Legt mal eine andere Platte auf…

Der Chef war da. Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky war gestern in Brüssel, um den dortigen Europa-Politikern mitzuteilen, was diese zu tun haben.

Der Chef auf Besuch in der Aussenstelle der ukrainischen Regierung in Brüssel... Foto: © European Union 2023 - EP

(KL) – „Ach“, seufzte die Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola in der Außenstelle des Europäischen Parlaments in Brüssel, „wir verstehen, dass Sie nicht nur für Ihre Werte kämpfen, sondern für unsere!“ Ob die europäischen Spitzen, die diesen Blödsinn gebetsmühlenartig wiederholen, selber noch an diese 08/15-Propaganda glauben? Die Ukraine kämpft für sich, was ja völlig in Ordnung ist, wenn sie das tun will, doch man sollte speziell im Korruptionssumpf Brüssel aufhören, von „Werten“ zu sprechen. Russland hat die Ukraine überfallen, die Ukraine hätte gerne, dass der Westen für sie einen Krieg gewinnt, den sie alleine nicht gewinnen kann und Kiev hätte gerne, dass die Europäer am Ende auch die Schäden bezahlen, die durch diesen Krieg verursacht worden sein werden. Mit „Werten“ hat das nichts zu tun und überhaupt, nicht erst seit dem Kaili-Skandal fragen sich immer mehr Menschen, wie eigentlich diese „europäischen Werte“ aussehen. Mit den Interessen der rund 500 Millionen Europäerinnen und Europäer haben diese „Werte“ auf jeden Fall nichts zu tun.

Mit welchem Mandat Roberta Metsola dann aber behauptet, „Die Ukraine ist Europa und die Zukunft Ihres Landes liegt in der EU“, ist schleierhaft. Die Ukraine, ein von Korruption bis in die höchsten Ebenen durchseuchtes Land, hat auf lange Jahre hinaus nichts in der EU zu suchen. Der „schnellstmögliche Beitrittsprozess“ für die Ukraine, von dem Metsola dann sprach, wurde von der Aussage untermauert, dass „als nächster Schritt Langstrecken-Systeme und Kampfjets“ geliefert werden müssen, „um die Freiheit zu schützen“. Eigentlich schade, dass in einem so angespannten Moment die europäischen Spitzen offenbar den Verstand verlieren.

Doch wird immer deutlicher, wo heute europäische Politik gemacht wird. Nicht in Brüssel, nicht in Straßburg und nicht in Luxemburg, sondern in Kiev. Die europäischen Spitzen verhalten sich wie Claqueure, die dem großen Helden Zelensky zu Füßen liegen und sie haben es bis heute nicht geschafft, eine europäische Strategie zu diesem Krieg, vor allem aber für die Beendigung desselben zu entwickeln. Doch wenn die europäische Politik schon die europäische Wirtschaft, die europäischen Sozialsysteme und den europäischen Gesellschaftsfrieden für Bachmut und Soledar opfert, dann sollten sie sich wenigstens etwas Mühe geben und eine andere Platte auflegen. Mit Sprüchen wie „in der Ukraine werden europäische Werte verteidigt“ sorgt man heute nicht mehr für Begeisterung, sondern für Unmut, denn inzwischen haben viele Menschen verstanden, dass diese Aussage einfach nicht stimmt.

Wie Schafe trotteln die Europäer dem großen Führer Zelensky hinterher in den III. Weltkrieg. Es reicht, dass der ukrainische Präsident seine Wunschzettel einreicht und Europa springt. Waren vor drei oder vier Wochen Kampfjets und Langstreckenraketen noch eine „rote Linie“, wird heute begründet, warum auch russisches Territorium angegriffen werden muss und wer diese Kampfjets und Langstreckenraketen zu liefern hat. Bei Unklarheiten oder anderen Fragen, reicht es, sich an Zelensky zu werden.

Das völlig verbeamtete Brüssel, wo man normalerweise zum Luftholen drei Formulare ausfüllen muss, verzichtet auch darauf, in irgendeiner Form zu kontrollieren, was eigentlich mit den vielen Waffen und den Milliarden passiert, die ständig in die Ukraine geschickt werden. Ach ja, die Ukraine ist ja ein Land der „europäischen Werte“, an der Spitze ein Präsident, der seine Millionen, deren Herkunft völlig unklar ist, laut Panama-Papers in der Karibik in einem Steuerparadies gebunkert hat. Da muss man nichts kontrollieren, schon gar nicht, wenn man Ursula von der Leyen heißt und es gewohnt ist, dass Millionen eben mal einfach verschwinden können. Ob man in den Sphären der hohen europäischen Politik eigentlich noch mitbekommt, was die einfachen Bürger von diesem Korruptions- und Kriegszirkus halten?

