Kopf hoch gegen Dresden

Der EHC Freiburg hat nach fünf Heimspielen ohne Sieg in dieser Woche gleich zwei Mal die Chance zu einer Kehrtwende.

Musste am Sonntag nach der 2:4-Niederlage in Bietigheim die vierte Niederlage in Folge in Worte fassen: EHC-Coach Leos Sulak (rechts). Foto: Bicker

(AB) – Der EHC Freiburg zahlt als Aufsteiger in der DEL2 weiter unfreiwillig Lehrgeld, zieht sich aber erstaunlich oft achtbar aus der Affäre. Die zurückliegende 0:9-Heimniederlage gegen die Kassel-Huskies am 30. Dezember – ausgerechnet beim Zuschauer-Saisonrekord mit 3.031 Besuchern – blieb vorerst ergebnismäßig ein Ausreißer. Die dem folgende 2:4-Auswärtsniederlage am zurückliegenden Sonntag beim Tabellenzweiten und Vorjahresmeister Bietigheim Steelers führte die Freiburger Wölfe ein Mal mehr an den Rand eines Überraschungserfolges – aber nicht darüber hinaus.

In dieser Woche nun haben die südbadischen Kufenfglietzer gleich zwei Mal die Möglichkeit vor eigenem Publikum Boden gut zu machen: Heute Abend treten die Dresdner Eislöwen im Freiburger Eisstadion an (Spielbeginn 19.30 Uhr); am Freitag kommt der ESV Kaufbeuren zu gleicher Spielzeit in die Franz-Siegel-Halle an der Ensisheimerstraße 1 in Freiburg.

Die Bietigheimer Ege-Trans-Arena hatte am Sonntag einen im Vergleich zur Heimklatsche gegen Kassel deutlich griffiger agierenden EHC Freiburg erlebt: Gegen stark aufdrehende Hausherren hielten die Wölfe mit Ersatztorwart Chrsitoph Matthis (für Jonathan Boutin) ihren Kasten sauber und steuerten den ersten Kabinengang mit einem 0:0 an.

Nach gut der Hälfte der Spielzeit brach dann der Freiburger Bieberdamm: Jason Pinizzotto mit einem Doppelschlag und Yannik Baier schossen die Hausherren innerhalb von sieben Mintuen mit 3:0 in Führung; Freiburg schien nun doch einer klaren Niederlage entgegenzusegeln. Doch die Südbadener nahmen im Schlussdrittel überraschend das Heft in die Hand: Ondrej Svanhal brachte seine blau-weiß-roten Farben auf 3:1 heran. Und war im ersten Drittel noch ein neunzigsekündiges Freiburger 5-3-Überzahlspiel erfolglos im Sande versickert, so nutzten die Südbadener nun eine erneut zweifache Überzahl zum 3:2 durch Petr Haluza.

Freiburg hatte in der Schlussphase noch beste Einschussmöglichkeiten, vermochte diese jedoch nicht nutzen. Umgekehrt blieben die insgesamt überlegenen Gastgeber jederzeit brandgefährlich. Als schließlich EHC-Torwart Matthis zugunsten eines sechsten Feldspielers seinen Kasten räumte, durfte Bietigheim ein Missverständnis der sich gegenseitig behindernden Freiburger Alex Brückmann und David Vrbata per Empty-Net-Goal in den 4:2-Endstand durch Frédérik Cabana verwandeln. Wieder hieß es für die Wölfe: Außer Spesen nichts gewesen.

Doch im genauen Wortlaut stimmt das gar nicht, denn was Freiburg in der DEL2 spielt, ist alles andere als ‘nichts’. Wille, Engagement, Kampf und spielerisches Können sind vorhanden. Was den Wölfen fehlt, ist die Stabilität in diesen Fähigkeiten, und – zumindest im Vergleich mit den Topteams der Liga – auch Tempo und Physis in der Breite des Kaders. Ansonsten halten die südbadischen Kufenflitzer erstaunlich gut mit. Das gilt mit Abstrichen auch für das 0:9 gegen Kassel, als alles für die Gäste zu laufen schien und Freiburg ‘die Seuche’ am Schläger klebte, ohne jedoch eine zerfallende Mannschaft darzustellen.

