Korruption auf die deutsche Art – alles muss seine Ordnung haben!

Während sich die Schlinge um das Organisationskomitee der Fußball-WM 2006 in Deutschland immer enger zieht, stellt man fest, dass wir Deutschen offenbar selbst zum Betrügen wenig Talent mitbringen.

So macht man's richtig. "Cash in de Täsch", wie der Rheinländer sagt. Foto: Brandbazooka Advertising / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Wie blöd kann man eigentlich sein? Da unterschrieben, so die Darstellung in verschiedenen seriösen Medien, Franz Beckenbauer und der inzwischen lebenslang gesperrte FIFA-Funktionär Jack Warner eine Art Vertrag, in dem erklärt wird, dass Warners Verband für nicht näher definierte Leistungen ebenfalls nicht definierte Gegenleistungen erhalten sollte. Natürlich gibt es wie immer mehrere Erklärungen, doch im FIFA-Skandal hat bisher jede mühsame Erklärung von Vorfällen nichts weiter getan als den Verdacht zu erhärten, die FIFA (und wohl auch die UEFA, der DFB und andere) seien das, was die amerikanische Justizministerin Loretta Lynch als „mafiöse Struktur“ bezeichnet hat.

Aber da wäre ein Haken. Der ordentliche deutsche Bestecher rückt zwar ebenso wie seine Kollegen in anderen Ländern gerne Bares heraus, aber nur gegen eine ordentliche Quittung und auf Grundlage eines vorab unterzeichneten Papiers. Denn alles muss seine Ordnung haben, sei es auch noch so illegal. Typisch deutsch, auf eine Art.

Jetzt, wo Deutschland endgültig im „Club der korrupten Bananenrepubliken“ angekommen ist, sollte man vielleicht einmal Nachhilfe in Anspruch nehmen. Wie besticht man korrekt? Was für schriftliche Spuren hinterlässt man dabei (keine, ihr Deppen!). Sollte man Bestechungsgelder über Konten transferieren (auf keinen Fall!)? Macht es Sinn, Bestechungsgelder steuermildernd anzugeben (eher nicht…)? Denn in all diesen Bereichen müssen wir noch richtig viel Fortschritte machen, wollen wir im Konzert der Großen der internationalen Bestechung mitspielen. Und das wollen wir ja.

Auch das tiefe deutsche Grundbedürfnis, alles und jedes statistisch zu erfassen, in Kategorien zu bringen und möglichst lückenlos zu dokumentieren, ist einer ordentlichen Bestechung eher abträglich. Denn in Zeiten von allen möglichen „Leaks“ muss man davon ausgehen, dass kaum etwas geheim bleibt. Und was lückenlos dokumentiert ist, kann eben auch irgendwann lückenlos nachvollzogen werden. Fragen Sie mal Herrn Beckenbauer.

Doch muss man enttäuscht feststellen, dass vermutlich jeder lokale Ortsverein der Mafia diese Dinge besser handhaben würde. Keine Aufzeichnungen, Bargeld und geheime Orte zur Geldübergabe, so macht man das! Aber nicht verzagen – mit Übung, Übung und nochmal Übung werden wir Deutschen auch das noch meistern. Und wenn wir dann gelernt haben, wie man richtig besticht, dann werden wir Weltmeister sein.

1 Kommentar zu Korruption auf die deutsche Art – alles muss seine Ordnung haben!

  1. Alles sehr zutreffend und wunderschoen beschrieben – bis auf die wohlwollende Mutmassung, wir seien erst jetzt im Club der korrupten Republiken angekommen, tsss…

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