Jämmerliche Olympische Spiele

Die Organisatoren der Olympischen Spiele 2024 in Paris bieten Russland und Belarus eine wunderbare Propaganda-Plattform. Und lassen sich am Nasenring durch die Manege führen.

Das Maskottchen der Spiele in Paris wird schon vor Beginn der Veranstaltung vergewaltigt... Foto: Anthony Baratier / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Seit über zwei Jahren tobt der Krieg in der Ostukraine, nachdem die russische Armee völkerrechtswidrig in die Ukraine einmarschiert war. Unterstützt wird Russland von seinem Satelliten Belarus, dessen Diktator Alexander Lukaschenko vor Jahresfrist ein Abkommen mit Moskau geschlossen hat, in dem er die Geschicke seines Landes in 27 Einzelpunkten Russland unterstellt. Dies allein hätte ausreichen müssen, beide Länder von den Olympischen Spielen auszuschließen. Stattdessen lässt man Sportler aus beiden Ländern antreten, unter einer „neutralen“ Flagge, und Russland und Belarus sind entschlossen, diese Gelegenheit für ihre Propaganda zu nutzen. Dass sie dabei den Westen, Frankreich und das IOC geradezu lächerlich machen, wird von den Veranstaltern dieser hoch politisierten „Spiele“ billigend in Kauf genommen.

Die „neutrale“ Flagge der russischen und belarussischen Sportler ist eigentlich dazu gedacht, eben diese Propaganda zu verhindern, doch lässt sich diese überhaupt nicht verhindern und dazu haben Moskau und Minsk schon längst damit begonnen, ihre „olympische Propaganda“ umzusetzen, wie die letzten Stellungnahmen des belarussischen Diktators und des russischen Sportministers zeigen.

An die Adresse der belarussischen Sportler sagte Lukaschenko: „Wenn du deine Wahl triffst und unter einem neutralen Status dorthin reist, dann prügel die Scheiße aus ihnen heraus und zeig ihnen, dass du ein echter Belarusse bist!“ Abgesehen davon, dass es schon Diktatoren gegeben hat, die sich etwas gewählter ausdrückten, ist dies eine sehr unolympische Aussage. Es ist unbegreiflich, dass die Sportverbände und die französische Regierung nicht den Mut haben, Russland und seinen Satelliten Belarus schlicht und ergreifend von den Spielen auszuschließen. Statt den Sportlern und Funktionären aus diesen beiden Ländern, übrigens allesamt „Sportsoldaten“, schlicht und ergreifend das Visum für die Zeit der Spiele zu verweigern oder zu annulieren, machen sich Frankreich und das IOC zum Hanswurst dieser Diktatoren, die diese Gelegenheit dankbar annehmen, ihre sinistre Propaganda zu betreiben.

Wenn man dazu bedenkt, dass Russland im September, also kurz nach Ende der Spiele, seine eigenen „World Friendship Games“ für sich und seine Unterstützer als Alternativ-Veranstaltung organisieren will, was sich das IOC dann doch traut zu kritisieren, gibt es keinerlei Grund sich so zu verbiegen, dass Russland und Belarus eben doch in Paris teilnehmen können.

Bitter lachen kann man nur über die ewige Aussage der Sportverbände, dass man „Sport und Politik nicht miteinander vermischen soll.“ Nichts anderes tut das IOC und das auch noch mehr als ungeschickt. Und Frankreich muss sich die Frage gefallen lassen, warum Innenminister Darmanin nicht den Mut aufbringt, den Vertretern des „Feindes“, gegen den gerade der gesamte Westen Krieg führt, ohne diesen beim Namen zu nennen, die Einreise nach Frankreich zu verweigern. Dies entspräche übrigens den Regeln der antiken Olympischen Spiele und dem Geist von Pierre de Coubertin, nach denen Sportler und Funktionäre aus Ländern, die sich gerade im Krieg befinden, die Teilnahme versagt blieb.

Es ist peinlich zu sehen, wie sich das IOC und Frankreichs Regierung von zwei Diktatoren herumschubsen lassen, die diese Olympischen Spiele dazu auschlachten, der Welt und der eigenen Bevölkerung zu demonstrieren, wie großartig sie doch sind. Hätte es 1940, also während des II. Weltkriegs, Olympische Spiele gegeben, hätten dann die Organisatoren alles daran gesetzt, dass Sportler aus Nazi-Deutschland teilnehmen können? Natürlich nicht. Dass man heute so anders agiert, ist ein Zeichen für den völligen Verfall der politischen Kultur und der immer so gerne zitierten „Werte“. Aber was soll man machen – wenn unsere politisch Verantwortlichen so wenig Rückgrat haben, dass sie selbst Olympische Spiele zu einer Propaganda-Veranstaltung für den „Feind“ verkommen lassen, dann muss man sich in erster Linie selber fragen, wie dumm wir eigentlich sind, dass wir solche politischen Leichtgewichte immer wieder wählen. Noch weit vor dem Beginn dieser Olympischen Spiele sind diese bereits ein Flopp, der in erster Linie nicht etwa Glanz und Gloria des französischen Herrschers mehren wird, sondern in erster Linie der internen und externen Kommunikation derjenigen dient, gegen die wir gerade Milliarden und die ganze westliche Politik mobilisieren. Noch ist es nicht zu spät, Russland und Belarus komplett von den Spielen auszuschließen, doch dafür bräuchte man etwas in Paris, was dieser Regierung und den Verbänden leider fehlt – cojones

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