Klima retten oder Krieg führen – beides geht nicht
Bei der völlig verkorksten COP29 im Petro-Paradis Aserbaidjan stellt man fest, dass jährlich ein paar hundert Milliarden Dollar fehlen, um den Klimawandel zu stoppen.
(KL) – Wie immer geht die COP29 in die Verlängerung. Und Grund ist wie immer, dass man sich nicht auf eine Abschlußerklärung einigen kann, an deren Inhalt sich in der Folge ohnehin niemand hält. Aber immerhin, die Zehntausenden Teilnehmer können somit weiterhin die überbordende Gastfreundschaft von Diktator Aliyev genießen, bevor sie sich dann ganz umweltbewusst wieder in den Flieger nach Hause setzen. Bedrückend dürfte für die Teilnehmer die Erkenntnis sein, dass man nicht gleichzeitig den Kampf gegen den Klimawandel und die immer zahlreicheren Kriege finanzieren kann. Aber wenn man schon vor der Wahl steht, wie man diesen Planeten nachhaltig ruiniert, dann doch lieber Krieg, oder?
Langsam wird es peinlich. Dass wir durch unsere Energie- und Industriepolitik dabei sind, das Klima endgültig zum Umkippen zu bringen, das erkennt man überall. Ungewöhnliche und ungewöhnlich heftige Wetterphänomene, die nicht nur riesige Schäden anrichten, sondern direkt und indirekt immer mehr Menschenleben kosten, beobachtet man überall auf der Welt. Mega-Orkane, sintflutartige Regenfälle mit dazugehörigen Überschwemmungen, das Verschwinden des Regulativs „El Nino“, Hitzewellen, Tornados und und und – man muss schon beide Augen zudrücken, wie der neue amerikanische Energieminister Chris Wright, um sich zu Aussagen wie „es gibt keinen Klimawandel“ zu versteigen.
Doch zwischen uns und der Rettung unseres Planeten steht das liebe Geld. In einer ersten Phase müssten viele Milliarden in die Länder des globalen Südens gepumpt werden, um dort die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzufedern, wenn man sich schon nicht um die Ursachen des Klimawandels kümmern will. Doch das wird aus zwei Gründen kaum passieren. Zum einen brauchen wir gerade jeden Cent, um möglichst schnell zum III. Weltkrieg zu gelangen, der ja gegenüber dem Kampf gegen den Klimawandel eindeutig prioritär ist. Zum anderen interessieren sich die Industrienationen herzlich wenig für die Länder des globalen Südens. Da man aber jede Milliarde nur einmal ausgeben kann, ist die Wahl klar – lieber in die Vernichtung durch Krieg investieren als in die Rettung des Klimas und der Welt. Und so merkt man plötzlich, dass wir uns alle Regierungen gewählt haben, in denen die Lust am Untergang offenbar ein Trend geworden ist.
Immerhin, es gibt auch Gewinner bei dieser COP29 und das sind Diktator Aliyev („Öl und Gas sind Geschenke Gottes“, eine wenig überraschende Aussage für den Diktator eines Landes, das 90 % seiner Exporterlöse mit Öl und Gas erzielt) und Wladimir Putin, dessen Exporte von Gas und Öl trotz aller Sanktionen weiterhin die Kriegskasse des Kremls füllen. Und auch die Atomlobby dürfte mit der COP29 zufrieden sein, denn angesichts der weltweiten energietechnischen Ratlosigkeit hat Atomkraft wieder Rückenwind. Das Problem der pharaonisch hohen Kosten für die Jahrtausende dauernde Endlagerung des atomaren Abfalls überlassen wir dann lieber den nächsten Generationen, sollte es diese dann noch geben.
Doch steht die Welt schon gar nicht mehr vor der Entscheidung, ob man lieber das Klima und die Welt rettet oder sie in den laufenden Kriegen zerstört. Diese Entscheidung ist längst gefallen und zwar im Sinne der Rüstungsindustrie und der Finanzmärkte. Damit wir endlich den Weltkrieg unserer Generation erleben können, opfern wir eben das Klima. Denn für alles reicht das Geld nicht und schließlich ist das Leben kein Ponyhof. Aber darüber kann man dann bei der nächsten Greenwashing-Party diskutieren, denn die COP30 kommt bestimmt. Und diese wird genau so viel für das Klima bringen wie die COP29. Nämlich nichts.
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