Rückblende: Nach der Meisterschaft hatte sich der Freiburger EHC im Mai im Schulterschluss mit seinen Fans dafür entschieden, seine junge und mit vielen ‘Eigengewächsen’ bestückte Mannschaft nur punktuell zu verstärken und dieses Gemisch vertrauensselig ins kalte Wasser der DEL2 zu werfen, ohne sich durch den Kauf deutlich leistungsstärkerer Spieler auf leisen Sohlen einem wirtschaftlichen Harakiri an die Brust zu werfen. Lieber mit Würde wieder absteigen als weiter in der Oberliga herumgurken – so lautete sinngemäß das Motto.

Was nun für einen möglichen Abstieg spricht: Die Mannschaft tut sich in manchen Spielen schwer, das nötige Glück zu erzwingen, leistet sich zu viele individuelle Fehler und zwei, drei für die Liga vielleicht zu schwache Spieler und rangiert aktuell 13 Punkte hinter Weißwasser und nur zwei Zähler vor dem jüngst erstarkenden Schlusslicht Heilbronn auf dem vorletzten Tabellenrang. Was für den Klassenerhalt spricht: Die Mannschaft hat Kampfgeist und spielerische Klasse und kann an guten Tagen auch Topmannschaften der Liga schlagen, unterlag zuletzt Tabellenführer Bremerhaven ‘nur’ mit 5:6 und scheiterte (s.o.) am Sonntag auch in Bietigheim nur knapp.

Überhaupt hat die Mannschaft von Trainer Leos Sulak auswärts (13) mehr Punkte als zuhause (12) eingefahren und bringt für die bevorstehenden Abstiegs-Play-Downs eine ebenso realistische Chance mit wie die direkte Konkurrenz aus Heilbronn, Weißwasser und Crimmitschau. Und die Südbadener haben bis zum Beginn der Abstiegskämpfe (die letzten vier Mannschaften spielen ab Anfang März in zwei Runden einen Absteiger aus) noch acht Wochen Zeit, sich weiter in der zweithöchsten Spielklasse zu aklimatisieren und zu mehr Beständigkeit, eingespielten Reihen und einem ehemals so starken Überzahlspiel zu finden.

Und nun stehen zwei Heimspiele auf dem Programm: Vor dem Dreikönigstag gastieren heute Abend die Dresdner Eislöwen im Breisgau. Die Sachsen haben sich zum Jahreswechsel von ihrem langjährigen Trainer Thomas Popiesch getrennt und kommen nun mit dem früheren Mannheimer Meistertrainer Bill Stewart nach Freiburg; dieser fuhr am zurückliegenden Sonntag in seinem ersten Spiel an der Eislöwen-Bande gleich einen 4:1-Sieg gegen Frankfurt ein. Damit steht Dresden nun mit exakt doppelt so vielen Punkten (50) wie Freiburg (25) auf Rang Sieben der DEL2-Tabelle und gilt in Freiburg als glasklarer Favorit. 

Am kommenden Freitag, 8. Januar, flippt der Spielbetrieb dann zurück in den üblichen Freitag-Sonntag-Rhythmus, der den ganzen Januar über beibehalten wird (das nächste Dienstagsspiel findet erst am 2. Februar gegen Frankfurt statt). Gast am Freitag, um 19.30 Uhr, ist der Tabellenzehnte ESV Kaufbeuren. Die Allgäuer zählen zu jenen Teams, gegen die die EHC-Cracks etwas gutzumachen haben: Beim ersten Aufeinandertreffen in Kaufbeuren setzte es eine 5:10-Niederlage, auf eigenem Eis verloren die Breisgauer unglücklich mit 3:4; beide Spiel datieren in den Oktober zurück.

Das Zwischenfazit vor den zwei neuerlichen Standortbestimmungen auf eigenem Eis: Der EHC Freiburg steht erwartbarerweise unten in der DEL2-Tabelle und hat schwer zu kämpfen, ist aber dank einer seriösen und breit aufgestellten Vereinsführung wirtschaftlich gesund, verfügt augenscheinlich über reelle Chancen auf den Klassenerhalt und bietet seinen Zuschauern nach wie vor regelmäßig sportlich hochklassiges Eishockey-Vergnügen. Es könnte um Einiges schlimmer stehen.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste