Ist Gendern wirklich ein Weg zur Gleichberechtigung?

Nun also auch der Oscar, die wichtigste Auszeichnung der Filmbranche. Von verschiedenen Seiten wird gefordert, den Oscar ab sofort geschlechtsneutral zu vergeben...

Inwieweit es die Gleichstellung von Mann und Frau befördert, wenn der Oscar gegendert wird, ist unverständlich... Foto: Elilopes / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Bester Schauspieler, beste Schauspielerin, bester Darsteller einer Nebenrolle, beste Darstellerin einer Nebenrolle – das soll nun vorbei sein. Denn plötzlich merken die Oscar-Verantwortlichen, dass man Männlein und Weiblein nicht gesondert auszeichnen sollte, sondern gemeinsam. Die Frage, wohin der Gender-Wahn führt, stellt allerdings niemand. Vor lauter politischer Korrektheit merken wir gar nicht, dass wir die Beziehungen zwischen Mann und Frau nicht etwa mit dem Ziel der Gleichberechtigung organisieren, sondern eine Gleichmacherei betreiben wollen, die aber blöderweise von der Natur nicht vorgesehen ist. Doch der Wokismus, so omnipräsent er auch sein mag, führt nicht zur Gleichstellung, sondern vertieft die ohnehin bestehenden Gräben zwischen Männern und Frauen.

Klar, der letzte Satz hätte so gar nicht mehr geschrieben werden dürfen. Man hätte noch sämtliche sexuellen Orientierungen aus dem LBTGQ+-ABC aufführen müssen, aber das ist mühsam und vor allem, es trägt nicht dazu bei, dass bespielsweise die Gehälter von Frauen und Männern angepasst werden.

Dazu rücken Frauen und Männer nicht etwa näher und respektvoller zusammen, sondern man und frau beäugen sich heute mißtrauisch und suchen in jedem Blick, in jedem Satz und in jeder Geste etwas, was #metoo-verdächtig ist. Und so entfernen wir uns immer weiter voneinander, Frauen sind frustriert, weil kein Mann sich mehr traut, sie anzusprechen oder auch nur anzuschauen und die Männer sind frustriert, weil sie sich darüber klar werden, dass sie jeder bewundernde Blick und jedes Kompliment bereits in den Randbereich eines potentiellen Vergewaltigers rückt.

Nur – wie sinnvoll sind solche gesellschaftlichen Veränderungen, wenn deren Ergebnis ist, dass alle Beteiligten frustriert sind? Erreichen wie Wokisten nicht mit viel gutem Willen genau das Gegenteil dessen, was sie eigentlich wollen?

Ob „kulturelle Aneignung“, ob der Protest gegen angeblich „aufgezwungene Geschlechter“ (nein, ein Geschlecht wird bei der Geburt nicht „aufgezwungen“, sondern entscheidet sich an der Frage, ob ein Pimmelchen vorhanden ist oder nicht), die Genderfrage ist ein Politikum, das vielleicht hehre Absichten verfolgt, doch leider an der Thematik vorbeigeht und daher die Gräben nicht zuschüttet, sondern weiter vertieft.

Dass sich die Geschlechterrollen im Laufe der Zeit verändern, ist eine Sache. Doch sollte man sich um diejenigen Dinge kümmern, die tatsächlich die Gleichberechtigung verhindern. Es ist nicht einzusehen, dass Frauen weniger als Männer für die gleiche Arbeit verdienen. Es ist nicht einzusehen, dass sich die Regierungen immer noch nicht dazu durchringen können, geeignete Strukturen für Frauen zu schaffen, die von Gewalt in allen ihren Formen betroffen sind. Es ist nicht einzusehen, dass nicht genug investiert wird, um starre und negative Beziehungen zwischen Frauen und Männern bereits ab dem Kindergarten aufzulösen. Stattdessen ereifern sich Wokisten wie Sandrine Rousseau von den französischen Grünen darüber, dass Grillen eine männerdominierte Domäne sei. Ja, Herrje, dafür braucht es keine Gesetze oder Volksabstimmungen – wenn Frauen Würstchen und Steaks grillen wollen, dann macht es doch einfach!

In ein paar Jahren werden die nächsten Generationen merken, dass der Wokismus Frauen und Männer in verschiedene Welten geschickt hat. Doch sollten diese Generationen beabsichtigen, die menschliche Rasse doch weiter überleben zu lassen, dann werden sie notgedrungen zusammenkommen müssen. Das zu erschweren, ist nicht so richtig pfiffig. Und das Vergendern der Oscar-Verleihung wird Frauen und Männer der Gleichberechtigung keinen Millimeter näher bringen. Gewiss, der Wokismus ist nicht mehr als eine Modeerscheinung, aber ehrlich – es fängt an zu nerven.

1 Kommentar zu Ist Gendern wirklich ein Weg zur Gleichberechtigung?

  1. Ob Kinderbücher, Süßwaren, Straßennamen, Gendern oder sonst was – langsam “spinnt dieses Gesockse” komplett. Außer Kopfschütteln und Unverständnis nichts erreicht. Bien fait.

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