ am Ende der „Trumxit“?

Laut einem der berüchtigten Tweets des US-Präsidenten Donald Trump gab es offenbar einen intensiven Austausch zwischen ihm und Theresa May über den „Brexit“. Nur – May scheint nicht auf Trump gehört zu haben.

Dieser Mann mischt sich ständig in die Angelegenheiten anderer Länder ein. Wie Putin. Foto: DonkeyHotey / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Jetzt rächt sich, dass wir mit einer binären Sichtweise dieser Welt aufgewachsen sind. Uns wurde ein Bild anerzogen, nach dem die Amerikaner „die Guten“ und die Russen die „Bösen“ sind. Doch scheinen sich gerade all unsere erlernten Gewissheiten in Luft aufzulösen. Der amerikanische Präsident Donald Trump hat einmal mehr gezeigt, dass für ihn die Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder oder Kontinente eine Selbstverständlichkeit ist.

Der Ärger nahm seinen Lauf, als der britische Botschafter in Washington Kim Darroch in einem Meeting eine Einschätzung der Arbeit des US-Präsidenten in die britische Heimat abgab und diese Einschätzung „geleakt“ wurde. Dabei kann man die Klarsicht von Kim Darroch nur loben – nach seiner Ansicht ist der amerikanische Präsident „dysfunktional“, „unsicher“ und „inkompetent“. Nun ist das zwar nichts Neues, aber wenn der britische Botschafter in den USA so etwas sagt, dann hat das doch eine andere Wirkung. Und Wirkungstreffer erkennt man bei Donald Trump an dessen Tweets, die dann zumeist unfreiwillig komisch wirken oder in denen er Informationen in die Welt hinausposaunt, die er besser für sich behalten hätte.

Dieses Mal vertrat Donald Trump in seinen Tweets die durchaus vertretbare Erkenntnis, dass es eine gute Nachricht für die britische Insel sei, dass Theresa May schon bald aus der Downing Street 10 ausziehen muss. Diese Ansicht dürfte er mit 95% der Europäer und 60% der Briten teilen. Aber dann: „Ich habe ihr gesagt, wie es [mit dem Brexit] geht“, twitterte der blondeste aller Präsidenten, „aber sie hat sich für einen anderen Weg entschieden.“

Wie bitte? Der amerikanische Präsident arbeitet hinter den Kulissen gegen die Europäische Union und hat selbst versucht, den Brexit-Prozess in dessen Ablauf zu beeinflussen? Nennt man so etwas nicht „Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Landes“ oder in diesem Fall, eines Kontinents?

Angela Merkel hatte es bereits vor einiger Zeit verstanden, als sie zu erkennen gab, dass die USA nicht mehr so uneingeschränkt zu unseren „Freunden“ zu zählen sind, wie dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Erstaunlich ist ebenfalls, dass es sich die Briten nicht verbeten haben, dass sich die USA in diesen Prozess einmischen.

Die gute Nachricht – es gibt noch Briten, denen lauwarmes Guinness und Lammbraten in Pfefferminz-Sauce noch nicht vollständig das Gehirn vernebelt haben. Sir Kim Darroch gehört dazu. Und dass die amerikanische Regierung nun nicht mehr mit ihm sprechen will, das gereicht ihm geradezu zur Ehre. Und immerhin, die britische Regierung hat erklärt, dass Darroch weiterhin ihr volles Vertrauen genießt.

Das transatlantische Klima ist inzwischen völlig vergiftet und Donald Trump ist alleine dafür verantwortlich. Man darf gespannt sein, wie das alles weitergeht. Vor allem, falls dieser Politclown in den USA wiedergewählt werden sollte und als britischen Counterpart einen nicht minder durchgeknallten Boris Johnson hätte. Irgendwie fällt es momentan schwer, positive Durchhalteparolen auszugeben – zu einem Zeitpunkt, zu dem die Schlüsselpositionen der Weltpolitik von pathologischen Profilneurotikern besetzt sind.

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