Jean Rottner legt alle seine Ämter nieder

Der Präsident der ostfranzösischen Region „Grand Est“ Jean Rottner legt alle seine Ämter nieder und zieht sich zum Jahreswechsel aus dem öffentlichen Leben zurück.

Der Mann, der sich selbst über die Schulter schaute, verlässt die politische Bühne. Foto: Eurojournalist.eu / CC-BY 2.0

(KL) – Das politische Jahr des Elsass 2022 endet mit einem Paukenschlag. Der Präsident der ostfranzösischen Region „Grand Est“, Jean Rottner, legt zum Jahresende alle seine Ämter nieder und zieht sich, so eine dünne Mitteilung in den sozialen Netzwerken, aus dem öffentlichen Leben zurück. Noch vor Jahresfrist als möglicher Minister gehandelt, tritt der 55jährige Konservative Rottner (Les Républicains) nun komplett von der politischen Bühne ab.

Über die Gründe wird nun spekuliert, da Rottner nur eine sehr dünne Meldung absetzte. „Familiäre übergeordnete Gründe motivieren diese schwere, reiflich überlegte Entscheidung“, schrieb Rottner in seinem Post. So kurz vor Weihnachten ist dies tatsächlich ein Paukenschlag für die Region „Grand Est“. Diese umfasst das Elsass, Lothringen und die Champagne-Ardenne, ein riesiges Gebiet, das im Rahmen der Gebietsreform von 2016 geschaffen wurde. Rottner, der nach anfänglich ablehender Haltung zum Verfechter dieser neuen Region wurde, was ihm den Unmut der Elsässer Autonomisten einbrachte, legt damit in wenigen Tagen auch sein Amt als Erster Beigeordneter Bürgermeister von Mulhouse nieder.

Sein Amt als Präsident der Region „Grand Est“ übernimmt am 1. Januar 2023 kommissarisch der Erste Vize-Präsident Franck Leroy aus dem Departement Marne, ebenfalls ein Konservativer, dem wohl die Aufgabe zukommt, eine Nachfolge für Rottner zu organisieren. Kandidaten dürfte es genug geben, denn auch im Regionalrat sitzen etliche frühere Hinterbänkler aus Paris, die gerne wieder etwas politisches Gewicht hätten.

Einmal mehr sieht man, wie schnelllebig das politische Geschäft ist. Noch bevor die Gründe für Rottners Rücktritt bekannt sind, ist sein Posten bereits wieder besetzt und ab sofort versinkt der Mann jeden Tag ein wenig mehr im Sumpf des kollektiven Vergessens.

Viel ändern dürfte Rottners Rücktritt allerdings nicht. Zwar sind die französischen Regionen von der Größe her mit den deutschen Bundesländern vergleichbar, doch ist ihr Handlungs- und Gestaltungsspielraum deutlich geringer als in einem Bundesland, da nach wie vor die Pariser Zentralregierung praktisch alle wichigen Fragen entscheidet. Ob Franck Leroy als kommissarischer Präsident Schwerpunkte setzen kann, darf bezweifelt werden, auch, wenn zum ersten Mal nach Philippe Richert und Jean Rottner ein Nicht-Elsässer an der Spitze der Region steht.

Bleibt nur, Jean Rottner zu wünschen, dass sich seine familiären Sorgen regeln und er wieder in seinem eigentlichen Beruf als Notfallarzt arbeiten kann.

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