Kriegswirtschaft hüben wie drüben
Weder Russland noch der Westen können sich wirtschaftlich ein Ende des Ukraine-Kriegs leisten. Dass „Kriegswirtschaft“ Menschenleben kostet, scheint nicht zu interessieren.

(KL) – Sie haben es geschafft. Sowohl Russland als auch der Westen haben ihre Wirtschaft derartig auf „Kriegswirtschaft“ umgestellt, dass sie sich ein Ende des Kriegs eigentlich gar nicht leisten können. Denn Kriegswirtschaft bedeutet massenhafte Herstellung von Waffen und Waffen gehören zu den Produkten, die man benutzen muss, wenn man weitere Waffen herstellen und verkaufen will. Während sich langsam, aber sicher im Westen die Erkenntnis durchsetzt, dass Putin vielleicht gar keinen Frieden will, hat die EU einen neuen Fonds von 150 Milliarden Euro zur gemeinsamen Beschaffung von Waffen beschlossen. Die Eskalation ist offenbar die einzige Idee, die dem Westen zu diesem Krieg einfällt. Und da auch die Ukraine sich lieber komplett vernichten lässt, als den Verlust von vier bereits verlorenen Regionen zumindest temporär anzuerkennen, steht uns also eine Eskalation dieses Kriegs bevor, dessen Ende niemand abzuschätzen vermag.
Dass sich nun beide Seiten in die wirtschaftliche Notwendigkeit manövriert haben, diesen Krieg weiterführen zu müssen, ist eine Katastrophe. Denn die Eskalation dieses Kriegs wird unweigerlich dazu führen, dass die Auseinandersetzung mit immer brutaleren Waffen geführt wird, bis hin zum Einsatz des russischen Nuklear-Arsenals. Ob es in dieser Situation wirklich angebracht ist, sich gegenseitig mit immer intensiveren Angriffen unter Druck zu setzen, leere Drohungen auszustoßen und genau das weiterzumachen, was sich seit über drei Jahren als erfolglos zeigt, darf und muss hinterfragt werden.
Die USA sind seit Trumps Amtsantritt kein zuverlässiger Partner mehr, der „Deal“ über die Bodenschätze der Ukraine bringt den USA wahrscheinlich einen finanziellen Nutzen und der Ukraine keinerlei Sicherheit, und in dieser Gemengelage muss man ebenfalls festhalten, dass die Europäer keinerlei Rolle spielen, außer der des Zahlmeisters und Säbelrasslers. Bei den verschiedenen Gesprächen, die bislang stattfanden, waren die Europäer ausgeschlossen und verbrachten ihre Zeit lieber damit, sich gegenseitig stark zu reden und Russland substanzlos zu drohen. Was ebenfalls nur ein Zeichen der Hilf- und Machtlosigkeit der Europäer ist, wobei man ja noch nicht einmal von den „Europäern“ sprechen kann, da einige EU-Mitglieder inzwischen offen auf Seiten Russlands stehen.
Die Frage, die man nicht im Westen, sondern in der Ukraine stellen sollte, lautet: „Wie weit wollt ihr bei diesem Krieg wirklich gehen?“. Wollen die Ukrainer wirklich bis zum letzten Blutstropfen kämpfen, die Zerstörung des Landes in Kauf nehmen und als Volk umgebracht werden, bis auf diejenigen, die rechtzeitig das Land und das Kriegsgeschehen verlassen haben? Diese Frage können nur die Ukrainer beantworten, doch sie werden nicht befragt. Selenskyi entscheidet und wenn seine Entscheidung lautet, dass er in Kauf nimmt, dass der Krieg mit der totalen Niederlage seines Landes endet, dann müssen die Ukrainer das entweder mittragen oder sich dagegen stemmen. Doch weder die USA, noch die EU, können darüber entscheiden, was die Ukrainer wollen. In dieser Situation fällt allerdings auf, dass die Ukrainer das auch nicht entscheiden können – die Entscheidungen werden über ihre Köpfe hinweg getroffen.
Die „Friedensgespräche“ oder Diskussionen über mögliche Waffenstillstände waren verlorene Zeit und zeigen nur, dass beide Seiten inzwischen Opfer ihrer eigenen Propaganda geworden sind. Drei Jahre nach der Invasion Russlands wochenlang darüber zu schwadronieren, dass Russland nun endlich seinen „bedingungslosen Friedenswillen“ nachweisen soll, ist entweder ein Zeichen für einen intellektuellen Aussetzer, oder eben, dass man anfängt, die eigene Propaganda nicht mehr von der Wirklichkeit unterscheiden zu können. Dabei fällt allerdings auf, dass Russland schon seit geraumer Zeit seine Bedingungen genannt hat, weswegen die Forderung nach einer „bedingungslosen Waffenruhe“ geradezu abstrus ist.
In Kriegen gibt es keine Sympathie- oder Haltungsnoten, es gewinnt das Land, das besser ausgerüstet ist. Und das ist Russland, hinter dem auch noch die BRICS+-Staaten stehen, die ungefähr die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen und deren BIP inzwischen über dem der G7-Staaten liegt. Daher muss man damit rechnen, dass Russland diesen Krieg militärisch gewinnen wird, wenn er nicht zuvor auf diplomatischer Ebene gestoppt wird. Nur – niemand hat ein Interesse daran, diesen Krieg zu stoppen. Die USA wollen „Deals“ machen und je länger dieser Krieg dauert, desto voluminöser wird der Vertrag für den Wiederaufbau, den sich BlackRock bereits gesichert hat; Russland hat ebenso wie Europa kein Interesse an einem schnellen Ende des Kriegs, denn wir haben ja auf beiden Seiten auf „Kriegswirtschaft“ umgestellt und das kann man nicht von heute auf morgen rückgängig machen.
Nach wie vielen Jahren des mörderischen Kriegs wollen unsere „Verantwortlichen“ anfangen, die Lage realistisch einzuschätzen und nicht länger an ihre eigenen Propaganda-Lügen zu glauben? Das allabendiche Wiederholen der Selenskyi-Propaganda nützt überhaupt nichts und macht die Lage nur noch schlimmer. Wenn keine der vielen Seiten ihre Position grundlegend ändert, wird sich auch an der Situation nichts ändern. Doch so, wie es aussieht, wird man erst dann anfangen nachzudenken, wenn es zu spät sein wird. Was das für die Menschen in der Ukraine bedeuten wird, mag man sich nicht vorstellen.
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