JEFTA statt TTIP

Die Karten der Weltwirtschaft werden als Antwort auf den USA-Amoklauf von Donald Trump neu gemischt. Statt mit den USA hat die EU ein Freihandelsabkommen mit Japan unterzeichnet.

Statt mit den USA wird die EU dann eben mehr Handel mit Japan treiben. Sayonara. Foto: Fg2 / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Die beste Antwort auf Protektionismus ist Offenheit. Das zumindest meinen sowohl die Europäische Union als auch die Wirtschaftsmacht Japan. Gestern unterschrieben die EU und Japan das Freihandelsabkommen „Jefta“, das fast alle Zölle zwischen Japan und der EU abschafft. Dies ist sowohl eine wirtschaftliche Maßnahme als auch eine politische Antwort auf den politischen Amoklauf (es fällt immer schwerer, die wirre Politik von Donald Trump als „politischen Kurs“ zu bezeichnen…) des amerikanischen Präsidenten. Von „Jefta“ versprechen sich beide Seiten Wachstum, Arbeitsplätze und ein neues Gewicht auf dem Weltmarkt. Gegen die USA.

„Jefta“ ist alles andere als ein symbolisches Abkommen. Mit einem Handelsvolumen zwischen Japan und der EU von 129,4 Milliarden Euro ist Japan der sechstgrößte Handelspartner Europas (mehr Warenaustausch als mit Japan findet für die EU nur mit China, Russland, der Schweiz, der Türkei und den USA statt), was bedeutet, dass Handelserleichterungen tatsächlich zu Wachstum und in der Folge zur Schaffung von Arbeitsplätzen in der EU (und in Japan) führt. Mit dem neuen Freihandelsabkommen fallen 99 % aller Zölle auf japanische Waren weg, umgekehrt werden 96 % aller Zölle auf europäische Waren wegfallen. Das bedeutet in der Praxis, dass künftig Waren des jeweiligen Handelspartners billiger werden und damit Umsätze und Konjunktur angekurbelt werden.

Durch den Wegfall der Zölle soll jährlich auf beiden Seiten eine Milliarde Euro eingespart werden. Interessant für die Europäer und deren regionale Herkunftsbezeichnungen im Lebensmittelbereich: im Rahmen von „Jefta“ hat Japan die geschützte Herkunftsbezeichnung für rund 200 Produkte aus europäischen Regionen anerkannt, so dass künftig in Japan Parma-Schinken auch tatsächlich aus Parma stammen muss. Für die europäischen Erzeuger bedeutet dies einen Schutz vor Plagiaten und neue Absatzmöglichkeiten auf dem finanzkräftigen japanischen Markt.

Indem die Handelsschranken zwischen Japan und der EU abgebaut werden, verschieben sich die Gleichgewichte des Welthandels – oder anders gesagt: Die Welt organisiert sich um Donald Trump herum. Der amerikanische Präsident und sein neonationalistischer Protektionismus sind zwar im Trend der Zeit, führen aber in die wirtschaftliche und politische Isolation – siehe „Brexit“.

Und bei alledem könnte man fast übersehen, dass sich dieses Gleichgewicht schon längst verschoben hat. Mit den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) hat sich bereits eine Organisation gebildet, neben der langfristig sowohl die USA als auch Europa ziemlich alt aussehen dürften. Ob diese Verschiebung der Gleichgewichte eine gute oder schlechte Sache ist, wird die Zukunft zeigen. Die Sorgen rund um dieses Freihandelsabkommen sind die gleichen wie beim TTIP – was wird aus Umwelt- und Verbraucherstandards in den Handelsbeziehungen? Nur eines scheint klar – die anglo-amerikanische Welt ist auf dem Holzweg und geht diesen konsequent weiter. Den Schaden, den Donald Trump und Theresa May gerade anrichten, wird die ganze Welt tragen müssen. Könnte bitte mal jemand die Reset-Taste drücken?

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