Koalition der Willigen oder der Wahnsinnigen?

Emmanuel Macron und Keir Starmer können es gar nicht abwarten, ihre Landsleute in Uniform in den Krieg zu schicken. Dass alleine schon die Voraussetzungen dafür nicht gegeben sind, stört sie nicht.

Die Perspektive des III. Weltkriegs scheint diese beiden Herren sehr glücklich zu stimmen. Foto: Number 10 / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der britische Regierungschef Keir Starmer wollen „in den kommenden Tagen“ französisch-britische Einheiten in die Ukraine senden, damit diese dort „eng mit den ukrainischen Partnern zusammenarbeiten“. Dass dies der Beginn des III. Weltkriegs ist, stört die beiden nicht, da sie viel zu erpicht darauf sind, als „Kriegsherren“ in die Geschichtsbücher einzugehen. Nur, wenn sie ihre Pläne tatsächlich umsetzen sollten, wird es vielleicht bald keine Geschichtsbücher mehr geben. Die übrigen Europäer sind von diesem Säbelrasseln nicht überzeugt und wollen beim Start des III. Weltkriegs nicht dabei sein.

Inzwischen geht es auch nicht mehr um „Friedenstruppen“, sondern um Kriegskontingente. Denn es wird nach aktuellem Stand weder einen Waffenstillstand, nicht einmal einen kurzen Waffenstillstand, und schon gar keinen Frieden in der Ukraine geben. Ob man das Problem dadurch löst, dass man versucht, den Ukraine-Krieg zum Weltkrieg aufzubohren, ist mehr als fraglich.

Doch inzwischen kann offenbar nichts mehr den französischen Präsidenten und den britischen Regierungschef bremsen. Nach jahrelangem Versagen, dem Ruinieren der französischen Wirtschaft, dem Ignorieren demokratischer Wahlergebnisse, will er offenbar sein Image als „schlechtester Präsident der V. Republik“ dadurch verbessern, dass er sich als „Europas Kriegsherr“ aufführt. Von den Europäern ist immerhin das uneuropäischste Land Europas, nämlich Großbritannien, mit dabei. Die ehemaligen Kolonialmächte erwachen und träumen offenbar wieder von Schlachten, Angriffen und Siegen auf dem Schlachtfeld.

Dass Russland die Präsenz von NATO-Soldaten in der Ukraine als Auftakt zu einer ganz anderen Eskalation dieses Krieges betrachtet, dass selbst die amerikanischen Putin-Freunde strikt gegen eine solche Truppenentsendung sind, kümmert in Paris und London niemanden. Die Versuchung, wieder einmal als „Grande Nation“ aufzutreten, scheint einfach zu groß zu sein. Dass Macron und Starmer damit gleichzeitig so etwas wie eine europäische Verteidigungsstrategie unmöglich machen, ist ebenfalls egal, denn jetzt ist das Zeitalter von Schreibtisch-Helden angebrochen.

Nun soll alles sehr schnell gehen. Bereits in den kommenden Tagen werden die Generalstabschefs Frankreichs und Großbritanniens in die Ukraine geschickt, um dort „die militärischen Bedürfnisse zu prüfen“. Dann wollen die ukrainischen Militärs gemeinsam mit den französischen und britischen Spitzensoldaten die Einsatzorte, Truppenstärke und deren Kapazitäten festlegen. Und das bedeutet nichts anderes, als dass Frankreich und Großbritannien aktive Kriegsteilnehmer werden und damit natürlich die ganze NATO in den Krieg hineinziehen.

Während Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz darauf hinweis, dass sich dieser Plan keineswegs auf „Friedenstruppen“ bezieht, da es weder Waffenstillstand noch Friedensverhandlungen gibt, ist die Kriegsbegeisterung in London und Paris nicht mehr zu bremsen. Da die übrigen Europäer von der Perspektive des III. Weltkriegs nicht so begeistert sind, wollen Macron und Starmer dann eben Russland alleine mit Selenskyi in die Knie zwingen.

Im Klartext bedeutet das, dass Macron und Starmer junge Landsleute in den Krieg zum Sterben schicken. Allerdings sind sie selbst nur mutig genug, das Leben ihrer Landsleute per Unterschrift aus der sicheren Entfernung zu opfern, sie selbst werden natürlich ihre Truppen nicht an der Spitze in den Kampf führen, denn das wäre ja viel zu gefährlich.

Wir hätten da aber eine viel bessere Idee für französische und britische Spitzenpolitiker, die gerne Helden spielen würden. Statt ihre Landsleute in den Krieg zu schicken, könnte man in jeder ukrainischen Stadt ein französisches und ein britisches Regierungsmitglied für eine Weile in den jeweiligen Rathäusern wohnen lassen. In Kiew sollten das natürlich Emmanuel Macron und Keir Starmer sein. Ihre jeweiligen Ehefrauen dürften sie gerne mitbringen. Das dürfte Putin derart viel Angst einjagen, dass er natürlich keine Angriffe mehr startet und irgendwann völlig frustriert seine Armee aus der Ukraine abzieht. Denn vor so mutigen französischen und britischen Politikern hätte dann auch der Kreml Angst. Wäre das nicht viel besser als zum dritten Mal in einem Jahrhundert die Jugend der Länder zu opfern?

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