Von Frieden sprach in Brüssel bei diesem netten Besuch niemand. - Dafür ist Krieg ja auch viel zu aufregend, während Frieden mühsam und langweilig ist. Außerdem bekommen europäische Politiker in Friedenszeiten auch keine dieser chicen, olivgrünen T-Shirts, in denen selbst schon fast so aussieht wie ein heldenhafter Kämpfer. Nur – was ist eigentlich die Aufgabe der europäischen Institutionen? Europa unter dem Kommando von Zelensky und Biden in einen Krieg zu führen, in dem es keine Gewinner geben kann? Wäre nicht vielmehr die Aufgabe der EU, nach Wegen zum Frieden zu suchen? War nicht „Frieden“ einmal ein europäischer Wert, auf den sich alle verständigen können? Heute spricht in Brüssel niemand mehr von Frieden, das Verhältnis zum Krieg wird geradezu libidinös.

„Ja, aber man kann Putin doch nicht einfach machen lassen“, ist das einzige Argument, das die Kriegshetzer vorbringen. Strategien für den Frieden werden schon gar nicht mehr diskutiert, es geht darum, die Russen aus Gebieten zu werfen, in denen sie sich eingegraben haben. Es geht aber nicht darum „Putin machen zu lassen“, sondern Hunderttausende Menschenleben zu retten, vielleicht sogar Millionen, wenn sich dieser Krieg so entwickelt, wie es sich gerade ankündigt.

Da passt es kaum ins Bild, wenn Mossad-Quellen informieren, dass sämtliche Zahlen, die im Zusammenhang mit diesem Krieg veröffentlicht werden, falsch sind. Die Ukraine steht nicht etwa kurz davor, den Donbass und die Krim zurückzuerobern, sondern steht vor einem jahrelangen Stellungs- und Materialkrieg, der Menschenleben und Verwüstungen hervorbringen wird, aber weder einen Sieger, noch Frieden als Ergebnis haben wird.

Immerhin, das Ganze hat die Welt und speziell Europa im letzten Jahrhundert zweimal erlebt. Und da der Mensch nicht gerade lernfähig ist, macht man es eben jetzt zum dritten Mal. Zum Glück kommen die Brüsseler Beamten nicht auf die Idee, uns vorzugaukeln, dass ihr Handeln in unserem Interesse liegt, denn das wäre schon ganz schön starker Tobak.

Tja, dann kann Zelensky jetzt beruhigt nach Kiev zurückreisen, nachdem er in der Außenstelle seiner Regierung in Brüssel so ziemlich alles erreicht hat, was er wollte. Die Europäer werden brav ausführen, was man in Washington und Kiev fordert und wer heute noch behauptet, die westlichen Länder wären keine Kriegsparteien, der lügt sich und den anderen etwas vor. Europa steht heute im Krieg und da sich niemand mehr für Frieden interessiert, wird die Eskalation dieses Kriegs ungebremst weitergehen. Allerdings ist auch klar, wohin sich das alles entwickeln wird und anders als 1945 und 1918 wird dieses Mal niemand erstaunt sagen können, dass man nicht mit dieser Entwicklung rechnen konnte. Dieser Krieg wird sich in seinen Folgen potenzieren und das ist offenbar das, was man sich gleichermaßen in Moskau, Brüssel und Kiev wünscht. Wenigstens ein Punkt, in dem sich alle einig sind. Und einig sind sich die Akteure ebenfalls, dass die Rechnung für diesen Wahnsinn von denjenigen zu begleichen sein wird, die ohnehin nichts haben.

Wie frustrierend, dass der Mensch lieber die gleichen Fehler erneut macht, als sich ernsthaft Gedanken zu machen, wie man die immer näher rückende Katastrophe verhindern kann. Zwei Friedenspläne liegen bereits auf dem Tisch, doch weder Zelensky, noch Putin, noch die EU haben Lust, über diese Pläne auch nur zu sprechen. Aber, wie gesagt, „Frieden“ ist heute ein Schimpfwort, das als Synonym von „Putin-Freund“ verwendet wird. „Krieg“ hingegen bedeutet heute „europäische Werte“. Das, was heute passiert, hat die Welt schon mehrfach erlebt und sie wird es nun wieder erleben. Wie sagte der Comedian Rolf Miller: „Bei diesem Krieg könnte die Menschheit vernichtet werden. Es kann aber sein, dass es auch negative Folgen gibt…“

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