Japan hautnah: Festival Arsmondo in Straßburg

Der Ausflug in die Kultur aus dem Land der aufgehenden Sonne strebt seinem Zenit zu: Buchvorstellung, Konferenzen, Oper und Konzerte, aber auch ein von Mangas inspirierter Theaterwettbewerb – ein Überblick über die nächsten Festivaltage.

Ein interessantes Festival der japanischen Kunst Foto: Opéra National du Rhin

(Von Michael Magercord) – Japan ist ein modernes Land. Aber auf seine eigene Weise modern, auf eine andere jedenfalls, als jene auf die sich die Länder des Abendlandes modern fühlen. Das sagt der Japanologe Pierre-François Souyri, der heute am Montag sein Buch in der Bücherei Kléber vorstellen wird. Was aber ist dann modern? Es sind Zeiten, in denen alles möglich erscheint. Selbst eine Mischung aus tiefverwurzelten Traditionen und völlig neuen oder auch fremden Einflüssen lässt eine Welt konstruieren. Und Zeiten, in denen nichts bleibt, wie es ist.

Japan hatte sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts massiv industrialisiert und sich auch geistigen Neuerungen geöffnet. Allerdings waren die Quellen auf der Suche nach einem modernen Menschenbild nicht die westlichen, sondern das klassische chinesische Denken der kosmischen Harmonie, was aber nicht die Entwicklung der Ideen des Feminismus, eines Sozialismus konfuzianistischer Prägung oder das Erstarken des Shinto-Kultes behinderte.

Was schließlich auf dem Gebiet der Kultur dabei herausgekommen ist, lässt sich nun in den nächsten Tagen in Straßburg erleben. Auf einem internationalen Kolloquium wird am Mittwoch über das Thema „Körper und Botschaft“, verbal werden sich unter Federführung der Unis Straßburg und Tokyo Experten über nonverbale Kommunikation in den unterschiedlichen Kulturen austauschen.

Mittwoch ist ohnedies der große Tag des Festivals: die Oper „Tempelbrand“ des japanischen Komponisten Toshiro Mayuzumi hat ihre französische Premiere. Einen Tag zuvor kann man wieder in Kléber Regisseur und Dirigenten treffen. Und schon einen Tag später beginnt eine Serie von Konzerten und Gesangsvorstellungen. Die japanisch-südafrikanische Sängerin Pumeza Matshikiza wird am Donnerstag in der Oper ein Programm von vertonen Gedichten des buddhistischen Mönch Enku bis zu Spirituals vortragen.

Am Freitag wird es eine musikalische Lesung mit TNS-Direktor Stanislav Nordey und japanischer neuer Musik im Salle Bastide geben, und schon einen Morgen später kann man den selten gehörten Liederzyklus „Nipponari“ des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu genießen und damit dem umgekehrten Weg der Kulturübertragung gehen: von Japan inspirierte europäische Musik. Ein Kleinod der Liederkunst, vom dem auch eine Einspielung von der in Heuweiler bei Freiburg lebenden Sängerin Dagmar Peckova vorliegt.

Am Sonntag locken zwei Konzerte in die Rheinoper: morgens wird es unter dem Titel „Irodori“ japan-jazzig, und am frühen Nachmittag bieten die Mitglieder des hauseigenen Opernstudios eine Mischung aus traditionellen japanischen Werken und Opernmelodien aus Butterfly von Pucini, den Hanjo von Toshio Hosokawa und der Oper Tempelbrand an. Als Abschluss der Konzertreihe schweift am 28. März ein letzter Blick über die aktuelle und zeitgenössische japanische Musikszene.

Und klar, zu Japan heute gehören auch schrillen Trends: Cosplay, eine Verkleidungsmanie entsprechend den Vorbildern aus Mangacomics darf nicht fehlen. Am 25. März wird der beste Cosplayer von Straßburg gekürt. Und dann wird wie schon für das ganze Festival das moderne Motto gelten: Dabei sein ist alles!

Festival ARSMONDO JAPON

Komplette Programm unter: www.festival-arsmondo.eu

Tickets unter: www.operanationaldurhin.eu

CD-Einspielung „Nipponari“ von Bohuslav Martinu
Supraphon, 2008 – SU 3956-2
www.supraphon.com

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