Kommt das 365-Euro-Ticket?

Das 9-Euro-Ticket ist ein echter Renner. Allerdings ist es nur für die 3 Sommermonate gültig. Politiker fordern nun bereits ein Nachfolge-Angebot.

Wenn das 9-Euro-Ticket Ende August ausläuft, sollte es ein Nachfolge-Angebot geben. Foto: IgorCalzone1 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Angesichts der explodierenden Benzin- und Energiepreise war die bisher erfolgreichste Maßnahme das „9-Euro-Ticket“ für den öffentlichen Nahverkehr und die Regionalzüge. Das Ziel, nämlich möglichst viele Menschen zum Umstieg vom Individual-PKW auf öffentliche Verkehrsmittel zu motivieren, wurde schon nach wenigen Tagen erreicht. Doch ist bereits heute klar, dass die Preisexplosion für Energieträger nicht Ende August beendet sein wird. Daher fordern nun Politiker ein Nachfolge-Angebot. Immer häufiger genannt: das 365-Euro-Ticket.

Das „365-Euro-Ticket“ ähnelt dem „9-Euro-Ticket“ und wurde bereits von mehreren Städten getestet. Das Prinzip des „365-Euro-Tickets“ ist einfach: Für 1 Euro pro Tag kann man das ganze Jahr die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Dort, wo dieses Format bereits getestet wurde, beschränkte es sich auf Schüler und Studenten, teilweise auch Rentner und Arbeitslose und dazu umfassten die bisherigen Versionen auch nicht den regionalen Zugverkehr, sondern „nur“ Busse und Straßenbahnen.

Dass diese Tickets hervorragend angenommen werden, viele Menschen tatsächlich zum Verzicht auf den Individualverkehr bewegen und angesichts der explodierenden Preise ein echtes Sparmodell sind, ist sowohl durch die bisherigen Erfahrungen in den Städten, als auch jetzt mit dem 9-Euro-Ticket bewiesen. Die Frage ist nur, wie es weitergeht, denn jedem ist klar, dass ein funktionierender öffentlicher Nahverkehr immer ein Zuschussmodell ist, das mit öffentlichen Mitteln finanziert werden muss.

Aber gleichzeitig sind diese Angebote nicht nur eine Antwort auf explodierende Spritpreise, sondern auch eine erste Antwort auf die Anforderungen des Klimaschutzes. Insofern macht es Sinn, öffentliche Gelder nicht nur für den Ankauf neuer Tötungstechnik in die Hand zu nehmen, sondern auch für den nachhaltigen Schutz des Klimas und die Entlastung der sozial schwächsten Mitbürger.

Die Bremer SPD hat nun in einem Schreiben an die SPD-Fraktionschefs in den Länderparlamenten geschrieben und eine Debatte über ein Nachfolge-Format für das 9-Euro-Ticket gefordert. Diese Debatte muss jetzt geführt werden, damit es ein solches Nachfolgeangebot sofort nach Auslaufen des 9-Euro-Tickets gibt. Sollte das zu kurzfristig sein, sollte man überlegen, das 9-Euro-Ticket um weitere 3 Monate zu verlängern, so dass man ein Nachfolgeangebot und dessen Finanzierung in trockene Tücher bringen kann. Die gute Nachricht ist – diese Angebote funktionieren und die Menschen sind offenbar bereit, ihre Gewohnheiten für das Allgemeinwohl zu ändern.

1 Kommentar zu Kommt das 365-Euro-Ticket?

  1. Das 9 Euro Ticket bekommt man mit ALGII mit Abstrichen (wie war das noch seitens der SPD: wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen oder so) gerade hin. Gerade wenn man suchend ist, ist es wichtig halbwegs mobil zu sein um z.B. Kontakte aufzubauen um eine Arbeitsstelle zu bekommen. Tatsächlich gibt es Personen die krampfhaft suchen und aufgrund des in Schland galoppierend zunehmenden Nepotismus mit einer konservativen Bewerbung keine Chance haben bzw. viele Unternehmen Bewerbungstools zum Blockieren von Bewerbern benutzen. Hier sollte man sich überlegen ein entsprechend bezahlbares Ticket für Arbeitssuchende und Rentner unter einem gewissen Einkommen anzubieten, den insbesondere diese Personengruppen sind auf günstigen Nahverkehr angewiesen. Als “normaler” Arbeitnehmerhat man keine Probleme etwas höhere Preise zu zahlen. Warum führt man nicht z.B. eine Nahverkehrssteuer ähnlich der Wiener “U-Bahnsteuer” ein? Wenn man sich einen mehr als überdimensonierten Bundestag leisten – voller Bewohner, welche sich zu fein für ÜPNV sind – kann man sih auch einen funktionierenden ÖPNV leisten…alternativ den Bundestag endlich um 50% halbieren.

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