Freiburg hat jetzt 222.203 Einwohner

Das Statistische Jahrbuch 2015 der Stadt Freiburg zeigt: Mehr Babys, mehr Ausländer, mehr Arbeit, mehr PS.

In Freiburg lebten 2015 0,9 Prozent mehr Menschen als 2014. Foto: Bicker

(TK) Es ist dicker denn je: Das Statistische Jahrbuch der Stadt Freiburg enthält 316 Seiten voller Daten zu Bevölkerung, Wirtschaft, Kultur, Wahlen, Verkehr und weiteren Lebensbereichen. Jahr für Jahr ist es ein Fundus an Geschichten und Daten. Und mittlerweile hat diese “Fundgrube” den Umfang des Freiburger Telefonbuchs erreicht: Seit heute liegt das Kompendium vor, das vom Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung herausgegeben und vertrieben wird. Es enthält alle wichtigen Statistiken der Stadt.

Fast jeden Lebensbereich haben die Autoren bewährt gründlich unter die Lupe genommen. In 15 Kapiteln skizzieren sie demografische, wirtschaftliche, soziale, ökologische und kulturelle Aspekte. Im zwanzigseitigen Schlusskapitel ziehen sie Vergleiche zu benachbarten und anderen Stadtkreisen in Baden-Württemberg. Zeitreihen zeigen die Entwicklungen der letzten Jahre auf, während Stadtbezirkstabellen innerstädtische Unterschiede vor Augen führen. Enthalten sind auch die Ergebnisse des Bürgerentscheids zum SC-Stadion am 1. Februar und der Migrantinnen- und Migrantenbeiratswahl am 19. Juli 2015.

Ein paar Zahlen gefällig? Am 1. Januar 2015 hatte Freiburg nach amtlicher Zählung 222.203 Einwohner (plus 0,9 Prozent gegenüber 2014). Ein Jahr zuvor waren es 220.286 gewesen. Die amtliche Einwohnerzahl basiert auf dem Zensus zum Stichtag 9. Mai 2011. Ihre Fortschreibung nach Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Familienstand erfolgt auf Grundlage des Bevölkerungsstatistikgesetzes nach dem Begriff der „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Dieses Verfahren ist bundesweit für alle Gemeinden einheitlich und wird von den Statistischen Landesämtern angewendet. Die danach ermittelte Einwohnerzahl dient für interkommunale Vergleiche und zur Anwendung von Rechtsvorschriften mit Bezug zur Einwohnerzahl einer Gemeinde (z.B. im Wahlrecht oder bei Finanzzuweisungen).

Damit liegt die amtliche Einwohnerzahl um 4.162 Personen über der Einwohnerzahl des städtischen Melderegisters, das am 1. Januar 2015 insgesamt 218.041 Personen und ein Jahr zuvor 215.950 Personen verzeichnet hat. Dieses Register beruht auf allen melderechtlichen Vorgängen (wie Zu- und Wegzügen). Es wird laufend aktualisiert und ist für statistische Auswertungen auf örtlicher Ebene maßgeblich. Unter anderem wird damit die Struktur der Bevölkerung nach Alter, Geschlecht und Staatsangehörigkeit in der Stadt insgesamt und in ihren einzelnen Stadtbezirken festgestellt.

Der Anstieg der Bevölkerungszahl hängt mit dem unvermindert sehr hohen Geburtenüberschuss zusammen. Mit einem Überschuss von 550 Personen reicht das Jahr 2014 knapp an den Rekord von 2010 (plus 583) heran. Den 1.860 Freiburgern, die 2014 verstarben, stehen 2.410 Lebendgeburten von ortsansässigen Müttern gegenüber. Somit trägt der „natürliche Saldo“, wie der Geburtenüberschuss auch genannt wird, knapp ein Drittel zum erwähnten Bevölkerungszuwachs bei.

