„Ja, wir kaufen unser Öl gerne bei Mördern…“

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in aller Freundschaft den saudischen Kronprinzen und faktischen Herrscher über das Land Mohammed bin Salman empfangen.

Mohammed bin Salman, Kronprinz Saudi-Arabiens und Buddy von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Foto: Palacio do Planalto / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Für den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman ist die Ermordung des oppositionellen Journalisten Jamal Kashoggi im saudischen Konsulat in Ankara nur noch eine Anekdote, vergessen und vergeben, auch, wenn der amerikanische Geheimdienst der festen Ansicht ist, dass diese grausame Ermordung eines Systemkritikers auf Anweisung des Kronprinzen erfolgte. Aber da der Kronprinz das als abgeschlossen betrachtet, ist die Angelegenheit auch für den französischen Präsidenten Macron erledigt und man kann sich zusammensetzen und über das Öl-Geschäft reden.

Der Händedruck zwischen Macron und bin Salman in Paris hatte schon fast etwas Peinliches, Macron wollte die Hand bin Salmans gar nicht mehr loslassen. Es ist wie immer. Unsere Politiker arbeiten strahlend mit den Schurken dieser Welt zusammen, bis deren eigene Völker sie dann irgendwann zum Teufel jagen. Dann, aber erst dann, stellen unsere Politiker fest, dass sie die jeweiligen Diktatoren eigentlich nie gemocht haben und distanzieren sich. Das war so bei Gaddafi, das war so bei Saddam Hussein, das ist immer so. Moral hat in der Politik nichts verloren, es wird eiskalt mit den Schreibtischtätern dieser Welt paktiert. Beim Besuch des saudischen Kronprinzen in Paris hätte man sich eine etwas weniger devote Haltung des französischen Präsidenten gewünscht, aber was soll’s, wir wollen ja dessen Öl haben. Da darf es dann auch mal etwas schleimiger abgehen.

Die Witwe Kashoggis protestierte gegen diesen Umgang mit Mohammed bin Salman, doch Menschenrechte sind kein Thema, wenn es ums Big Business geht. Bevor man aufhört, mit Saudi-Arabien über Öl- und Waffen-Geschäfte zu verhandeln, könnte bin Salman gut und gerne noch ein paar Oppositionelle mehr in Stücke schneiden lassen. Stört niemanden.

„Wandel durch Handel“ – was Angela Merkel (und viele andere) jahrelang mit Putin und Russland versuchten, was heute noch das Leitmotiv im Verhältnis zu China ist, hat nicht richtig funktioniert. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wird dies der ehemaligen Bundeskanzlerin bitter vorgeworfen, als sei sie durch die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland für den Einmarsch Putins in der Ukraine verantwortlich.

Dafür gibt es jetzt „Wandel durch Handel“ zwischen Frankreich und Saudi-Arabien, wo ein des Auftragsmords verdächtiger Kronprinz nur deshalb wieder zum „Buddy“ wird, weil er Öl zu verkaufen hat. Grund genug für Emmanuel Macron, aus der internationalen Ächtung des saudischen Kronprinz eine dieser Männerfreundschaften zu machen, bei denen man(n) sich ein klein wenig zu lange in die Augen schaut und dabei die Hand des Gegenübers nicht loslässt. Das sind Freundschaften fürs Leben. Beziehungsweise bis sich Saudi-Arabien dieses Kronprinzen entledigt. Dann wird man auch aus dem Elysee-Palast hören, dass man Mohammed bin Salman eigentlich nie so richtig mochte.

Die Verlogenheit der internationalen Politik ist nur noch widerlich. Und es sollte sich wirklich niemand mehr wundern, dass sich die Menschen vollständig von der Politik abwenden. Die Kaste der Staatenlenker ist gerade dabei, diesen Planeten in die Tonne zu treten, dabei in Luxus zu schwelgen und die Menschen, deren Welt sie eigentlich managen sollten, in den Abgrund zu führen. Hoffentlich erwarten diese Leute nicht auch noch, dass irgendjemand Beifall klatscht…

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