Ist Hongkong wirklich überall?

Aufgrund der bisher härtesten Covid-Welle werden in Hongkong die Wahlen verschoben. Diese Meldung ist in mehrerer Hinsicht interessant…

In Hongkong startet die nächste Covid-Welle durch... Foto: Benh LIEU SONG (Flickr) / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Offenbar ist auch nach zwei Jahren die Definition des Begriffs „Pandemie“ von den Mächtigen dieser Welt immer noch nicht verstanden worden. Während Europa, trotz extrem hoher Inzidenzen, jubelnd den verschiedenen „Freedom Days“ entgegen hechelt, ist die Entwicklung in anderen Teilen der Welt eine ganz andere. Neue Varianten zirkulieren bereits und wenn ein (zugegeben kleines) Land wie Hongkong aufgrund der härtesten Covid-Welle seit Beginn der Pandemie seine Wahlen verschiebt, dann bedeutet das, dass diese Pandemie alles andere als vorbei ist. Aber nach wie vor versucht jedes Land weiter seine individuellen Strategien, die bisher alle nicht so richtig funktioniert haben.

Geplant war, dass ein „Peking-kompatibles“ Wahlkomitee Ende März die Nachfolge von Regierungschefin Carrie Lam wählt, doch musste die Wahl auf den 8. Mai verschoben werden. Die Anweisung hierzu kam von allerhöchster Stelle: Xi Jinping persönlich ordnete diese Verschiebung an, da die Kontrolle der Pandemie oberste Priorität habe.

Diese Wahlverschiebung in Hongkong könnte auch in Europa Nachahmer finden. Am 10. April steht der erste Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahl an, dann der zweite Wahlgang und direkt danach die nicht minder wichtigen Parlamentswahlen. Vorsorglich hat Präsident Macron den „sanitären Notstand“ bis Ende Juli verlängern lassen, was ihm ermöglicht, weiterhin per Dekret und am Parlament vorbei zu regieren. Da Macron die „echten“ Umfragezahlen kennt, kann man nicht ausschließen, dass diese Wahlen dann auch in Frankreich verschoben werden, sollten die Umfragen zu diesem Zeitpunkt besonders schlecht für Macron aussehen.

Und dann stellt sich natürlich die Frage, was für ein Variant gerade in Hongkong unterwegs ist, so nahe an China und damit dem Ausgangspunkt der Pandemie. Man wird sehr genau beobachten müssen, wie sich diese Pandemie weiter entwickelt und da ja die Regierungen der Welt weiterhin für große Mobilität sorgen, muss man davon ausgehen, dass das, was gerade anderswo passiert, auch schnell bei uns passieren wird.

Mitten hinein in die hektischen Lockerungs-Maßnahmen ist das vielleicht so etwas wie ein Wermutstropfen, aber der politische Wille, diese Pandemie zu beenden, reicht eben leider nicht aus. Ab sofort wird man sehr aufmerksam verfolgen müssen, wie sich die Pandemie tatsächlich weiter entwickelt und ebenso, wie sich die Politik rings herum verhält. Diese ganze Geschichte, die seit zwei Jahren unser Leben prägt, ist alles andere als vorbei.

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