Karlsruhe und Straßburg – wie grün seid ihr?

Karlsruhe und Straßburg – der Versuch eines Vergleichs einer jeweils ambitionierten Umweltpolitik

Grünflächen und Parks (wie hier in Karlsruhe) gehören zu den Pfeilern einer aktiven Klimapolitik. Foto: Vervin / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.5

(Karl-Friedrich Bopp) – Die Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat gerade seine Umweltstatistik vorgelegt. Die Stadt Karlsruhe mit ihren 309.000 Einwohnern besitzt pro Einwohner 27,2 m2 Grünanlagen und steht damit im Ländle an erster Stelle vor Mannheim. Straßburg mit seinen 280.000 Einwohnern besitzt mit 116 m2 Grünanlagen pro Einwohner mehr als viermal so viel. Ist dies das Ergebnis größerer ökologischer Ambitionen?

Laut Statistischem Landesamt hat sich in den Städten Baden-Württembergs die Fläche der Grünanlagen seit Mitte der 1990er Jahre um fast 48 Prozent vergrößert. Dort stand den Einwohnern Ende 2019 eine Fläche von 3801 Hektar an Grünanlagen zur Verfügung. Das war eine um etwa 35 Prozent größere Fläche als noch 1996. Auf Karlsruhe bezogen steht im Ländle jedem Einwohner mit 27,2 m2 die höchste Zahl an Grünanlagen zur Verfügung.

Um ihre Klimaziele zu erreichen, versucht die Stadt Karlsruhe gerade auch die Bürger und Bürgerinnen mit der Kampagne „Karlsruhe macht Klima“ einzubeziehen. Ziel von dieser Klimaschutzkampagne ist es, den Klimaschutz in der Karlsruher Öffentlichkeit regelmäßig ins Bewusstsein zu rufen. Die Kampagne versteht sich als Kommunikationsplattform für die zahlreichen klimaschutzbezogenen Aktivitäten und Angebote, die es in der Stadt gibt.

Nach einer 2017 veröffentlichten Studie des Observatoriums der grünen Städte Frankreichs kam Straßburg auf den dritten Platz, nach Angers und Nantes. Mehrere Kriterien wurden angewandt, unter anderem Ökologische Investitionen, die Politik zur Erhaltung der biologischen Vielfalt oder auch die Politik grüner Abfallwirtschaft.

Zugunsten von Straßburg sprach insbesondere ihr Status als „grüne Hauptstadt“ mit fast 116 m2 Grünfläche pro Einwohner, das sind 2,5 Mal mehr, als dem durchschnittlichen Franzosen zur Verfügung stehen.

Zudem achtet Straßburg auch auf die Instandhaltung seiner Grünanlagen und legt besonderen Wert auf das Abfallmanagement. So wurde Straßburg bereits 2008 pestizidfreie Stadt, neun Jahre bevor die Anwendung von Pestiziden national verboten wurde.

Doch weder Straßburg noch Karlsruhe wollen sich auf ihren Lorbeeren ausruhen. So hat der Gemeinderat Karlsruhe im Frühjahr 2020 ein ehrgeiziges Klimaschutzkonzept für 2030 verabschiedet, wobei die Erhaltung der m2 Grünfläche pro Einwohner nur eines von mehreren Kriterien ist. So sollen bis 2030 die CO2-Emissionen im Stadtgebiet um 58 Prozent, bezogen auf den Stand von 2010, abgesenkt werden. Langfristig strebt die Stadt, wie auch Freiburg, bis 2050 Klimaneutralität an. Bezogen auf 2017 müsste der CO2-Ausstoss pro Einwohner von 7,9 Tonnen pro Kopf und Jahr auf 0,5 Tonnen reduziert werden.

Die Stadt Straßburg hat ihrerseits im Juli 2020 gar den Klimanotstand ausgerufen. Deshalb sei es notwendig, 10 oder gar 30 Jahre in die Zukunft zu blicken und neue ambitionierte Ziele für 2050 festzusetzen: CO2-Neutralität und nur noch die Anwendung von erneuerbaren Energien.

Die umweltpolitischen Zielsetzungen auf beiden Seiten des Rheins machen also zuversichtlich. Egal welch politische Kraft die Mehrheit im Gemeinderat stellt, sowohl Karlsruhe (sozialdemokratischer Bürgermeister) als auch Straßburg (Grüne Bürgermeisterin) streben für 2050 CO2-Neutralität und auch die weitgehende Anwendung erneuerbarer Energien an. Der endgültige Beweis dafür, dass Klimarettung eine parteiübergreifende Notwendigkeit geworden ist – zum Wohle der zukünftigen Generationen auf beiden Seiten des Rheins.

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