Krieg statt Kultur

Um Energie zu sparen, schließt die Stadt Straßburg nun die städtischen Museen zwei Tage pro Woche statt einen Tag. Ein verheerendes Zeichen für das, was da auf uns zukommt.

Aucch das MAMCS muss künftig einen zusätzlichen Tag schliessen. Bedenklich. Foto: Txllxt TxllxT / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Straßburg ist die erste Stadt Frankreichs, die diesen Schritt geht. Um Energie zu sparen, schließen die Museen der Stadt einen zusätzlichen Tag pro Woche. Niemand kann bestreiten, dass die Energie-Knappheit eine direkte Folge des Kriegs in der Ukraine und der damit verbundenen Streichungen von Gas- und Öl-Lieferungen ist. Daher ist logisch, dass hier Kultur für Krieg geopfert wird. Und das ist vermutlich nur der Anfang. Wobei die Einsparungen verschwindend gering sein dürften.

Kultur, so sagt man, ist das, was den Menschen vom Tier unterscheidet. Und dem europäischen Gründervater Robert Schuman wird (fälschlicherweise) der Satz zugeschrieben: „Wenn ich Europa erneut zu gründen hätte, würde ich mit der Kultur beginnen“. Wenn nun aber dem Krieg in der Ukraine ein Kulturtag in den Museen zum Opfer fällt, dann ist das ein mehr als bedenkliches Zeichen. Gewiss, Olena Zelenska hat dem Westen vorgeworfen, dass man hier „Pennys zählt“, während man in der Ukraine „Opfer zählt“, doch muss man sich doch die Frage stellen, wie das alles weitergehen soll. Dieser Anschlag auf den Kulturbetrieb muss auch im Zusammenhang damit gesehen werden, dass die Förderungen von Kultureinrichtungen immer knapper werden, während die Kosten für die Arbeit im Kulturbetrieb immer weiter ansteigen. Kann und soll man dem Krieg in der Ukraine alles opfern?

Ob nun Besucher in den Museen sind oder nicht, die Heizung kann man deswegen noch lange nicht abstellen. Denn Kunstwerke müssen bestimmte Umgebungstemperaturen haben, damit sie nicht beschädigt werden. Da spielt es keine Rolle, ob nun jemand vor einem Gemälde oder einem anderen Kunstwerk steht oder nicht – geheizt werden muss trotzdem. Insofern ist nicht einmal klar, was man eigentlich einsparen will, wenn man die Museen einen zusätzlichen Tag schließt.

Wohin die Reise geht, wird immer deutlicher – alles ist dem Krieg in der Ukraine unterzuordnen, bei dem Europa bereitwillig die seltsamste aller Rollen übernommen hat. Nämlich diejenige des Zahlmeisters für alle Kriegsparteien. Seit Beginn des Kriegs hat Europa für 140 Milliarden Euro Energieträger von Russland gekauft, 40 Milliarden an Geld und Waffen an die Ukraine geliefert und der Wiederaufbau des Landes, den natürlich auch Europa zu tragen hat, wird momentan mit mindestens 350 Milliarden Euro beziffert. Und diese pharaonischen Summen sollen nun, zumindest teilweise, dadurch finanziert werden, dass man den Kulturbetrieb reduziert? Wer entscheidet so etwas eigentlich? Einen demokratischen Konsens für diese Art der Kriegsführung kann man jedenfalls in Europa nicht erkennen, auch nicht in der Europa-Hauptstadt Straßburg.

Die Nachricht kommt in der Bevölkerung an – ab sofort wird alles dem Krieg untergeordnet. Haben wir uns damit abgefunden, dass künftig nur noch der Krieg in der Ukraine unser Leben bestimmt?

In der Ukraine, so unsere eigene Propaganda, werden „europäische Werte verteidigt“, ohne dass jemand genau definieren könnte, worin diese „Werte“ eigentlich bestehen. Es gibt keinerlei westliche Strategie für diesen Krieg, weder für die Kriegsführung, noch für die Zeit danach. Während sich Russland, China, der Iran und zahlreiche andere Länder zu neuen Koalitionen zusammenfinden und gemeinsam die Zukunft dieses Planeten festlegen, lässt sich der Westen am Nasenring durch die Manege führen, sowohl vom Kriegsverbrecher Putin, als auch von Zelensky.

Würde ein zusätzlicher Tag der Museen-Schließung tatsächlich enorme Einsparungen bringen, dann hätte man das entsprechend kommunizieren müssen. Doch politische Entscheidungen werden heute nach dem Motto „Friß oder stirb“ getroffen, erklärt wird nichts mehr, es wird nur noch „mitgeteilt“. Man darf gespannt sein, was als nächstes kommt…

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