Kein Bier für Neonazis

Bei einem Neonazis-Treffen erwischten die Bewohner des sächsischen Ostritz und die Polizei die Neonazis auf dem falschen Fuß – sie legten die Glatzen trocken.

Das diesjährige Neonazi-Festival "Schild und Schwert" gleich dem Jahrestreffen der Anonymen Alkoholiker... Foto: Santeri Viinamäki / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Wie verbringt der gewöhnliche Neonazi in Sachsen gerne seine Wochenenden? Richtig – bei grölenden Rechtsrock-Festivals und im Vollsuff. Genau das war am Wochenende auch im sächsischen Ostritz geplant, doch versalzten Polizei und die Bewohner des Örtchens den angereisten Neonazis die Freude – sie legten Ostritz trocken und sorgten dafür, dass es kein Bier gab. Wie auf Hawaii.

Das Festival in Ostritz war leider rechtlich nicht zu verhindern – es fand auf dem Privatgelände eines Hoteliers statt, der offenbar auf neonazistische Kunden zählt. Der Name des Festivals erzählt schon die ganze Geschichte und dreht jedem Nicht-Neonazi den Magen um: „Schild und Schwert Festival“. Nur – dieses Jahr glich das „Schild und Schwert Festival“ eher dem Jahrestreffen der Anonymen Alkoholiker. Da die Verwaltung für die nicht zu verhindernde Veranstaltung ein Alkoholverbot ausgesprochen hatte, beschlagnahmte die Polizei vor Ort 4200 Liter Bier und weitere 200 Liter Fusel bei der Kontrolle der Anreisenden. Kein Problem, dachten die Neonazis, dann kaufen wir den Bölkstoff eben im Supermarkt des Orts.

Doch im Ostritzer Supermarkt gab es dann eine Lektion zivilen Widerstands. Die Einwohner von Ostritz hatten das nämlich kommen sehen, hatten zusammengelegt und selbst die kompletten Biervorräte des Supermarkts aufgekauft – mehr als 100 Kästen Bier. Das war bitter für die Neonazis, denn wenn sie am Wochenende ihre letzten drei Gehirnzellen nicht in Alkohol einlegen können, dann fehlt ihnen der Treibstoff für ihre Gewalttaten.

Ein „Schild und Schwert Festival“ mit Cola und Chips, das erinnert eher an eine Schülerparty unter der Aufsicht der Eltern als an eine Versammlung böser Gewalttäter, die Anschläge auf die freiheitlich-rechtliche Grundordnung planen. Schon fast tragisch für die sächsischen Glatzen: Statt im Suff auf den Neonazi-Mord von Kassel anstoßen zu können, mussten sie das Geschrammel ihrer Nazi-Bands nüchtern ertragen. Und alles nur, weil ihnen die Ostritzer das Bier vor der Nase weggekauft hatten.

Die rund 500 Neonazis machten dann auch am Wochenende eine traurige Figur. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer machte eine Stippvisite und erklärte vor Ort: „Ich bin sehr beeindruckt, wie an einem so kleinen Ort an der Neiße jedes Mal aufs Neue die Zivilgesellschaft, die Bürgerschaft aufsteht, um klarzumachen, diese Rechtsextremisten sind hier nicht gewollt“. Und endlich, endlich hörte man den Satz, den man seit so langer Zeit von Sachsens Politikern erwartet: „Aus Gedanken und Sprache werden am Ende auch Taten. Das sehen wir jetzt in diesem schrecklichen Mordfall in Hessen“. Richtig so. Und ein Beispiel für alle anderen.

Man muss nicht immer mit Gegendemos und Aktionen gegen die Neonazis Vorgehen. Man trifft sie wesentlich härter, wenn man ihnen den Bölkstoff entzieht und sie nüchtern mit ihrem kranken Gedankengut alleine lässt. Bravo für die Menschen in Ostritz und deren Zivilcourage!

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste