Könntet Ihr, bitteschön, alle zurücktreten?

Die Generation, die mit viel Eifer Europa an die Wand gefahren hat, soll nun die Scherben kitten. Dabei hat sie längst bewiesen, dass sie es nicht kann. Macht Platz für das „New Europe“!

Am besten alle 'rauswerfen und durch die "Generation Erasmus" ersetzen... Foto: Cédric Puisney / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Ein Generationsriss läuft quer durch Europa. Die Analysen des Wahlverhaltens der Briten beim Referendum über den Austritt Großbritanniens aus der EU zeigen es deutlich – die Jungen wünschen sich ein geeintes Europa, die Alten wollen den Jungen ein nationalistisches, kleinstaatliches und rechtsextremes Europa hinterlassen. Bei der Abstimmung über den „Brexit“ stimmten rund 60 % der über 65-Jährigen für den Ausstieg aus der EU, während bei den 18 bis 24-Jährigen 73 % für den Verbleib in der Europäischen Union votierten. Die Jugend Großbritanniens wollte eine Zukunft in Europa, die Alten haben ihnen genau diese Zukunft verbaut. Schade, dass man nicht ein paar Jahre mit diesem Referendum gewartet hat, dann hätte sich das Problem auf natürlichem Weg von selbst gelöst…

Und jetzt? Jetzt stehen die politisch verantwortlichen alten Krokodile vor den Kameras, beklagen sich, dass Europa nicht mehr funktioniert und versuchen dabei zu vertuschen, dass sie selbst Europa an die Wand gefahren haben. Doch niemand in dieser Politikergeneration hat eine auch nur annähernd positive Vision für Europa – und deshalb sollte diese Generation endlich abdanken und in den Ruhestand gehen. Und die politische Zukunft der „Generation Erasmus“ überlassen, einer Generation, die mit und in Europa aufgewachsen ist, sich in europäischen Vereinen und Verbänden engagiert und dennoch keinerlei Einfluss auf das hat, was politisch in Europa passiert.

Und das, was gerade in Europa passiert, ist einerseits die politische Bankrotterklärung der Generation Schäuble, Merkel, Hollande, Juncker & Co. und andererseits die Sternstunde der rechtsextremen Populisten. Der „European Council of Foreign Relations“ berichtet, dass momentan nicht weniger als 45 politische Parteien in 32 europäischen Ländern ähnliche Volksabstimmungen vorbereiten und einfordern – bei einigen geht es wie in Großbritannien um den Ausstieg aus der EU, bei anderen um den Verbleib im Euro und alle haben sie eines gemeinsam: Sie werden von extremistischen Kräften betrieben, die Europa zurück ins tiefste Mittelalter führen wollen, als unser Kontinent eine Art permanenter Kriegsschauplatz war.

Ist das unabwendbar? Nein! Denn es gibt sie, diese „Generation Erasmus“, europaweit gut vernetzte, schlaue und junge Menschen, die im Gegensatz zu einer eingestaubten Politikergeneration die Welt von heute versteht. Die „Generation Erasmus“ sieht Europa nicht nur als willfährigen Erfüllungsgehilfen der Finanzmärkte und der Großkonzerne, sondern stellt diejenigen Werte in den Vordergrund, die auch den Gründervätern Europas am Herzen lagen – Solidarität, Humanismus, Soziales, Gerechtigkeit. Wäre das nicht alleine schon ein Grund, den Henkern des europäischen Gedankens das Heft aus der Hand zu nehmen und dieser „Generation Erasmus“ zu übertragen, damit sie Europa dorthin bringt, wo es sein sollte?

Die Krokodilstränen, die heute von denjenigen vergossen werden, die nichts, aber auch gar nichts dafür getan haben, dass Europa positiv besetzt ist, nützen gar nichts. Die Generation von Politikern im Rentenalter (oder kurz davor) sollte ihre Sachen packen, sich entschuldigen und nach Hause gehen. Ein „New Europe“ ist möglich und es wird kommen. Europa ist und bleibt der Traum eines friedlichen, solidarischen und prosperierenden Kontinents – und sollte von denjenigen gelenkt werden, die diesen Traum umsetzen wollen. Und nicht von denjenigen, die alles dafür getan haben, diesen Traum zu zerstören und Europa den Rechtsextremen in die Hände zu spielen.

Daher eine einfache Bitte: Könntet Ihr, bitteschön, alle zurücktreten?

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