Küken, Polizei und Waffendeals

Der deutsch-französische Ministerrat in Toulouse sollte den „europäischen Motor“ stärken. Doch Einigkeit herrscht zwischen Emmanuel Macron und Angela Merkel nur, wenn es um Rüstungsdeals geht. Oder um Küken.

Einer der Gewinner des deutsch-französischen Ministerrats in Toulouse - da macht es nicht viel, dass es wenig andere Ergebnisse gab... Foto: Xocolatl / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Sie geben sich Mühe. Sie versuchen wirklich, so etwas wie ein herzliches Verhältnis aufzubauen. Aber irgendwie klappt es nicht so richtig – zwischen Angela Merkel und Emmanuel Macron stehen eine Generation Altersunterschied, unterschiedliche Interessen beider Länder und die persönlichen Ambitionen der beiden, die sich nach wie vor um die Führungsrolle in Europa streiten. Das tun sie zwar auf eine sehr diskrete Art und Weise, doch eines schaffen die beiden nicht: die deutsch-französischen Beziehungen und damit den „Motor Europas“ mit neuem Leben zu behauchen.

Dass es in Zeiten von militärischen Auseinandersetzungen in Syrien, die großteils mit Waffen aus Deutschland und Frankreich bestritten werden, nicht zu einem echten Moratorium oder gar einem Umdenken kommt, sagt bereits vieles. Dass sich beide nun in Toulouse auf die „De-Minimis-Regelung“ geeinigt haben, ist schon fast unangenehm. Denn diese Regelung besagt, dass wenn eines der beiden Länder in seinen Rüstungsprojekten weniger als 20 % Bauteile aus dem jeweils anderen Land verwendet, dieses die Exporte derart produzierter Waffen nicht blockieren darf. Bei Rheinmetall, Dassault und Kollegen dürfte diese Regelung Beifall auslösen, ermöglicht sie doch, Waffenembargos elegant zu umgehen und weiter ungebremst Waffen in die Kriegsgebiete dieser Welt zu exportieren.

Aber das war nicht das einzige Ergebnis des deutsch-französischen Ministerrats in Toulouse, bei dem es in erster Linie um eine europäische Haltung in den aktuellen Brexit-Gesprächen gehen sollte. Hierzu gab es zwar keine bemerkenswerten Fortschritte, dafür einigte man sich aber darauf, dass in beiden Ländern ab 2021 das Schreddern männlicher Küken in großen Hühner-Zuchtbetrieben verboten werden soll. Diese widerliche Praxis ist weit verbreitet, da männliche Küken wirtschaftlich nicht nutzbar sind und daher unmittelbar nach dem Schlüpfen in riesigen Schreddern getötet werden. Also eine gute Nachricht für Millionen von Küken, die sich sicherlich heute schon darauf freuen, ab 2021 auf eine andere Art in den Kükenhimmel geschickt zu werden.

Und – es soll nun schnellstmöglich eine deutsch-französische Einsatzgruppe der Bundespolizei und der Gendarmerie Nationale gebildet werden. 10 deutsche Polizisten und 10 französische Gendarme werden künftig bei Katastrophen, Unglücken und auch in der Region bei Veranstaltungen wie NATO-Gipfeln und anderen eingesetzt werden. Dieses Projekt wurde zwar schon 2017 beschlossen, die hierfür vorgesehenen Polizisten sind bereits ausgebildet und können ab sofort in dieser virtuellen Einheit eingesetzt werden. Es ist immer gut, wenn man ein paar solcher Projekte in der Reserve hat, wenn es über die großen und wirklich wichtigen Fragen (Türkei, Klimawandel, EU-Erweiterung, Brexit etc.) nichts Konkretes zu berichten gibt.

Und so sind dann die größten Nutznießer dieses deutsch-französischen Ministerrats Millionen von männlichen Küken, für die nun eine „humanere“ Exekutionsmethode erarbeitet werden wird. Blöd nur, dass männliche Küken weder in Deutschland noch in Frankreich wählen können…

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