Kinder, wie die Zeit vergeht…

Frank Scherer wurde am Mittwoch als langjähriger Präsident und Gründervater des Eurodistrikts Strasbourg-Ortenau verabschiedet. Und wie geht es weiter?

Frank Scherer gehört zu denen, die den Eurodsitrikt Strasbourg-Ortenau mit geprägt haben. Dafür - Danke! Foto: © P. Stirnweiss / EMS

(Red) – Am Mittwoch, den 19. Juni 2024, verabschiedete sich der Rat des Eurodistrikts Strasbourg-Ortenau im Pavillon de Joséphine im Orangeriepark in Straßburg anlässlich der letzten gemeinsamen Sitzung von seinem langjährigen Präsidenten und Vizepräsidenten Frank Scherer. Scherer, dessen politisches Amt offiziell erst im Oktober 2024 zu Ende geht, hatte den Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau seit den frühen Tagen dieser grenzüberschreitenden Einrichtung insgesamt 16 Jahre lang begleitet und auch mit geprägt.

Du hast dem Eurodistrikt ein Gesicht gegeben“, sagte Jeanne Barseghian, die aktuelle Eurodistrikt-Präsidentin und OB der Stadt Straßburg, die in einer kleinen Laudatio das Engagement Scherers Revue passieren ließ. Besonders in den ihm so wichtigen Schwerpunktthemen Mobilität, Kultur und Zweisprachigkeit hatte Scherer zahlreiche nachhaltige und effiziente Projekte angestoßen und dabei zumindest teilweise das politische Wirken und die öffentliche Wahrnehmung des Eurodistrikts gestärkt.

So habe Scherer, laut Barseghian, zum Beispiel früh die Notwendigkeit erkannt, grenzüberschreitende Infrastrukturen, insbesondere den grenzüberschreitenden öffentlichen Nahverkehr, in dem gemeinsamen Lebensraum zu verbessern. Auf seine Initiative hin wurde die grenzüberschreitende Buslinie Erstein-Lahr eröffnet, 2017 zunächst als Sonderlinienverkehr, 2020 dann als reguläre öffentliche Linie.

Zahlreiche Projekte dieses Eurodistrikts tragen seine Handschrift, besonders im Schul- und den Kleinkultur-Bereich mit einem dedizierten Fonds, das Bildungsprojekt „Spiel & Parle“, zahlreiche Fachforen, deutsch-französische Begegnungsprojekte, aber auch Großveranstaltungen wie das „Vélo Gourmand“.

Anderes, und auch das gehört zu einer Bilanz nach 16 Jahren, lief nicht so toll. So zum Beispiel die Eurodistrikt-Bürgerkonvente, die zwar auch von Jeanne Barseghian gelobt wurden, die jedoch in der Praxis nicht so toll liefen. Man kann nicht drei Jahre hintereinander die Bürgerschaft auffordern, gemeinsam mit den Volksvertretern Projektideen zu entwickeln, zu denen es dann jahrelang keine Rückmeldungen gab. Schade, das Format war interessant, aber die Umsetzung war dann doch eher enttäuschend.

Dass sich Frank Scherer in diesen Jahren stark für die deutsch-französische Zusammenarbeit engagiert hat, steht außer Frage. Dennoch muss man festhalten, dass das vor mehr als zwei Jahrzehnten von Jacques Chirac und Gerhard Schröder geforderte „europäische Laboratorium“ nur schleppend in die Gänge kommt, da es immer noch zahlreiche Hindernisse in der Zusammenarbeit gibt, die auch weiterhin bestehen.

Die Arbeit für den Eurodistrikt, so Frank Scherer, war einer der Gründe, warum er überhaupt für den Posten des Landrats in der Ortenau kandidiert hatte. „Es war mir eine Freude und Ehre“, so Scherer. „Für die Zukunft wünsche ich dem Eurodistrikt noch mehr Begegnung, denn daraus entstehen neue Initiativen und Projekte“.

Alles Gute für die Zukunft, Frank Scherer, und hoffentlich machen wir in den nächsten Jahren weiter Fortschritte in der deutsch-französischen Zusammenarbeit, beispielsweise im Bereich einer aktiven Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in den Gremien des Eurodistrikts, damit dieser wirklich eines Tages ein „europäisches Laboratorium“ wird.

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