Joe Sacco. Eine Hammerausstellung in Basel.

Das „Cartoonmuseum Basel“ zeigt bis zum April die Werke des wohl weltweit besten Künstlers des „Comics Journalism“, einer Kunstrichtung, die zwischen der klassischen Reportage, dem Pressefoto und dem Gemälde liegt.

Das Genre des "Comics Journalism" wird weltweit von niemandem besser interpretiert als von Joe Sacco. Foto: (c) Cartoonmuseum Basel / Joe Sacco

(KL) Es klingt zunächst fast etwas veraltet. In Zeiten, in denen jeder sein Smartphone zücken und hoch auflösende Fotos von allem schießen kann, erinnert das Genre des „Comic Journalism“ fast ein wenig an den verstaubten Beruf des Gerichtszeichners. Nichts Aufregendes, könnte man denken. Aber das ist grundlegend falsch – zumindest, wenn man die Comics-Reportagen eines Joe Sacco anschaut. Der in den USA lebende maltesische Journalist und Zeichner verbindet die klassische Reportage mit Zeichnungen in einer ungewöhnlichen Intensität und Qualität, die den Leser und Betrachter sofort in ihren Bann ziehen. Das Comicmuseum Basel stellt seine Arbeiten bis zum 24. April 2016 aus und – der Besuch lohnt sich!

Joe Saccos Comics aus Krisengebieten zeigen einen vertieften Einblick in Regionen der Welt, in denen Ausgrenzung, Hass, Verfolgung und Krieg an der Tagesordnung waren oder noch sind. Sie geben Menschen, die unter gewaltsamen Konflikten leiden, eine Stimme und ermöglichen Verständnis und Anteilnahme. Genau das ist heute, in einer Zeit, in der Menschen scharenweise aus diesen Regionen zu uns fliehen, um hier Rettung und Sicherheit zu erfahren, besonders wichtig.

Der kritische und differenzierte Ansatz sowie der unbedingte Qualitätsanspruch der Reportagen von Joe Sacco haben dem Medium „Comic“ neue Impulse gegeben und dessen Publikum erweitert. Dabei ist auch die Arbeitsweise Saccos hoch interessant. Seine Reportagen nähren sich vor allem aus Gesprächen vor Ort, aber auch aus intensiven Recherchen, Skizzen und Fotos. Der Künstler entwickelt aus Aussagen und Zeugnissen einen Erzählstrang und übersetzt diesen in Bilder, die er mit dem Text verwebt und in eine stimmige Balance bringt. Als Zeichner arbeitet Sacco fast immer schwarz-weiß, die in klaren Linien gehaltenen Figuren sind leicht stilisiert, seine Hintergründe gestaltet er meist realistischer.

Das Cartoonmuseum Basel zeigt mit über 150 Originalen erstmals in Europa einen Querschnitt durch das Werk dieses unter anderem mit dem American Book Award, dem Eisner Award und der Guggenheim Fellowship ausgezeichneten Ausnahmekünstlers – von den autobiografischen und politischen Anfängen über die bekannten Comicreportagen «Palästina», «Bosnien» und «Gaza» bis hin zu neuesten, satirischen Arbeiten, die teilweise sogar an einen Robert Crumb erinnern. Ein Highlight sind Originale aus einem wortlosen und berührenden Panorama zur Schlacht an der Somme im Ersten Weltkrieg, das 2014 erschienen ist.

Der Besuch dieser großartigen Ausstellung ist eine prächtige Gelegenheit, mal wieder die Stadt am Rheinknie zu besuchen – und jeder am Oberrhein weiß es: Basel ist immer einen Ausflug wert. Man fährt nur viel zu selten hin… vielleicht an diesem Wochenende?

Alle praktischen Infos unter www.cartoonmuseum.ch!

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