Jean-Marie Le Pen verliert seine Partei an seine Tochter

Der rechtsextreme Front National hat seinen Gründer Jean-Marie Le Pen aus der Partei geworfen. Das nächste Weihnachtsfest bei Familie Le Pen dürfte etwas belastet ausfallen.

Ja, da saßen sie noch friedlich zusammen, Marine Le Pen, Jean-Marie Le Pen und dessen Weggefährte Bruno Gollisch... Foto: Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e)

(KL) – Wie wollen die Le Pens nur jemals wieder gemeinsam Weihnachten feiern? Wenn die Parteichefin Marine Le Pen den Parteigründer Jean-Marie Le Pen aus „seiner“ Partei ausschließt, während die Enkelin Marion Maréchal-Le Pen dem Großvater die Kandidatur zur kommenden Regionalwahl für die südfranzösische Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA) aus der Hand nimmt – wie soll denn da je wieder die gemeinsame Weihnachtsgans schmecken?

Doch zuviel war einfach zuviel. Der greise Jean-Marie Le Pen war vor einigen Monaten aus der Reserve gekommen und hatte seine Tochter, die Parteichefin, und sich selbst bei mehreren Gelegenheiten ziemlich lächerlich gemacht. Zunächst einmal hatte Jean-Marie bei einem Interview das wiederholt, was ihm schon vor Jahren Prozesse und einen Sturm der Entrüstung eingebracht hatte, nämlich „dass die Gaskammern der Nazis nur ein Detail der Geschichte“ seien. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde bei den Rechtsextremen, die sich seit einiger Zeit große Mühe machen, salonfähig zu werden und deshalb offene Provokationen wie diese tunlichst vermeiden, offen darüber diskutiert, ob der Parteigründer für die Partei zur Belastung würde. Doch noch zögerte man, denn der Königsmord ist eine politische Übung, die dem Königsmörder nur selten Vorteile bringt.

Doch als Jean-Marie Le Pen bei der Kundgebung zum 1. Mai (ja, das ist nicht nur Linken vorbehalten, in Frankreich feiern auch die Rechtsextremen den Tag der Arbeit) in einer Art rotem Dagobert-Duck-Mantel auf die Bühne kletterte, auf der Parteichefin Marine Le Pen gerade Bedeutsames zur Lage der Nation von sich gab, und sich dort feiern ließ wie ein Boxer vor einem Kampf, da wurde es der Partei dann doch zuviel.

Mit einigem juristischen Hick-Hack wurde Jean-Marie dann erstmal vorläufig ausgeschlossen, doch der klagte gegen den Ausschluss, einige Formfehler wurden festgestellt und jetzt wurde die Scheidung zwischen dem Gründer und seiner Partei vollzogen. Das Exekutivkomitee des Rechtsextrem hat nun Jean-Marie Le Pen „mit der nötigen Mehrheit“ (eine Formulierung, die das gemeinsame Weihnachtsgansessen doch noch retten kann, denn Marine kann nun behaupten, sie habe gegen Papas Rauswurf votiert…) aus der Partei ausgeschlossen. Die genaue Begründung wurde allerdings nicht mitgeteilt.

Parteigründer? Ausgeschlossen? War da nicht auch neulich was bei uns? Der Vergleich mit Bernd Lucke wäre allerdings unzutreffend. Während sich die AfD mit ihrem nationalkonservativen Rutsch von Lucke wegbewegt hatte, wurde JeanMarie Le Pen seine von ihm gegründete Partei einfach zu lasch. Dass dieser Mann nun von der politischen Bühne verschwindet, ist natürlich eine gute Sache. Weniger gut ist allerdings, dass dies Marine Le Pen bei der Überzeugungsarbeit der Franzosen hilft, dass der Front National eine ganz harmlose, zufällig etwas konservative Partei sei. Hoffentlich fallen die Franzosen nicht darauf herein.

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