Kärcher sagt Dankeschön!

Karl-Friedrich Bopp über die zweifelhafte Werbung für das deutsche Unternehmen Kärcher in Frankreich…

Und wieder einmal spielen die Hochdruck-Reiniger von Kärcher eine Rolle in der französischen Politik... Foto: Paralelny / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(Karl-Friedrich Bopp) – Kärcher ist ein deutscher Hersteller von Reinigungsgeräten. Das Familienunternehmen hat seinen Hauptsitz in Winnenden in Baden-Württemberg. Es macht einen Umsatz von 2,72 Mrd. € und beschäftigt weltweit 13.500 Mitarbeiter (Stand 2020). In der französischen Politik, sowie in den Medien, ist die Firma im Augenblick (wieder einmal) Topthema. Hier die Hintergründe.

In Frankreich ist gerade Wahlkampf für die Wahl des zukünftigen Präsidenten oder der zukünftigen Präsidentin. Sie findet am 10. und 24. April 2022 in zwei Wahlgängen statt. Der Wahlkampf geht jetzt langsam in die heiße Phase. Eine der Kandidatinnen, die konservative Valérie Pécresse, sagte jetzt in einem Interview, dass sie – einmal gewählt – „den Kärcher wieder aus dem Keller holen werde. Dort ist er seit 10 Jahren. Es ist Zeit ihn zu gebrauchen, um wieder Ordnung auf den Straßen herzustellen.“ Und plötzlich war das deutsche Unternehmen Kärcher wieder in aller Munde.

Valerie Pécresse ist nicht die erste Politikerin, die mit dem Einsatz von Kärcher in den schwierigen Vororten der französischen Metropolen wieder Ordnung herstellen will. Der Ausdruck wurde erstmals von einem ihrer geistigen Väter gebraucht –Nicolas Sarkozy.

Im Juni 2005 war in dem Pariser Vorort Seine-Saint-Denis ein 11jähriger Junge im Kugelhagel zweier sich bekämpfender Gangs ums Leben gekommen. Die Aufregung und das Entsetzen waren groß. Der damalige Innenminister Sarkozy ging furchtlos in das Viertel und versprach Abhilfe. Der Vorort werde gesäubert werden… und zwar mit dem Kärcher. Erkennbar hatte er den richtigen Tonfall getroffen, denn zwei Jahre später zog er als Präsident dort ein, wo er eigentlich schon immer hinwollte, in den Elysée-Palast.

Wird das Rezept auch für Valérie Pécresse aufgehen? Im konservativen und rechtsextremen Spektrum liegen in den Umfragen hinter dem augenblicklichen Präsidenten Emmanuel Macron drei Kandidaten ungefähr gleichauf. Marine Le Pen, Eric Zemmour und eben Valérie Pécresse. Die Frage wird sein, wer kann sich absetzen, um am zweiten Wahlgang teilnehmen zu können. An der rechtsextremen Marine Le Pen haben selbst manche ihrer eigenen Anhänger große Zweifel, seit sie vor 5 Jahren in der Debatte mit Macron zwischen den Wahlgängen total unterging. Darauf setzt der Rechtspopulist Eric Zemmour, indem er dauerhaft wiederholt, dass Madame Le Pen nie Präsidentin werden würde, also man besser ihm die Stimme geben sollte.

Natürlich hat Valérie Pécresse politisch nichts mit Marine Le Pen oder Eric Zemmour gemein. Aber ihre Herausforderung ist, die konservativen Wähler und Wählerinnen, die vor fünf Jahren noch weiter nach rechts abgedriftet sind, wieder ins konservative Spektrum zurückzuholen.

Der letzte siegreiche Präsident, der von den Konservativen gestellt wurde, hieß – Nicolas Sarkozy (2007-2012). Trotz seiner nicht enden wollenden Affären ist er in den konservativen Kreisen Frankreichs weiterhin sehr beliebt. Ob allerdings ein in 10 Jahren verstaubter und nicht mehr gebrauchter Kärcher der Kandidatin Valérie Pécresse wirklich helfen wird, die Wahlen zu gewinnen?

Der mediale Auftritt von Sarkozy 2005 hat dem Vorort Seine-Saint-Denis jedenfalls nicht geschadet. Im Nachgang wurden mehrere Gebäude der Siedlung abgerissen und das Viertel wurde seitdem einer tiefgreifenden Stadterneuerung unterzogen. Es ist allerdings nicht überliefert, inwieweit und mit welchem Erfolg die Reinigungsgeräte der deutschen Firma Kärcher eingesetzt wurden…

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