Stärker als der natürliche bestimmt aber der Wanderungssaldo die Veränderung der Bevölkerungszahl. Im Jahr 2014 konnte Freiburg 21.354 Zuzüge und 20.046 Wegzüge verzeichnen. Daraus resultiert ein Außenwanderungssaldo von 1.308 Personen – der niedrigste Wert seit 2007. Besonders die Wanderungsverluste mit dem Umland lagen 2014 (minus 865) deutlich höher als im Vorjahr (minus 584). Dieser Wanderungsverlust in Rekordhöhe liegt wohl daran, dass es für viele Haushalte, gerade junge Familien, schwieriger geworden ist, sich in Freiburg mit entsprechendem Wohnraum zu versorgen.

Der Anstieg des Außenwanderungssaldos mit dem Ausland gründete 2014 (also vor der Flüchtlingswelle 2015, deren Zahlen im Jahrbuch noch nicht auftauchen) hauptsächlich auf den hohen Zuzügen aus der und geringen Wegzügen in die Europäische Union. So ist die Zahl der Ausländer und Ausländerinnen weiter gestiegen. Zum 1. Januar 2015 wies Freiburg einen Ausländeranteil von 14,7 Prozent auf; ein Jahr zuvor waren es 14,0, vor fünf Jahren 12,9 und vor zwanzig Jahren 11,3 Prozent. Die Zahl der Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit blieb etwa konstant. Dagegen stieg die Zahl der Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit um fast 2.000. Diese Wanderung war 2014 noch stark beruflich bedingt: Ausländische Arbeitskräfte und Studierende ziehen nach Freiburg, (deutlich weniger) deutsche Arbeitskräfte ziehen ins Ausland.

Im August 2014 hat die Bundesagentur für Arbeit die Aufbereitung ihrer Beschäftigungsstatistik modernisiert und neu abgegrenzt. Daher ist es, auch in Freiburg, schwierig, die Beschäftigtenzahlen von 2014 mit den Vorjahren zu vergleichen. Ungeachtet dessen stellt die städtische Statistik fest, dass sowohl die Zahl der Beschäftigten, die in Freiburg wohnen, als auch die der ansässigen Arbeitsplätze leicht gestiegen ist. 2014 gaben 72.410 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Freiburg als ihren Wohnort an (plus 2.101 Personen), dies liegt im Rahmen der Zuwächse der vergangenen Jahre von 1.000 bis 2.000 Beschäftigten jährlich. Zum gleichen Zeitpunkt gab es 114.602 Arbeitsplätze in Freiburg. Dieser deutliche Sprung (plus 5.154 Stellen) liegt vermutlich auch am erwähnten Revisionseffekt.

Entsprechend dem Zuwachs an Arbeitsplätzen in Freiburg wächst die Zahl der Berufseinpendler wesentlich stärker als die Zahl der Auspendler. Im Jahr 2014 pendelten 62.595 Personen in die Stadt und 20.567 Personen aus der Stadt. Bei den Einpendelnden liegen Frauen mit einem Anteil von 51 Prozent vorn, bei den Auspendelnden sind es die Männer (60 Prozent).

Wer die Gewerbeanmeldungen (2.062) den Abmeldungen (1.887) gegenüberstellt, erhält 2014 in Freiburg einen Saldo von 175 Anmeldungen. Die meiste Bewegung gibt es seit Jahren im Bereich „Handel mit und Instandhaltung/Reparatur von Kraftfahrzeugen“.

Die Zahl der Arbeitslosen ist zum 31. Dezember 2014 gesunken (minus 186 Personen), nachdem sie seit 2011 zugenommen hatte. Dabei sank die Zahl der arbeitslosen Frauen (minus 110) stärker als die der Männer (minus 76). Die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag wie im Vorjahr bei 6,0 Prozent. Leicht gestiegen ist dagegen die Zahl der Bedarfsgemeinschaften. So gab es Ende 2014 15.732 Personen (plus 122) in 8.592 Bedarfsgemeinschaften (plus 92). Davon gelten 11.189 (plus 68) Personen als erwerbsfähige Hilfebedürftige.

