Kultureller Zugewinn?

Die Innenstadt von Straßburg verändert sich. Viele Geschäfte geben auf und an ihrer Stelle erobert eine unsägliche Fast-Food-Unkultur die Stadt. Wie anderswo auch.

Das Auftauchen des nächsten Kebab-Ladens in der Sttrassburger Innenstadt ist kein gutes Zeichen... Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY 2.0

(KL) – „Das Beste der Kebab-Küche, schon bald in Straßburg – Berliner, das Original“, kann man momentan in der Straßburger Innenstadt an einem Bauzaun lesen. Dies ist nur der nächste Schritt einer Transformation der Innenstädte, bei der Straßburg nicht die Ausnahme, sondern ein typisches Beispiel ist. Nun könnte man die Achseln zucken und sich sagen, naja, der nächste Fast-Food, doch für das Gastronomie-Land Frankreich ist das Auftauchen dieser Fast-Food-Ketten nicht mehr und nicht weniger als ein Anschlag auf eine Essenskultur, die langsam, aber sicher stirbt.

Der Kebab, das wohl typischste kulinarische Highlight der Berliner Küche… man glaubt zu träumen. Aber abgesehen davon, dass es sich um eine türkische, und nicht etwa um eine Berliner Spezialität handelt, ist das Auftauchen dieser Ketten ein Phänomen, über das man nachdenken sollte.

Beispiel Straßburg: Seit Beginn der Pandemie vor drei Jahren haben sich im Herzen der Innenstadt jede Menge Fast-Food-Ketten etabliert. Auf einem Quadratkilometer findet man inzwischen McDonalds, KFC, Black&White, Five Guys und verschiedene andere Produzenten von zweifelhaftem Essen, das nicht nur zumeist ziemlich ungesund, sondern dazu auch noch ziemlich teuer ist. Da es aber in den Innenstädten immer weniger „klassische“ Restaurants mit einem Tagesessen gibt, haben die Fast-Food-Händler Hochkonjunktur.

Reicht uns das Beispiel USA nicht? Wo bereits Kinder und Jugendliche ein Übergewicht mit sich herumtragen, das geradezu lebensverkürzend ist? Müssen wir jetzt auch noch unsere Innenstädte amerikanisieren?

Erstaunlich ist, dass diese Ketten die Genehmigung erhalten, die Innenstädte mit ihren Angeboten zu überziehen, die französische Gastronomie-Kultur zu unterlaufen und damit einen kulturellen Wandel zu initiieren, der nicht viel Positives mit sich bringen kann.

In der Nachbarstadt Kehl hatte es eine vergleichbare Entwicklung mit Spielhallen gegeben. Einige Jahre lang eröffnete alle paar Wochen eine Spielhalle in der Kleinstadt, bis es am Ende Spielhallen an jeder Ecke gab. Als dies Überhand nahm, reduzierte die Stadt drastisch die Genehmigungen und zahlreiche dieser Spielhallen mussten schließen. Der Stadt Kehl und ihrem Stadtbild hat dies gut getan. Warum also erteilt man all diesen Fast-Food-Ketten in Straßburg die entsprechenden Genehmigungen?

Aber am Ende des Tages entscheiden die Konsumenten. Niemand zwingt einen, diese Tempel des schlechten Essens zu besuchen. Auf jeden Fall ist die kommende Eröffnung von „Berliner – Das Original“, nur einen Steinwurf vom zentralen Kléber-Platz entfernt, alles andere als ein kultureller Zugewinn. Es handelt sich vielmehr um die Kapitulation vor der amerikanischen Unkultur. Und das ist bedenklich.

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