London? Wieso eigentlich immer London?

Die westliche Propaganda im Krieg in der Ukraine ist nicht viel besser als die russische Propaganda. Und dann stellt sich die Frage, warum „London“ eigentlich immer alles weiß...

Der britische Geheimdienst ist zum festen Bestandteil der Kriegs-Propagandaa geworden. Doch ds wundert offenbar niemanden. Foto: Foreign and Commonwealth Office / Wikimedia Commons / OGL 1.0

(KL) – Glaubt man der westlichen Propaganda im Ukraine-Krieg, so hat die Ukraine diesen schon so gut wie gewonnen. Tägliche Berichte des britischen Geheimdiensts erklären uns, dass die russische Armee völlig demoralisiert ist, dass sich die Ukraine von Geländegewinn zu Geländegewinn hangelt, dass die Russen Rückschlag um Rückschlag hinnehmen müssen und die Ukraine gar nicht anders kann, als demnächst wieder ihre Flagge im Donbass und in der Krim zu hissen. Doch ein Blick auf den Frontverlauf zeigt eine ganz andere Realität.

Die russische Kriegsmaschine rückt langsam, aber unaufhaltsam vor, die Front frisst sich immer tiefer in das ukrainische Kernland vor. Dass die Ukraine inzwischen gezwungen ist, ihre eigene Infrastruktur zu zerstören, um den Vormarsch der russischen Armee zumindest zu verlangsamen, wird von „London“ als Erfolg verkauft, doch ist es ein Erfolg, wenn man seine eigenen Brücken, Eisenbahnlinien und Straßen zerstören muss, um das Vorrücken des Feindes zumindest ein wenig zu verlangsamen?

Dass im Krieg Propaganda als strategisches Mittel eingesetzt wird, ist natürlich nicht neu. Doch wem nützen die Märchen aus „London“ und vor allem, wieso „informiert“ der britische Geheimdienst die Weltöffentlichkeit über das Geschehen in der Ukraine? London ist weit entfernt von der Front in der Ostukraine und es ist nur schwer vorstellbar, dass der britische Geheimdienst Scharen von Spionen in der Nähe der ukrainischen Front einsetzt, die dann „objektiv“ über das Geschehen berichten.

Die Einschätzung der Briten, dass der russischen Armee die Puste ausgeht und die ukrainische Armee das Geschehen immer besser im Griff hat, wird ohne Quellenangaben, Beweisen oder sonstigen Elementen von den westlichen Medien übernommen. Ziel ist es dabei, den Westen zu überzeugen, dass der Sieg nah ist und nur noch ein paar klitzekleine Milliarden und Waffenlieferungen nötig sind, um den Russen den Rest zu geben. Und diese Propaganda wird im Westen nicht hinterfragt, sondern freudig von den westlichen Regierungen übernommen, die nun bereits anfangen, ihre Bevölkerungen auf den Krieg einzustimmen. Aber warum gibt sich die britische Regierung für diesen Kommunikations-Hokus-Pokus her?

Natürlich beinhaltet diese britische Propaganda auch das Hohelied auf den Kriegshelden Selensky, denn im Westen hat man sich darauf verständigt, dass Selensky ein Held ist, dessen Vorgehen man weder hinterfragen, noch kritisieren darf. Wer Selensky nicht als Helden betrachtet, sondern als undurchsichtige Figur, gerät sofort in den Verdacht, ein „Putin-Freund“ zu sein.

Über all das und auch über die ukrainische Strategie sollte man diskutieren können. Doch inzwischen werden Politiker wie Michael Kretschmer, der Ministerpräsident von Sachsen, schon deshalb mit Shitstürmen aus der Ukraine überzogen, weil sie wagen, von Waffenstillstand, Verhandlungen und Frieden zu sprechen.

Bleibt die Frage, warum „London“? Warum soll ausgerechnet der MI6 mehr über die Situation in der Ukraine wissen als andere? Warum kommuniziert „London“, und nicht die Ukraine selbst? Seltsam, dass niemand diese Frage stellt, sondern alle westlichen Mainstream-Medien täglich freudig die Nachricht übernehmen, dass es den Russen nun an den Kragen geht und der Sieg schon bald errungen sein wird.

Doch am Ende des Tages entscheidet sich ein Krieg nicht in den Propaganda-Abteilungen der Machthaber, sondern auf dem Schlachtfeld. Hier sehen die Experten-Meinungen, wie diejenige des österreichischen Obersten, Militärhistorikers und ausgewiesenen Experten für Kriegsführung Markus Reiser militärisch für die Ukraine eher finstere Perspektiven. Aber die will niemand hören. Hauptsache, „London“ verbreitet täglich gute Nachrichten von der Front. Bringen wird diese Propaganda am Ende allerdings nicht viel.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste