Jawoll, Michel Platini – so funktioniert’s!

Der gesperrte UEFA-Boss hat beschlossen, seine Vernehmung vor der FIFA Rechtskommission zu boykottieren. Da können sich Niersbach und Kaiser Franz eine Scheibe von abschneiden!

Wenn das siegesgewisse Lächeln nicht mehr ganz so gut funktioniert... aber Michel Platini hat ja noch seine Berater. Und die sind gut. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Ob Michel Platini immer noch glaubt, dass er eine Chance hat, Nachfolger des ebenfalls gesperrten FIFA-Präsidenten Sepp Blatter zu werden? Um sich diese theoretische Chance zu erhalten, müsste er eigentlich ziemlich kooperativ mit den Instanzen der FIFA umgehen, die momentan versuchen sollen, Licht in das mächtig viele Dunkel im Weltfußball zu bringen. Am Freitag hätte er eigentlich vor der FIFA zu den Vorwürfen der immer noch nicht so ganz geklärten Zahlung von 1,8 Millionen Euro von Sepp Blatter an ihn aus dem Jahr 2011 Stellung nehmen sollen. Macht er aber nicht. Warum auch?

Da mühen sich die ehemaligen DFB-Oberen mit müden Erklärungsmustern, was die immer noch nicht so ganz geklärte Zahlung von 6,7 Millionen Euro an Sepp Blatter angeht und reden sich immer tiefer hinein – dabei müssten die Beckenbauers, Niersbachs, Zwanzigers & Co. doch eigentlich nur schauen, wie es Michel Platini macht.

Der sagt nämlich niemandem mehr nichts. Das tun seine Anwälte und das auch noch in einem etwas jammerigen Ton, der darauf hinweist, dass dem einstmals genialen Mittelfeldmotor von Juventus Turin und der französischen Nationalmannschaft gerade furchtbares Unrecht geschieht. „Das Urteil [gegen Michel Platini] wurde ja bereits von einem Sprecher [der FIFA] der Presse mitgeteilt“, erklärten seine Anwälte, „und das unter Missachtung der Unschuldsvermutung“. Rhetorisch 1a. Unschuldsvermutung. Mit solchen Schlüsselwörtern arbeitet es sich in solchen Fällen gut. Damit Zuschauer, Hörer und Leser die Assoziation „Platini“ und „Unschuld“ in den Hinterkopf bekommen. Wäre doch gelacht…

Und – hier sollten die oben genannten deutschen Kickfunktionäre die Ohren aufsperren und lernen – dann kommt die Hohe Schule des Gegenangriffs. „Durch seine Entscheidung [die Anhörung zu schwänzen] will Michel Platini seiner tief empfundenen Empörung für eine Prozedur ausdrücken, die er für ausschließlich politisch hält und die darauf abzielt, seine Kandidatur für die Präsidentschaft der FIFA zu verhindern“. Sapperlott! Das riecht doch meilenweit gegen den Wind nach einer Verschwörung gegen Platini! Ehe man sich umgeschaut hat, wurde aus dem Angeklagten Platini das „Opfer einer Verschwörung“. Das ist Krisenkommunikation auf allerhöchster Ebene. Chapeau!

Und Recht hat Platini natürlich obendrein.  Denn in der Tat hatte der Sprecher der FIFA-Untersuchungskommission Andreas Bantel dummerweise aus dem Nähkästchen geplaudert, als er sagte, dass „Platini sicherlich für mehrere Jahre gesperrt werden würde“.

Frage: Könnten nicht alle, von Beckenbauer über Blatter bis zu Jack Warner die gleichen Anwälte und Kommunikationsberater bekommen, die auch für Platini arbeiten? Von allen, die sich bisher zu diesem Themenkomplex geäußert haben, sind das die Besten! Klasse!

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