Kuba – Kann die Revolution auch ohne die Castros fortgesetzt werden?

Karl-Friedrich Bopp kommentiert die Situation in Kuba nach der Ankündigung von Raoul Castro, sich aus der Politik zurückzuziehen.

Das waren revolutionäre Zeiten... Raoul Castro (links) mit Che Guevara 1958... Foto: Anonymous / Wikimedia Commons / PD

(Karl-Friedrich Bopp) – Eigentlich sind es in Kuba Synonyme. Revolution und Castro. Castro und Revolution. Nun geht die Castro-Ära nach 60 Jahren zu Ende. Nachdem Fidel vor 10 Jahren aus Gesundheitsgründen die Macht an seinen kleinen Bruder Raoul übergab, hat auch der sich am letzten Wochenende im Alter von 89 Jahren aus der Politik zurückgezogen. Wird die Revolution auch ohne die Castros weiterzuführen sein?

Raoul stand zeitlebens im Schatten seines großen Bruders Fidel. Er war aber schon dabei, als am 1. Januar 1959 die kubanischen Revolutionäre siegreich in die Hauptstadt Havanna einzogen und übernahm sofort Schlüsselfunktionen in der Revolutionsregierung.

Der Zeitpunkt der Revolution war denkbar ungünstig. Der sogenannte Kalte Krieg zwischen der Sowjetunion und den USA war damals so heiß, dass letztere die Annäherung der Karibikinsel an Moskau mit größter Abneigung verfolgten. Eine Handelsblockade wurde verhängt, die in den kommenden Jahren zu immer stärkeren Versorgungsengpässen auf der Insel führten. Eine Handelsblockade, die übrigens heute noch gilt.

2016 war ein Jahr der Hoffnung. Am 20. März reiste Barack Obama als erster US-Präsident seit 88 Jahren zu einem Staatsbesuch nach Havanna. Er verfügte erleichterte Reisen für US-Bürger und machte Investitionen für US-Firmen möglich. Das Tauwetter war leider nur von kurzer Dauer. Präsident Trump verschärfte sofort wieder die Sanktionen, so dass wichtige Medikamente und auch Lebensmittel immer knapper wurden.

Dann kam auch noch die Covid-19-Pandemie. Sie ließ den Tourismus einbrechen und somit blieben wichtige Devisen aus. Kuba erlebt seitdem die schlimmste Wirtschaftskrise seit 30 Jahren.

Unter den Kubanern macht sich daher immer mehr Unruhe breit. Das kommunistische Regime spürt zum ersten Mal so etwas wie Gegenwind, der seine Kraft aus einer gut vernetzten Bürgerrechtsbewegung speist. Kurz vor dem Parteitag des letzten Wochenendes legten 300 Bürger und Bürgerinnen ein Manifest vor, in dem unter anderem das Ende von Zensur und Repression gefordert wurde, sowie ein Recht auf Eigentum und freie Meinungsäußerung. Kurz, die Ablösung der kommunistischen Diktatur durch eine freiheitliche Gesellschaft.

Wie schnell es allerdings dazu kommt, das steht im Augenblick eher in den Sternen. Die Nachfolger der Castros sind Kinder der Revolution und haben sich in ihrer langen Karriere insbesondere durch eine Eigenschaft ausgezeichnet – politische Linientreue.

Trotzdem wurde auf den wachsenden Druck reagiert. Im letzten Jahr wurde eine Währungsreform durchgeführt und eine Reihe von Sektoren für Selbständige geöffnet. Reformansätze gibt es. Für die betroffene Bevölkerung kommen die Veränderungen allerdings entweder zu langsam oder zu spät. Bleibt die spannende Frage, ob das Abtreten der glorifizierten Castro-Revolutionäre die Forderungen nach wirklichen Reformen so laut werden lässt, dass letztendlich das kommunistische System mit Einheitspartei selbst ins Wanken gerät.

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