Zum ersten Mal seit Jahren gesunken sind die Zahlen der angekommenen Gäste und der Übernachtungen. Im Jahr 2014 kamen 712.053 Personen (minus 5.375) und sorgten für 1.357.965 Übernachtungen (minus 29.670). Ursache dieses Rückgangs ist der Wegfall der Polizeiakademie, die als meldepflichtige Einrichtung rund 400 Schlafgelegenheiten bot. Laut FWTM hatte die Polizeiakademie im Jahr 2013 noch 31.000 Übernachtungen gemeldet.

Während die Zahl der Gäste insgesamt sank, ist die Zahl der ausländischen Gäste erneut angestiegen – um 16.575 auf 243.174 Personen. Auch die Übernachtungen von ausländischen Gästen sind entsprechend angestiegen (plus 23.696). Allerdings sank die Aufenthaltsdauer je Gast auf 1,91 Tage (minus 0,13).

Angeführt wird die Liste der häufigsten Übernachtungen mit großem Abstand von Gästen aus der Schweiz. Sie kamen 2014 auf 104.777 Übernachtungen (plus 13.931). Es folgen die Gäste aus Frankreich und Italien mit 39.822 bzw. 37.325 Übernachtungen. Häufiger als im Vorjahr übernachtet haben Gäste aus Großbritannien (plus 4.651), Spanien (3.291) und China (2.747). Am stärksten zurückgegangen ist die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus den Niederlanden (minus 4.982), USA (minus 3.250), Dänemark (minus 939) und Japan (minus 754).

Am 1. Januar 2015 waren in Freiburg 111.114 Kraftfahrzeuge angemeldet, darunter 86.894 Personenkraftwagen. Dies ist der höchste je am Ort gemessene Bestand. Da auch die Einwohnerzahl seit Jahren stark steigt, hat sich der „Kraftfahrzeuge-pro-Kopf-Wert“ kaum verändert. Am 1. Dezember 2015 kamen 504 Kfz (darunter 394 Pkw) auf 1000 Einwohner. Seit 2008 sind beide Werte konstant.

Aufschlussreich ist auch die Aufteilung Personenkraftwagen nach Kraftstoffarten. Zum Stichtag 1. Januar 2015 waren 55.423 „Benziner“ mit Otto-Motor gemeldet (minus 448), 30.163 Diesel-Fahrzeuge (plus 1527), 445 Fahrzeuge mit Benzin/Flüssiggas (plus 14), 318 Hybriden mit Benzin- und Elektroantrieb (plus 63) und 108 reine E-Autos (plus 47). Damit hat sich der langjährige Trend fortgesetzt, wonach die Zahl der Benzin-Fahrzeuge zurückgeht, während der Bestand an Diesel-Fahrzeugen stetig wächst. Bei den alternativen Antriebsformen ist ein starkes Wachstum erkennbar, dennoch bleibt ihr Anteil an den Pkw-Zahlen verschwindend gering.

Zudem fällt in der Kraftfahrzeugstatistik auf, dass auch in Freiburg immer mehr Motorleistung gefragt ist. So ist der Anteil der Pkw unter 55 kW/75 PS von 2008 (20,3 Prozent) bis heute (14,4 Prozent) stetig gesunken. Zugleich ist die Quote der leistungsstärksten Pkw mit über 110 kW/150 PS deutlich angewachsen, von 16,4 (2008) auf 23,1 Prozent.

Das Statistische Jahrbuch 2015 kann als Druckversion ab sofort für 10 Euro plus Versandkosten beim Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung (Fax 201-5598, statistik@stadt.freiburg.de) bestellt werden. Umfangreiche statistische Informationen sind auch im Internet unter www.freiburg.de/statistik verfügbar.

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