Jean Moulin hat auch für uns gekämpft

Am 20. Juni hätte Jean Moulin Geburtstag gehabt. Ein guter Moment, sich vor dem Andenken an einen großen Widerstandskämpfer zu verneigen.

Auch und gerade wir Deutschen sollten das Andenken an Jean Moulin ehren. Foto: Gmandicourt / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Den meisten Deutschen sagt der Name Jean Moulin nichts. Und das ist schade, denn Jean Moulin war eine der herausragenden Persönlichkeiten des französischen Widerstands gegen die Nazis im II. Weltkrieg, der selbst unter der Folter der Gestapo sein Land nicht verriet und der heute in Frankreich völlig zu Recht als Nationalheld verehrt wird. Jean Moulin hat gegen den Faschismus und den Krieg gekämpft und sein Name sollte nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa und auch in Deutschland geehrt werden, denn sein Leben und Schicksal zeigen, dass es möglich ist, auch unter den schlimmsten Umständen den aufrechten Gang zu bewahren und ein Beispiel für andere zu sein.

Jean Moulin wurde am 20. Juni 1899 im südfranzösischen Béziers geboren, wurde kurz vor Ende des I. Weltkriegs in die französische Armee eingezogen und hatte Glück, diesen zu überleben. Danach machte er eine bemerkenswerte Karriere in der französischen Verwaltung, wurde jüngster Präfekt Frankreichs im Departement Aveyron, schreib und zeichnete unter dem Pseudonym Romanin für verschiedene Zeitungen und sprühte geradezu vor Lebensdurst und Lebensfreude.

Doch alles sollte sich mit dem Einmarsch der Nazis und dem II. Weltkrieg ändern. 1939 wurde er noch Präfekt des Departements Eure-et-Loire, dessen Hauptstadt Chartres im Juni 1940 von den Nazis bombardiert wurde. Im gleichen Monat wurde er von den Deutschen verhaftet, als er bei den Besatzern gegen den Mord an einer französischen Zivilistin protestiert hatte. Die deutschen Besatzer versuchten ihn mit Schlägen dazu zu bringen, ein Dokument zu unterschreiben, in dem eine senegalesische Einheit der französischen Armee für ein Massaker in Saint-Georges-sur-Eure verantwortlich gemacht werden sollte, das tatsächlich von den Besatzern verübt worden war. Jean Moulin weigerte sich und unternahm in der Haft einen Selbstmordversuch mit einer Glasscherbe.

Im November 1940 ordnete die Kollaborations-Regierung in Vichy an, dass alle Bürgermeister der Linken zu entlassen seien – als sich der Präfekt Jean Moulin weigerte, diese Anordnung umzusetzen, wurde er selbst entlassen. Daraufhin beschloss Jean Moulin, in den französischen Widerstand zu gehen.

Er etablierte den Kontakt zum französischen „Komitee für ein freies Frankreich“, das General de Gaulle von Paris aus leitete und nahm sich der Aufgabe an, die zahlreichen Widerstandsgruppen zu vereinen und Strukturen aufzubauen, mit denen der Widerstand wesentlich wirkungsvoller die Besatzer bekämpfen konnte. Die deutschen Besatzer reagierten immer nervöser auf den immer stärker präsenten Widerstand, der mit systematischen Nadelstichen die deutsche Militärlogistik störte und behinderte – und auch Anschläge auf deutsche Offiziere verübte.

Im September 1941 reiste Jean Moulin nach London, wo er unter anderem General de Gaulle traf und wurde dessen persönlicher Beauftragter in der unbesetzten Zone Frankreichs. Seine Aufgabe bestand darin, die nicht organisierten und zersplitterten Widerstandsgruppen zu einer schlagkräftigen Organisation umzubauen – die Mittel hierfür stammten aus London. Er ließ sich in Lyon nieder, wo er mit Persönlichkeiten wie Albert Camus zusammen kam und es schaffte, den Widerstand immer besser zu organisieren. Aus den verschiedenen Widerstandsgruppen wie der „Libération Sud“ oder den „Franc-Tireurs“ und vielen anderen formte er die „Armée secrète“, deren konzertierte Aktionen die Besatzer empfindlich trafen.

Nach der Vereinigung der Widerstandsgruppen im Süden Frankreichs schaffte es Jean Moulin im Januar 1943, auch den Zusammenschluss der Widerstandsgruppen im Rest des Landes zu organisieren – der „Maquis“ hatte eine Struktur erhalten.

Fortan agierte der Widerstand mit gemeinsamer Logistik, wie dem SOAM (ein Dienst für Luft- und Seeverbindungen nach London), einem gemeinsamen Funkdienst, sogar einer Pressestelle – und Jean Moulin arbeitete mit General de Gaulle an der Zukunft Frankreichs.

Am 21. Juni 1943 wurde Jean Moulin gemeinsam mit hochrangigen Mitgliedern des Widerstands bei Lyon von der Gestapo verhaftet. Gefoltert vom berüchtigten Gestapo-Kommandeur Klaub Barbie, blieb Jean Moulin standhaft, mokierte sich sogar noch unter der Folter über seine Peiniger und gab nicht einen Namen, nicht ein Detail preis. Die Folterknechte der Gestapo brachen ihm beide Arme, beide Beine, fast alle Rippen und Jean Moulin starb nach Wochen der Folter an Herzversagen. Bis zu seinem Tod konnten die Nazis nicht das geringste Detail aus ihm heraus pressen, was dafür sorgte, dass der Widerstand gegen die Besatzer weitergeführt werden konnte.

Heute ruht Jean Moulin im Panthéon, der Halle der Helden der französischen Republik in Paris. Auch wir Deutschen haben allen Grund, diesen Mann zu ehren und uns vor ihm zu verneigen, denn er hat viel dazu beigetragen, dass Europa und damit auch Deutschland vom Naziterror befreit werden konnten. Und für künftige Generationen sollte Jean Moulin ein Beispiel bleiben – denn „Wenn Unrecht Recht wird, wird Widerstand Pflicht“! Ruhe in Frieden, Monsieur Jean Moulin!

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